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Wer macht das Rennen als Nummer eins bei YouTube?

Ein 18-sekündiger Clip, aufgenommen vor dem Elefantengehege im Zoo von San Diego – inhaltlich kaum der Rede wert und doch ein Meilenstein in der Geschichte der Unterhaltung. Der Kurzfilm wurde am 23. April 2005 ins Internet hochgeladen, und YouTube war geboren. Heute ist die Videoplattform Anlaufstelle von mehr als 1,8 Milliarden Menschen pro Monat. Pro Minute kommen mehr als 400 Stunden Videomaterial dazu, hochgeladen von Leuten aus aller Welt.

Die Idee für die Plattform hatte Gründer Jawed Karim, als er so gut wie vergeblich nach Videos von dem verheerenden Tsunami in Südostasien sowie von Janet Jacksons berühmt-berüchtigten Auftritt bei der Superbowl, bei dem ihr die spärliche Kleidung verrutscht war, gesucht hatte. Fand er wider Erwarten Material, musste er erst jeweils einen speziellen Videoplayer installieren.

Das wollte Karim ändern. Gemeinsam mit seinen ehemaligen Paypal-Kollegen Chad Hurley und Steve Chen setzte er den Plan in die Tat um. Obwohl das Interesse am Anfang gering war, brachte ein Werbeclip mit Ronaldinho den ersten großen Erfolg. Sechs Monate nach dem Start von YouTube im nordkalifornischen San Mateo wurde das Video mehr als eine Million Mal angeklickt und Suchmaschinenriese Google wurde aufmerksam.

Mehr als 1,65 Milliarden Dollar blätterte das Unternehmen 2006 hin (das Gründertrio wurde in Google-Aktien bezahlt, die seitdem noch deutlich gestiegen sind), und der Aufstieg war unaufhaltsam.

In 88 Ländern gibt es YouTube inzwischen, und die erfolgreichsten Clips haben mehrere Milliarden Views. Das Musikvideo „Despacito“ von Luis Fonzi und Daddy Yankee ist derzeit der Spitzenreiter und knackte die Milliarden-Marke nach sage und schreibe 97 Tagen. Inzwischen sind es mehr als 5,3 Milliarden Views. Bei Betway können sogar schon Wetten abgegeben werden, wer zum Jahreswechsel der YouTube-Superstar mit den meisten Abonnenten. Als Favorit gilt mit einer Quote von 20/1 der kanadische Sänger und Tennieschwarm Justin Bieber.

Dem chilenischen YouTube-Star German Alejandro Garmendia Aranis, der mit Sola Hoy German und JuegaGerman gleich zwei Kanäle betreibt, werden mit einer Quote von 25 zu 1 ebenfalls gute Chancen eingeräumt. Der 28-Jährige, der Videos auf Englisch und Spanisch dreht, macht sich in den Filmen in erster Linie über Alltagsprobleme lustig. Mehr als 34 Millionen Abonnenten für seinen Hauptkanal Hola Soy German hat der Comedystar und Blogger inzwischen vermeldet. Mehr als 3,5 Milliarden Mal sind seine Videos bereits angeschaut worden, in denen er den Alltag, persönliche Erlebnisse, aber auch fiktionale Ereignisse durch den Kakao zieht. Seit September 2011 ist er auf YouTube aktiv, und Ende 2012 war sein Kanal die Nummer eins unter den Spanisch-sprachigen Angeboten.

Zum Star ist auch der Brasilianer Konrad Cunha Duntas geworden, der mit seinem Canal KondZilla jeden Monat fast zwei Millionen neue Abonnenten gewinnt. Der studierte Kameramann und Fotograf lädt auf seinem Kanal ausschließlich selbstproduzierte Musikvideos hoch. Mehr als 700 davon hat er mittlerweile gemacht, darunter mit den bekanntesten Künstlern des Landes.

Je erfolgreicher ein Kanal ist, desto mehr Geld lässt sich dank zugeschalteter Werbung auch für die YouTuber damit verdienen. Der Brite Daniel Middleton, der als DanTDM mehr als 17 Millionen Abonnenten hat, gilt als Spitzenverdiener. Im vergangenen Jahr soll er rund 16,5 Millionen US-Dollar eingenommen haben. Er lädt in erster Linie Minecraft-Let’s-Play-Videos und Mod-Reviews hoch. Den Anfang seiner Karriere machte er 2010 mit einem Kanal, den er Pokémon gewidmet hatte.

Auch der umstrittene Schwede PewDiePie ist dank YouTube längst zum Millionär geworden. Der 28-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Felix Kjellbert heißt, soll allein 2016 15 Millionen US-Dollar eingenommen haben. PewDiePie hat sich in erster Linie mit Let’s Plays von Computerspielen profiliert, in denen er die Spiele vorstellt und kommentiert. Aber auch schräge Montagen und Vlogs haben zu seiner Popularität beigetragen. Sogar Disney war an Bord, bis kontroverse Äußerungen mit antisemitischen Inhalten den Unterhaltungsriesen dazu bewogen haben, sich von PewDiePie zu trennen.

Die meistgesehen Videos sind aber noch immer Musikclips. Stars wie Ed Sheeran und Taylor Swift Vevo haben ihren eigenen Kanal. Hinter „Despacito“ ist das derzeit meistgeklickte Video Ed Sheerans „Shape of You“ mit mehr als 3,74 Milliarden Klicks, dicht gefolgt von „See You Again“ von Whiz Khalifa und Charlie Puth. Das einzige Nicht-Musikvideo in den Top 20 ist auf Platz vier mit zur Zeit 3,25 Milliarden Klicks „Mascha und der Bär – das Mascha-Speziale“ von Get Movies.

Weltweit werden pro Tag mehr als eine Milliarde Stunden an YouTube-Videos angeguckt – mehr als Netflix und Facebook gemeinsam verzeichnen. YouTube ist mittlerweile nach Google und Facebook die am dritthäufigsten besuchte Seite im Internet.

Musik und Minecraft waren 2014 die am häufigsten nachgefragten Begriffe, aber auch Katzenvideos, Kochrezepte, Erziehungshilfen, politische Debatten, Clips aus Krisengebieten und Web-Serien sind aus dem YouTube-Alltag nicht wegzudenken. Die Nutzungsmöglichkeiten sind fast unbegrenzt für eine ständig wachsende Zahl von Nutzern.

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