Zuckersteuer Frau mit Lollie

Ernährung: Zuckersteuer gegen Übergewicht

Ein, zwei Flaschen Cola am Tag gehen schon mal, oder? Eigentlich nicht. In einem halben Liter Cola stecken nämlich ganze 55 Gramm Zucker – und dann wundern wir uns, dass die Weltbevölkerung rasant dicker wird. Jeder Dritte ist übergewichtig, Deutschland liegt auf Platz drei der dicksten Länder der Erde. Wir konsumieren im Durchschnitt 100 Gramm Zucker pro Tag, die neuen Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO zum Zuckerkonsum geben aber nur 24 Gramm als empfohlene tägliche Menge an. Erwachsene sollen demnach nicht mehr als fünf bis 10 Prozent ihrer täglichen Kalorienzufuhr in Form von Zucker zu sich nehmen.

 

Wenn nicht die Regierung handelt, wer dann?

 

Die AOK fordert die Regierung schon seit einiger Zeit dazu auf, etwas gegen den steigenden Zuckerkonsum in Deutschland zu unternehmen. Gegen den Alkoholkonsum und das Rauchverhalten wurden schon einige Kampagnen gestartet, eine Präventionsaktion gegen die Zunahme des Zuckerkonsums will die Regierung allerdings nicht in Auftrag geben. Und trotzdem hat die EU einen kleinen, aber entscheidenden Schritt in die richtige Richtung gemacht und die Werbung für Zucker stark reduziert. Christian Fronczak, der Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, sagte gegenüber dem Tagesspiegel, sie würden politische Steuerung durch Werbeverbote und Strafsteuern für bestimmte Lebensmittel ablehnen. „Wir wollen niemanden bevormunden, indem wir ihm sagen, was er zu essen hat und was nicht.“

 

Eine Zuckersteuer soll unseren Konsum verringern

 

Großbritannien redet schon lange über das, was andere Länder bereits umgesetzt haben: die Einführung einer Zuckersteuer auf Softdrinks. In Skandinavien, Frankreich, Belgien, Ungarn und Mexiko hat sich diese Regelung als Reaktion auf den hohen Anteil an Diabetes und Übergewicht schon seit einiger Zeit bewährt. Unternehmen und damit auch Konsumenten müssen für zuckerhaltige Getränke und Gerichte also tiefer in die Tasche greifen. Die rund 660 Millionen Euro, die die britische Regierung dadurch einfahren will, werden in den Grundschulsport fließen. So soll nicht nur die zuckerhaltige Ernährung zurückgehen und Bewegung gefördert werden. Eine nette Idee – aber wird sie ihr Ziel erreichen? Der Finanzminister George Osborne setzt sich für das neue Gesetz ein. „Fünfjährige Kinder konsumieren jedes Jahr ihr Körpergewicht in Form von Zucker“, dagegen müsse dringend etwas unternommen werden. Bloß nicht zu voreilig will die Regierung ihre Pläne umsetzen und gibt den Unternehmen deshalb eine Zeitspanne von zwei Jahren, um den Zuckergehalt in den Getränken zu senken. Laut Spiegel sieht die britische Food und Drink Federation Osbornes Konzept skeptisch und glaubt nicht an eine Lösung des Übergewichtsproblems. Eher würde die Steuer Jobs kosten.

Wird über Schulen und Ernährung diskutiert, ist vor allem einer ganz vorne mit dabei: Jamie Oliver. Der Koch hatte schon vor mehreren Jahren mit seinem Kochprojekt an britischen Schulen den Versuch gestartet, jungen Menschen die gesunde Ernährung näher zu bringen und ist damit kläglich gescheitert – hauptsächlich dank der Eltern. Für ihn ist Hopfen und Malz trotzdem noch nicht verloren. Der vierfache Vater macht sich weiterhin für eine ausgewogene Ernährung stark und hat auch im Parlament für die Einführung der Zuckersteuer geworben.

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Wie viel Geld ist uns unsere Ernährung wert?

 

Wenn es um das Thema Essen geht, spielt der Preis eine große Rolle. Viele Menschen versuchen, beim Kauf von Essen und Getränken Geld zu sparen und greifen dann schnell mal im Tiefkühlregal zu. Beim Einkaufen beginnt das Problem, deshalb hofft die Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK) mit einer Zucker- und Fettsteuer auf höhere Preise bei ungesunden Lebensmitteln und fordert eine Preissenkung bei Obst und Gemüse – damit in dieser Abteilung wieder mehr Käufer zugreifen. Erschreckend ist auch, dass in vielen Lebensmitteln Zucker enthalten ist, in denen wir es nie erwarten würden, etwa in Joghurt, Vollkornbrot oder Balsamico-Essig. Ein guter Anfang wäre also erstmal die Aufklärung über einen angemessenen Zuckergehalt in der täglichen Ernährung und eine deutliche Kennzeichnung, welche Produkte wie viel Zucker enthalten.

 

Kann die Zuckersteuer etwas verändern?

 

Die neue Zuckersteuer in Großbritannien steigt bei fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter Produkt ein, bei acht Gramm Zucker beginnt die zweite Hürde. Je höher der Zuckeranteil, desto teurer werden also die Softdrinks. Ein Blick auf die vielen Anti-Rauch-Kampagnen wirft die Frage auf, ob dieses neue Konzept wirklich vom Kauf abschrecken wird. Es ist schon möglich, dass der steigende Preis so manch einen den Kauf nochmal überdenken lässt, zweifelhaft ist aber, ob die Menschen auch den Sinn hinter der Zuckersteuer verstehen. Wenn die Cola um ein paar Cent teurer wird, wird das wohl die wenigsten abschrecken. Und wenn, dann wird die Cola eben zur Schonung des Geldbeutels im Regal stehen bleiben, sicher aber nicht mit dem Hintergedanken eines zu hohen Zuckergehalts. Die Entscheidung für eine Fett- und Zuckersteuer in vielen Ländern zeigt auf jeden Fall, dass sich der Großteil der Menschen eindeutig zu ungesund ernährt. Ob Steuern dabei helfen – darüber lässt sich diskutieren. Klar ist aber: wir dürfen nicht mehr wegschauen, wenn wir unsere Gesundheit schützen wollen.

 

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Bildquelle: withbeautiful unter CC BY-SA 2.0