Radikale Wende: Was wäre, wenn alle vegan leben würden?

Stell dir eine Welt vor, in der alle vegan leben würden: Keine tierischen Produkte im Supermarkt, keine Lederjacken, keine Wurst auf dem Grill. Laut einem Gedankenexperiment von „ZDF heute“ wäre eine solche Veränderung nicht nur eine radikale Umstellung für unsere Essgewohnheiten, sondern hätte auch massive Auswirkungen auf zahlreiche Industrien – von der Landwirtschaft bis zur Pharmazie.

Ein radikaler Wandel

Die globale Tierproduktion, in der aktuell etwa 82 Milliarden Nutztiere gehalten werden, würde überflüssig. Joel Luc Cachelin, ein Zukunftsforscher, betont die tiefgreifenden sozialen Schocks, die ein solcher Wandel auslösen könnte. „Ich glaube, [die Menschen] würden sehr wütend werden und wahrscheinlich rebellieren“, führt Cachelin aus. In der Folge könnte jedoch eine Welle der Innovation entstehen, die neue Wege in der Produktion von Nahrungsmitteln und anderen Produkten eröffnen würde.

Innovationskraft ist gefragt

Diese Innovationskraft wäre essenziell, um den neuen Anforderungen einer veganen Welt gerecht zu werden. „ZDF heute“ berichtet, dass insbesondere in der Landwirtschaft große Flächen frei würden, die jedoch nicht alle für den Ackerbau geeignet sind. Hier könnten neue Anbauformen wie die Kultivierung von Mikroalgen oder das sogenannte Vertical Farming an Bedeutung gewinnen. Auch die Entwicklung von Laborfleisch könnte helfen, die Kluft zwischen traditionellen Essgewohnheiten und einer veganen Ernährungsweise zu überbrücken.

Gesundheitliche Risiken und Vorteile

Doch wie steht es um die Gesundheit? Lia Bally, Leiterin der Ernährungsmedizin am Inselspital Bern, weist auf die Herausforderungen hin, die eine rein pflanzliche Ernährung mit sich bringen könnte. Es bestünde das Risiko von Mangelerscheinungen, insbesondere bei Vitamin B12 und Calcium. Gleichzeitig könnten jedoch gesundheitliche Vorteile wie die Reduzierung von Antibiotikaresistenzen, die durch den massenhaften Einsatz in der Nutztierhaltung entstehen, realisiert werden.

Klima und Umwelt profitieren

Der positive Effekt einer veganen Lebensweise auf das Klima ist nicht zu unterschätzen. Cyril Brunner, ein Klimaforscher der ETH Zürich, erläutert, dass rund 15 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen auf die Nutztierhaltung zurückzuführen sind. Eine Reduktion dieser Emissionen sowie die Möglichkeit, auf den freiwerdenden Flächen neue Wälder zu pflanzen, könnten zur Bindung von CO2 beitragen und so die Erderwärmung verlangsamen.

Eine ferne Vision

Obwohl die Idee einer vollständig veganen Welt faszinierend ist, bleibt sie wahrscheinlich eine Vision für die ferne Zukunft. Cachelin ist sich sicher, dass der Konsum von Fleisch, Eiern und Milchprodukten zurückgehen wird, doch ein vollständiger Verzicht erscheint unwahrscheinlich. Nutztiere könnten in Bereichen wie der Landschaftspflege weiterhin eine Rolle spielen und damit einen Kompromiss zwischen einer veganen Lebensweise und traditionellen Praktiken darstellen.

Umwelt und Ethik Hand in Hand

Ein Leben ohne tierische Produkte würde nicht nur unsere Essgewohnheiten ändern, sondern auch Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft transformieren. Die Herausforderungen sind groß, doch die potenziellen Vorteile könnten den Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft ebnen. Am Ende bleibt nur die Hoffnung, dass mehr Menschen die Vorteile dieser Lebensweise erkennen, die letzten Endes allen zugute kommt – Mensch, Tier und Umwelt.

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Bildquelle: © Vecteezy, CC0-Lizenz