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Du tickst doch nicht ganz richtig! Wie Spleens unser Leben beeinflussen

Von Melanie Waldschmitt

Wer hat sie nicht? Komische Angewohnheiten, die irgendwie ja toootal typisch für einen sind. Meistens wird man erst darauf aufmerksam, wenn man schief angeguckt oder eben fett ausgelacht wird. Weil es Teil des eigenen Verhaltens ist. Wenn ich einen Platz verlasse, drehe ich mich jedes Mal wenige Sekunden später nochmal um und vergewissere mich, nichts vergessen oder verloren zu haben. Manchmal ertappe ich mich dabei, Worte die ich lese, in Abschnitte aus drei Buchstaben zu teilen. Und wenn ich etwas mit einem Löffel esse, passiert es mir ab und zu, dass ich auch mal beim Eis essen vorher puste, um mir die Schnute nicht zu verbrennen. Wahrscheinlich habe ich noch etliche Spleens mehr, die mir gerade nicht einfallen oder an mir noch gar nicht aufgefallen sind.

 

Jeder ist doch irgendwie Teilzeit-Notoriker

 

Denn diese Abläufe, die wir ständig wiederholen, wiederholen wir meistens unbewusst. Gesteuert durch das Gehirn. Das hat die nämlich abgespeichert – in den sogenannten Basalganglien, einer Region unterhalb der Großhirnrinde, sagt der Hirnforscher Gerhard Roth. Und somit schleicht sich der kontrollierende Blick auf den verlassen Platz immer wieder in den Alltag ein. Und sie nervt: Die zwanghafte Angewohnheit, nachzusehen ob man nicht eventuell seinen so mühsam auf Berufsmessen erklauten Werbekugelschreiber auf dem Tisch liegen gelassen hat. Es sind Gewohnheiten, die man als negativ wahrnimmt und sich immer und immer wieder vornimmt, zu unterlassen. Denn der Kugelschreiber liegt ohnehin nie da. Aber der prüfende Blick ist einfach fest verankert. Notorisch.

 

Alles reine Kopfsache

 

Und wenn ich Dinge nicht bewusst mache, dann mache ich sie eben unbewusst. Es ist Teil meines Verhaltensmusters. Roth erklärt, dass mein Hirn mich dafür belohnt, wenn ich Gewohnheiten nachgehen und deshalb Opioide ausschüttet, die mich happy machen. Das umzuschalten ist schwierig, denn es läuft ja schon eine ganze Zeit so. Der Stolz meines Hirns auf die wiederholte Leistung steht damit in Konkurrenz zu meinem guten Vorsatz. Um diesen erfolgreich umsetzen zu können, benötigt es eine Menge an Selbstwahrnehmung, um die unbewussten Vorgänge bewusst zu steuern und zu ändern. Meistens versuchen wir dann zu vertuschen, dass wir einfach einen kleinen Sprung in der Schüssel haben. Doch Scherben bringen ja bekanntlich Glück (oder zumindest ein paar Lacher!).

Auf dem Blog „Spleen24‟, gegründet von Christian Brandes, setzt der Berliner die Idee um, seine Ticks veröffentlichen und teilen zu können. Anonym. Denn oftmals sind uns diese Dinge unfassbar peinlich, weil wir Angst haben, schwach oder verrückt zu wirken. Wer sich durch die Marotten der anderen User durchklickt, merkt: irgendwie süß, das Ganze. 11 witzige Spleens haben wir hier mal zusammengestellt.

 


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    Achte darauf, wie du isst!

    „Wenn ich Brötchen oder Brot esse und der Belag über Kruste hinausschaut, muss ich immer erst den überstehenden Belag wegessen, bevor ich mit dem Brötchen anfangen kann.“