Zwei Frauen küssen sich

Trotz 80 Millionen Bakterien: Warum wir uns küssen

Besonders der erste Kuss mit einer geliebten Person ist aufregend und bleibt in Erinnerung. Doch warum küssen wir uns sich eigentlich – anstatt sich beispielsweise „nur“ zu umarmen?

Das Küssen wird meist mit Liebe und Zuneigung in Verbindung gebracht. Daher bedeutet ein Kuss für einige Menschen Intimität sowie Vertrauen und kann intensive Gefühle auslösen. Aber hatte ein Kuss schon immer solch einen hohen Stellenwert wie in heutigen Zeiten? Zumindest war dem vor etwa 4.500 Jahren bereits so, wie Wissenschaftler*innen neulich herausgefunden haben. Denn bei Forschungen entdeckte man unzählige, antike Keilschrifttafeln, die die Praxis des Küssens in verschiedensten zwischenmenschlichen Beziehungen darlegten. Der Mensch küsst also schon sehr lange, doch die genauen Beweggründe dafür sind noch umstritten. Eine mögliche Theorie dazu sowie andere interessante Fakten übers Küssen lassen sich hier nachlesen.

Wissenschaftliche Erklärung

Neben den neuen Schrifttafeln gibt es weitere Funde aus der Vergangenheit. Einige deuten darauf hin, dass man nicht nur vor langer Zeit, sondern auch so gut wie überall auf der Welt geküsst hat. Dazu zählen Aufzeichnungen aus dem Alten Ägypten oder Südasien, die ebenfalls tausende Jahre alt sind. Das Küssen wohnt einer Vielzahl der Menschen scheinbar inne und ist nicht an äußere Faktoren wie bestimmte Kulturen gebunden.

Der Ursprung dieses Verhaltens ist allerdings noch unbekannt. Forscher*innen der Philematologie (Wissenschaft des Küssens) sind im Laufe ihrer Arbeiten auf einige Denkansätze gestoßen. Einen Grund könnten Pheromone darstellen. Jene Geruch-Botenstoffe sind u. a. an unseren Nasenflügeln zu finden. Gleichsam ist durch Studien bewiesen, dass der Geruch eines Menschen mit seiner Attraktivität in Zusammenhang steht. Deshalb kam bei Forschenden die Vermutung auf, dass ein Kuss nichts anderes als ein „Überprüfen“ des gegenseitigen Geruchs ist. Man „checkt“ während des Küssens folglich ab, ob man sein Gegenüber – vielleicht auch seine*n potenzielle*n Partner*in – riechen kann. Es existieren jedoch noch zahlreiche weitere Theorien, die sich mit dem Küssen befassen.

Die Formel für Glück

Während man sich auf eine eindeutige Ursache noch nicht einigen konnte, ist die Wirkung eines Kusses sehr wohl bekannt. Lippen besitzen eine hohe Nervendichte, weshalb sie eine der sensibelsten Stellen des Körpers darstellen. Beim Küssen leiten diese Nerven Signale an das Gehirn weiter, was dann förmlich einen ganzen Cocktail an Glückshormonen ausschüttet.

Zu jenen Hormonen gehört zum einen Oxytocin, auch Kuschelhormon genannt. Es bekräftigt in erster Linie zwischenmenschliche Beziehungen und wird genauso bei der Mutter und ihrem Kind während des Stillens freigesetzt. Zum anderen erfahren wir einen Ausschuss von Serotonin und Dopamin, die uns ein beflügeltes und euphorisiertes Gefühl verschaffen. Nicht zu vergessen ist auch die Wirkung von Endorphinen. Diese stimmen uns ebenfalls glücklich und führen langfristig zu einer Verringerung der Bildung des Stresshormons Cortisol.

Bei einem zehn Sekunden andauernden Kuss können ca. 80 Millionen unterschiedliche Bakterienarten übertragen werden. Zugleich passt sich die Mikroflora im Mund an die des Gegenübers an, während der Bakterienaustausch stattfindet. Was im ersten Moment recht abstoßend klingt, kann für die eigene Gesundheit von Vorteil sein. Das Immunsystem wird durch diesen Prozess nämlich trainiert und gestärkt, sofern die Kusspartner*innen zu dem Zeitpunkt keine Krankheiten in sich tragen.

Es ist demnach nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Menschheit gerne küsst, ob auf platonischer oder romantischer Basis. Küssen kann eben viele positive Aspekte mit sich bringen, für Entspannung und Glücksgefühle sorgen und uns gesundheitlich ein wenig unterstützen.

Bildquelle: Ketut Subiyanto via Pexels; CC0-Lizenz