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Superfood my ass! Warum unser Avocado-Konsum so schädlich ist

Gesund, gesünder, Veganer. Die Weltverbesserer unter den Konsumenten: Sie schonen Tiere, die Umwelt und essen sich gesund. Veganes Leben ist nicht mehr nur eine moralische Entscheidung, sondern mittlerweile ein Lifestyle. Neben den altbekannten Fashion-Bloggern reihen sich jetzt „Foodlover“ in die Riegen der Social-Media-Stars. Sie fotografieren ihr Essen um die Wette und wer dabei am kreativsten dekoriert, bekommt die meisten Likes. Die alternativen Ernährungsformen gehen Hand in Hand mit dem Fitness-Wahn: Dünn sein allein ist out – superfit ist jetzt gefragt. Weil sich immer mehr Menschen für das gesunde Leben entscheiden, entsteht daraus selbsterklärend eine Lobby. Somit bekamen die berühmten „Superfoods“ eine hohe Stellung auf dem Markt. Goji-Beere, Chia-Samen und co, versprechen ein langes und schönes Leben. Doch der Vorreiter aller heiligen, essbaren Pflanzen ist: die Avocado. Doch wie super kann etwas sein, das einmal um die Welt geschifft wurde?

 

Vorhang auf für die Avocado

 

Fakt ist, dass die vermeintliche Superfrucht nicht selten den ersten Platz auf der Einkaufsliste der Deutschen einnimmt: laut einer Studie wurden im Jahr 2015 rund 45.000 Tonnen Avocados nach Deutschland importiert – Tendenz steigend. Sie ist so vielseitig, dass kein Verzicht mehr möglich ist. Die ursprünglich Butterfrucht genannte Avocado verspricht, neben dem leckeren Geschmack, auch den Cholesterinspiegel zu senken, mit Vitamin A Knochen und Zähne zu stärken und die Sehkraft positiv zu beeinflussen. Neben all diesen gesundheitsfördernden Aspekten, ist die Avocado in der veganen Küche zusätzlich sehr praktisch. Ihre Konsistenz ersetzt tierische Produkte wie Butter und Eier. Doch nicht nur Vegetarier und Veganer lieben die kleine grüne Frucht – auch die Fleischfresser unter uns konsumieren sie tüchtig. Neben dem vorzüglichen Verzehr soll die hippe Frucht nämlich auch der Schönheit dienen. Es wird empfohlen, sich das Fruchtfleisch der Avocado auf Haut und Haar zu schmieren – ihre wertvollen Fette versorgen diese dann angeblich mit Feuchtigkeit und Vitaminen. Die Liste der Vorzüge könnte noch lange weiter ausgeführt werden.

 

Avocados haben Riesendurst!

 

Wer auf Fleisch verzichtet und stattdessen Avocados verspeist, mag erstmal meinen, eine umweltfreundliche Entscheidung getroffen zu haben – tierische Produkte führen die Liste der CO2-Emissionen nach wie vor an. Jedoch hat es die Avocado in anderer Hinsicht in sich. Ein Kilo Tomaten benötigen circa 180 Liter Wasser um zu gedeihen – die gleiche Menge Avocados hingegen ganze 1000 Liter. Und das in Gebieten, in denen die Wasserknappheit ohnehin schon ein Problem darstellt… denn die beliebte Frucht wächst bevorzugt in Südamerika- und Afrika. Da sich die Nachfrage der Avocado stetig steigert, müssen immer mehr Bäume gepflanzt werden. Dafür werden in Mexiko ganze Wälder gerodet – was eine große Umweltsünde darstellt. Jährlich werden rund 2 Milliarden Tonnen CO2 durch Waldrodung ausgestoßen, das sind knapp 20 Prozent. Die Avocado, auch grünes Gold genannt, steht mittlerweile sogar auf der Agenda der Kartelle Südamerikas. So viel Macht hat die kleine Frucht.

 

Die umweltschädliche Reise der Avocado

 

Dass die Avocado eine lange und aufwendige Reise bis in die deutschen Supermarktregale hat, wird von all den Weltrettern gerne mal unter den Tisch gekehrt. Zeit Online hat uns den Weg nachgezeichnet: Aus Südafrika angekarrt, werden die Avocados rund 26 Tage auf dem Schiff transportiert und mehrere 1000 Kilometer mit dem LKW gefahren. Zusätzlich zu dem transportbedingten CO2-Austoß, muss die Frucht aufwändigst verpackt werden, da sie sehr empfindlich ist. Die pflanzliche Diva will also nicht nur gut gepolstert reisen, sie muss sich auch stets in der richtigen Temperatur wissen, damit sie nicht verdirbt. Also werden die Avocados über den gesamten Transport künstlich temperiert, was ebenso umweltbelastend ist. Endlich am Ziel angekommen, ist es damit noch nicht geschafft. Jetzt will die Avocado erst einmal reifen. Wer gerne Guacamole nascht, weiß wie schwierig es ist, den perfekten Reifegrad zwischen matschig-braun und hart-grün zu erwischen. Dafür verwenden die Avocadovertreiber das Gas Ethen, mit dem die Früchte rund sechs Tage lang besprüht werden. Schließlich werden sie akribisch sortiert und perfekt geschichtet und gelangen so an den Endverbraucher.

 

Esst mehr Kohl!

 

Sind die „Superfoods“ also vielleicht eher die Bösewichte unter den Lebensmitteln? Die meisten unter den Zauberpflanzen kommen ganz und gar nicht aus unseren Breiten und sind alle mit einem großen ökologischen Fußabdruck verbunden. Wer sich also ernsthaft eco-friendly und gesund ernähren möchte, sollte darüber nachdenken, saisonales und regionales Obst und Gemüse zu essen und nicht zwangsläufig Erzeugnisse aus anderen Kontinenten. Der gute alte Kohl wird völlig unterschätzt! Er ist mindestens genauso gesundheitsfördernd wie die Avocado und ihm wird sogar die Wirkung der Wundheilung und entzündungshemmenden Wirkungen zugesprochen. Also ihr Weltretter da draußen, greift zum Kohl! Vielleicht ist er dann auch bald als schlichtes Portrait in diversen Instagram-Accounts zu bewundern. Guten!

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