Phubbing – Warum dein Smartphone deine Beziehung zerstört

Phubbing, das Phänomen, bei dem Menschen während eines Gesprächs auf ihr Smartphone schauen, hat weitreichende Folgen für das soziale Miteinander und die psychische Gesundheit. Studien zufolge kann es das Selbstwertgefühl und die Lebenszufriedenheit erheblich beeinträchtigen.

Neulich verabredete ich mich mit einer Freundin. Wir beschlossen, einen Spaziergang zu machen, um das schöne Wetter zu genießen und uns mal wieder richtig zu unterhalten. Doch mitten im Gespräch griff sie zu ihrem vibrierenden Telefon. Obwohl der Anruf offensichtlich nicht wichtig war, nahm sie ihn an und führte das Gespräch fort.

In diesem Moment spürte ich, wie meine Laune sofort kippte. Eine Welle der Melancholie überkam mich. Früher wäre es undenkbar gewesen, ein Gespräch für einen Anruf zu unterbrechen, besonders wenn man sich bewusst Zeit füreinander genommen hatte. Diese kleine Geste, die eigentlich banal schien, hatte jedoch eine tiefgreifende Wirkung auf mich.

Es störte nicht nur unsere Unterhaltung, sondern beeinträchtigte auch mein Wohlbefinden erheblich.

Wissenschaftliche Einblicke in Phubbing

Phubbing beschreibt die flüchtige Nutzung des Smartphones während eines persönlichen Gesprächs. Während gelegentliches Phubbing harmlos ist, kann häufiges Phubbing depressive Symptome und soziale Ängste hervorrufen. Betroffene fühlen sich oft unsichtbar, ignoriert und abgelehnt. Sie haben den Eindruck, nicht wichtig genug zu sein.

Eine von GEO zitierte Studie hat gezeigt, dass Kinder, die durch ihre Eltern gephubbt wurden, ein höheres Suchtverhalten nach Smartphones und sozialen Medien entwickeln. Zudem zeigen sie eine höhere Bereitschaft, sich an Cybermobbing zu beteiligen. Besonders stark wirkt sich mütterliches Phubbing negativ auf Kinder aus. Unsicher gebundene Kinder reagierten tendenziell mit mehr negativen Symptomen als sicher gebundene Kinder.

Phubbing am Arbeitsplatz: Ein unterschätztes Problem

Auch im Arbeitsumfeld stellt Phubbing ein erhebliches Problem dar. Vorgesetzte, die während Meetings auf ihr Smartphone schauen, beeinträchtigen die Zufriedenheit und das Selbstwertgefühl ihrer Mitarbeiter*innen. Eine Studie hat herausgefunden, dass Phubbing durch Vorgesetzte das Vertrauen der Angestellten in ihre Chefs senkt. Dies führt zu einem Rückgang des Engagements und verschlechtert die Arbeitsbeziehung. Mitarbeiter*innen fühlen sich durch das Verhalten ihrer Vorgesetzten weniger wertgeschätzt und motiviert.

Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf Phubbing

Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte Persönlichkeitseigenschaften das Phubbing-Verhalten beeinflussen. Eine Studie aus der Türkei hat herausgefunden, dass Menschen mit hoher Gewissenhaftigkeit seltener phubben. Diese Menschen können ihre Impulse besser kontrollieren. Im Gegensatz dazu neigten Menschen mit einem hohen Maß an Neurotizismus eher zum Phubbing, da sie weniger Willenskraft haben, ihre Impulse zu unterdrücken.

Übrigens ist Neurotizismus eine der Persönlichkeitseigenschaften, die zu den BIG FIVE zählen. Menschen mit einem hohen Grad an Neurotizismus wirken oft aufgeregt, unsicher, leicht reizbar, nervös und unzufrieden. Im Gegensatz dazu zeigt sich ein niedriger Neurotizismus in emotionaler Stabilität und geringer Ängstlichkeit; solche Personen erschienen ruhig, gelassen und ausgeglichen.

Die BIG FIVE

Neben Neurotizismus zählen laut Spektrum noch vier weitere Eigenschaften zu den BIG FIVE:

  • Extraversion: Diese Eigenschaft beschreibt die Neigung zur Geselligkeit und zum Optimismus. Der Gegenpol dazu ist Introversion, die durch Zurückhaltung gekennzeichnet ist.
  • Offenheit für Erfahrung: Dies bezieht sich auf die Neigung zur Wissbegierde und das Interesse an neuen Erfahrungen.
  • Verträglichkeit: Diese Eigenschaft zeigt die Neigung zum Altruismus, zur Kooperation und zur Nachgiebigkeit.
  • Gewissenhaftigkeit: Diese Eigenschaft umfasst die Neigung zur Disziplin, zur hohen Leistungsbereitschaft und zur Zuverlässigkeit.

Auch Haustiere reagierten übrigens auf Phubbing ihrer Besitzer*innen. Sie zeigen ähnliche Anzeichen von Traurigkeit und Sehnsucht wie gephubbte Kinder oder Freund*innen.

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Bild: Pexels; CC0-Lizenz