Ein orangener Tiger in der Natur.

Fütterer is(s)t anders: Darum sind Tiger-Selfies nicht cool und instagrammable

Tierquälerei als „Wild Animal Sanctuary“ getarnt 

Die Wildtiere in diesen Einrichtungen sind meist schon in Gefangenschaft geboren. Viele von ihnen wurden schon sehr früh von ihren Müttern getrennt und traumatisiert. Durch das Leben in Gefangenschaft sind ihre natürliche Instinkte weitestgehend verloren gegangen. Das bedeutet: Die Tiere würden nie alleine in der Wildnis zurechtkommen – und können darum auch nicht wieder in die Wildnis entlassen werden. Die Tiere leben in Käfigen und sind oft angekettet. Zur Belustigung von Touristen werden sie zur Schau gestellt und vorgeführt. Das geht natürlich vollkommen gegen die Natur und Instinkte der Tiere. Damit sie nicht ihren Jagdinstinkten nachgehen, werden sie fast bis zur Ohnmacht betäubt: Sie werden mit Medikamenten ruhig gestellt, sodass sie parieren und still daliegen. Nicht mehr ganz so picturesque, oder? 

Auch wenn es sich um vermeintliche Zufluchtsorte handelt: Wilde Tiere leben dort in Gefangenschaft. Und das ist nicht in Ordnung. Hinter den Kulissen geht die Tierquälerei oft weiter. Falls die Tiere zu alt oder unansehnlich werden und ihre Haltung damit zu teuer, „verschwinden“ sie häufig auf mysteriöse Art und Weise.  

Schnipp schnapp, die Tourifalle klappt zu 

Ein Tiger-Selfie soll wohl suggerieren: Schaut her, wie mutig, frei und abenteuerlustig ich bin. Ich sehe darin allerdings vielmehr eine unreflektierte Peinlichkeit, die während des geführten Ausflugs des All-In-Thailand-Urlaubs zum vermeintlichen Schnäppchenpreis ergattert wurde. Ich meine: Wer kann heutzutage ernsthaft glauben, dass sich ein wilder Tiger freiwillig mit einer Horde Touristen ablichten lässt?  

Wir sind alle schon auf Tourifallen reingefallen. In Zukunft können wir allerdings darauf achten, „Wild Animal Sanctuaries“ im Urlaub – und natürlich auch zu Hause – bewusst zu umgehen, um Tierleid zu vermeiden. Es hilft schon, einen großen Bogen um diese Locations zu machen. Denn Nachfrage bestimmt das Angebot. Auch wenn du vor Ort keine Fotos machst, unterstützt du mit dem Besuch eine schreckliche Industrie, die längst überholt sein müsste.  

Denn keine Likes der Welt ist das Leiden eines majestätischen und stolzen Tigers wert. Ein Selfie mit einer Kokosnuss tut es meiner Meinung nach auch.  

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Bildquelle: Foto von Nick Karvounis von Unsplash; CCO-Lizens