Mit 24 nicht mehr jung? Die ständige Angst vor dem Älterwerden
Mit Mitte 20 schon zu alt? Auf Social Media wird jungen Frauen eingeredet, dass das Altern um nahezu jeden Preis vermieden werden sollte. Wie TikTok und Co. die Angst vor dem Älterwerden verstärken.
Disclaimer: Der Beitrag basiert auf der Wahrnehmung unserer Autorin und enthält dementsprechend subjektive Standpunkte.
Es fühlt sich an wie ein Verrat am Feminismus, wenn ich folgendes Geständnis mache: Ich habe Angst davor zu altern. Ich bin erst 24 und schmiere mir seit einem Jahr jeden Abend Retinol und Hyaluronsäure ins Gesicht. Und wenn ich diesen Schritt meiner Skin-Care-Routine doch mal vergesse, bilde ich mir ein zu spüren, wie sich meine Lachfalten tiefer und tiefer in meine Haut graben.
Manchmal gelingt es mir, diese Sorge mit der „Quarter-Life-Crisis“ abzutun. Ich rede mir ein, dass es eigentlich keinen Grund zur Sorge gibt. Das klappt aber nur so lange, bis ich mal wieder durch eine x-beliebige Social-Media-Plattform scrolle. Die Omnipräsenz der Medien lässt es nicht zu, dass ich sorgenfrei älter werden kann – ganz im Gegenteil.
Woher kommt die Angst vor dem Älterwerden?
TikTok und Co. geben mir das Gefühl, dass es ab einem gewissen Alter zwei Möglichkeiten gibt: Entweder man sieht für immer jung aus oder man wird unsichtbar. Unzählige Anti-Aging-Tipps von 18-jährigen Userinnen oder der TikTok-Sound „You’re 20?! It’s okay. No one has to know, babygirl!“ tragen nicht gerade dazu bei, dass sich Menschen, die in ihren Zwanzigern oder älter sind, wohlfühlen.
„Getting old is hot“ konstatierte die Schauspielerin und selbsternannte Muse Julia Fox vor wenigen Monaten auf TikTok. Auf der Social-Media-Plattform wetterte sie in einem Video gegen den Druck, auch mit zunehmendem Alter jugendlich auszusehen, dem Frauen ausgesetzt sind. Sie wendete sich mit der Botschaft „Älterwerden ist sexy“ an die Schönheitsindustrie.
So ermutigend die Botschaft auch ist: Sie macht mich doch auch stutzig. Julia Fox ist schließlich selbst erst 33. „Alt und sexy“ habe ich sonst nur mit Männern wie George Clooney und Brad Pitt in Verbindung gebracht.
Was die Angst vor dem Älterwerden nicht gerade besser macht: Medien verwenden Headlines wie „Der Zahn der Zeit: Diese Promis sind vorzeitig gealtert“ (tz) oder „Diese Promis sehen älter aus, als sie eigentlich sind“ (gofeminin).
So ist es nicht verwunderlich, dass eine Studie ergeben hat, dass der Anti-Aging-Markt immer größer wird. Eine Befragung der „Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie“ aus dem Jahr 2021 belegt beispielsweise, dass sich immer mehr junge Frauen für Botox-Behandlungen unters Messer legen.
Zwar werden Influencer*innen teilweise transparenter, wenn es um ihre Schönheitseingriffe geht. Es scheint zu einem Akt des Empowerments geworden zu sein, offen über die Eingriffe zu sprechen. Doch genauso wie Botox sollten auch Falten entstigmatisiert werden.