Der Bechdel-Test: Welche Filme nehmen Frauen (nicht) ernst?
Der Bechdel-Test zeigt auf, inwiefern Filme Frauen eine eigene Geschichte geben, die sich nicht (nur) um einen Mann dreht. Zwar liefert der Test keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, ist aber dennoch ein guter Anhaltspunkt, um zu beurteilen, wie Frauen in Filmen dargestellt werden.
Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte der Autorin.
Du willst wissen, wie sich Marvel-Filme entwickelt haben und ob Kino-Klassiker wie „Herr der Ringe“, „Avatar“, „Star Wars“ und „Titanic“ den Test bestehen? Dann bleib bis zum Ende dran!
Was ist der Bechdel-Test?
Der Bechdel-Test wurde 1985 durch die amerikanische Cartoon-Zeichnerin und Autorin Alison Bechdel bekannt. Es handelt sich hierbei keineswegs um einen wissenschaftlichen Test, sondern lediglich um ein statistisches Hilfsmittel. Er wird genutzt, um die Stereotypisierungen weiblicher Figuren in Filmen zu beurteilen. Geprüft wird, ob Frauen eigenständige Rollen zukommen. So konnte das Center for the Study of Women in Television and Film der San Diego State University herausfinden, dass Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert sind.
Bei ihrer Untersuchung haben sie sich an die drei Fragen des Bechdel-Tests gehalten. Diese lauten:
- Gibt es mindestens zwei weibliche Rollen?
- Sprechen sie miteinander?
- Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?
In neueren Varianten des Tests wird zusätzlich die Frage gestellt, ob die beiden weiblichen Rollen im Film einen Namen haben.
Bemängelt wird an dem Test, dass er nur bedingt aussagekräftig ist. Ein Film, in dem sich zwei weibliche Charaktere nur über Make-up unterhalten, würde den Bechdel-Test bestehen. Hingegen würde ein Film mit nur einer starken weiblichen Hauptrolle durchfallen.
Wieso ist der Test dennoch wichtig?
Trotz dessen liefert der Test gute Anhaltspunkte, um einen Film zu beurteilen. Der Test hat gar nicht den Anspruch, einzuordnen, ob ein Film sexistisch ist oder nicht, sondern soll zum Nachdenken anregen: nämlich darüber, wie Frauen in Filmen dargestellt werden. Kommen sie überhaupt vor? Haben sie eigene Charakterzüge oder werden sie nur über ihre Beziehung zu männlichen Charakteren definiert?
Sollte ein Film den Bechdel-Test also nicht bestehen, heißt das nicht automatisch, dass der Film frauenfeindlich ist. Vielmehr lässt sich daraus schlussfolgern, wie schwer es für Frauen in der Filmindustrie ist, bedeutende Rollen zu ergattern. Auch zeigt der Test, wie sich Filme in den letzten Jahren gewandelt haben.
Der Wandel der Filmindustrie: Beispiel Marvel
Als 2012 der erste Avengers-Film in die Kinos kam, war die Freude gerade bei weiblichen Fans groß. Black Widow war nicht nur in einigen Szenen zu sehen, sondern hat eine Hauptrolle im Film übernommen. Auf den zweiten Blick wurde die Freude dann jedoch etwas gedämpft. Nicht nur war sie die einzige weibliche Hauptrolle, sondern sie wurde auch stark sexualisiert dargestellt. Seitdem sind mehr als zehn Jahre vergangen und es hat sich viel getan: Black Widow hat ihren eigenen Film bekommen, in dem sie als Person an erster Stelle stand und sich die Leinwand mit anderen weiblichen Hauptcharakteren teilte. Ebenfalls konnte „Captain Marvel“ mit der Darstellung einer starken Frau einen großen Erfolg feiern.
Innerhalb von rund zehn Jahren hat sich in Marvel-Filmen eine Diversität entwickelt, die vorher wohl kaum abzusehen war. Auch der Film „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“, welcher im Februar 2023 erscheint, lässt mit drei weiblichen Hauptrollen darauf hoffen, dass sich der Trend hin zu mehr weiblichen Charakteren fortsetzt.
Wie bereits erwähnt, ist der Bechdel-Test kein wissenschaftliches Tool, mit dem erforscht werden kann, wie sexistisch die Filmindustrie ist. Dass immer mehr (gerade typisch männerdominierte) Filme heutzutage den Bechdel-Test bestehen, zeigt jedoch einen eindeutigen positiven Wandel. Auf den nächsten Seiten lest ihr, welche Kino-Klassiker den Test bestehen – und welche leider gnadenlos durchfallen (Quelle).