Frau Rauch Ohren

Drecksstudiengang des Monats: Sozial-Wissenschaften

Forschen zerstört Freundschaften

Abgesehen von den ganzen Hausarbeiten gibt es immer wieder auch Forschungsprojekte, die grundsätzlich in der von allen geliebten Gruppenarbeit zu erledigen ist. Forschung kann unglaublich interessant sein. Es erschließt sich eine ganz neue Welt des wissenschaftlichen Arbeitens. Doch genau da liegt auch der Haken. Bei der ersten Forschung hat keiner in der Gruppe irgendeine Ahnung, was zu tun ist. Dennoch sind alle sicher, dass sie den einzig richtigen Weg gehen. Das führt nicht nur zu ewigen und anstrengenden Diskussionen, sondern auch zu echten Streits. Ich habe meine erste Forschung mit meinen besten Freunden betrieben. Über Monate arbeiteten wir zusammen, diskutierten über Methoden und Ergebnisse, waren alle kurz davor, uns gegenseitig die Haare auszureißen. Nach jedem Treffen waren wir alle froh, einander zumindest bis zum nächsten Tag los zu sein. Nach dieser Forschung was uns klar: Wir alle werden, um der Freundschaft Willen, nie wieder miteinander forschen. Doch auch, wenn man mit fremden Kommilitonen forscht, sind Streitigkeiten, Depression und Komplettaussetzer vorprogrammiert. Eine Dozentin sagte mir einmal: „Wenn sie während einer Forschung keinen Nervenzusammenbruch haben, machen sie etwas falsch.“

Trotz alldem liebe ich meinen Studiengang. Auch, wenn wir immer wieder der Lacher auf dem Campus sind. Die Geisteswissenschaftler, die Träumer, die später mal bei McDonald’s arbeiten. Wir, die wir nie ernst genommen werden, obwohl wir schon vor Jahrzehnten unglaubliche Muster in unserer Gesellschaft entdeckt haben. Ich bin stolz, Träumer zu sein. Und ich liebe die Verplantheit meiner Dozenten ebenso wie die ewigen Diskussionen über aktuelle politische Ereignisse in unseren Kaffeepausen. Ich liebe den Idealismus, den ich in vielen meiner Kommilitonen erkenne und hoffe, dass es uns tatsächlich irgendwie gelingt, die Welt zu verändern. Und was den Plan nach dem Studium angeht… Meine Verwandten haben mittlerweile aufgehört, mich über die Zukunft zu löchern. Werde ich aber von fremden Leuten noch dazu befragt, ist meine Antwort viel einfacher geworden: „Ich studiere BWL.“

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Bildquelle: kinkate via Pexels cc0 Lzienz