#blacklivesmatter: Die lauten und leisen Töne des Protests

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Keedron Bryant (@keedronbryant) am

Keedron Bryant hat die Art von Stimme, die Gespräche verklingen lässt. Egal wie schlecht die Lautsprecher des iPhones sind. In seinem Instagram-Post singt er gegen den Schmerz und die Verzweiflung, gegen den Hass und die Angst an. Keedron singt von dem, was People of Color jeden Tag passieren kann. Und dass er leben möchte. Er möchte leben. Keedron Bryant ist ein schwarzer Jugendlicher in den USA. 

Was das bedeutet, kann man sich aus der Ferne, in einem Land, in dem die meisten im Großen und Ganzen Vertrauen auf das Justizsystem haben, schwer vorstellen. Ein schwarzer junger Mensch in den Staaten zu sein heißt: Angst um die eigene Sicherheit haben. Angst vor denjenigen zu haben, die eigentlich für die Sicherheit im Land zuständig sein sollten. Die Polizei.

Es heißt: In dem Wissen aufwachsen, dass es auch dich treffen könnte. Wenn du einfach die Straße runtergehst, wenn du einkaufen bist oder in deinem verdammten Bett liegst und schläfst. Es heißt, dass deine Eltern mit dir von Kleinauf darüber reden, wie du dich verhalten musst, wenn du in eine Polizeikontrolle gerätst: Beweg dich langsam! Verschränk deine Hände hinter dem Kopf! Sei höflich, sag „Officer, Sir“! Lass sie nicht denken, du wärst ein „Thug“, trag keine Hoodies, keine Baggypants!

Als schwarzer junger Mann in Amerika aufzuwachsen heißt für viele: Deine Mom sagt morgens „Take care“ zum Abschied. Und du weißt, sie sagt das nicht nur so dahin. Sondern, weil sie Angst hat, dass du am Abend nicht mehr heimkommst. Weil du zur falschen Zeit am falschen Ort bist und etwa der Sorte Polizist*in begegnest wie George Floyd.

Der Ton wird schärfer: Der Präsident gegen die Menschen 

In den Staaten hat sich etwas Gefährliches zusammengebraut. Ein hochentzündlicher Molotowcocktail aus der Verzweiflung und Verbitterung vieler Menschen. Rassismus. Gewalt. Die sich immer weiter ausbreitende Pandemie. Arbeitslosigkeit. Das Gefühl, allein gelassen zu sein.

Nichts davon ist über Nacht passiert. Es ist auch Ergebnis einer Politik, die auf Lügen, Hass und Feindbildern aufbaut. Und Präsident Donald Trump heizt die aufgeladene Stimmung weiter an, droht den Menschen mit Militär. Hinter den Reihen des Secret Service steht er an einem der Panzerglasfenster des Weißen Hauses, verfasst den nächsten Hate-Post für Twitter und schaut hinab auf eine Nation im Chaos. Er denkt, er könne das Feuer, das auch er selbst jahrelang geschürt hat, mit einem Großbrand besiegen.

Und vor dem Weißen Haus, in Washington und rund 40 Städten Amerikas, stehen die anderen. Diejenigen, die zerstören, randalieren, zündeln. Diejenigen, die am nächsten Tag wieder herkommen werden, um ihre Stadt aufzuräumen. Diejenigen, die friedlich demonstrieren und für ihre Sache einstehen, die seit Jahren versuchen, sich Gehör zu verschaffen. Auf sozialen Netzwerken, in Football-Stadien, auf der Straße. Sie schreien „Black lives matter“ oder „I can’t breathe“.

Den Ton treffen: Hören und gehört werden

Viele von ihnen sind wütend und verzweifelt, aber geben nicht auf. Auch wenn sich nie wirklich viel geändert hat: ein paar Wochen bis zur nächsten Schlagzeile. Ein weiteres Gesicht, ein weiterer Name, der nicht vergessen werden darf und der für all das steht, was falsch läuft: Polizeigewalt. Struktureller Rassismus. Tausende People of Color, die tagtäglich in Angst leben. Cops und Politiker*innen, die über dem Gesetz zu stehen scheinen. Und auf der anderen Seite stehen sie: Menschen, die denken, doch nie laut genug schreien können.

Keedron Bryant ist mit einer Stimme gesegnet, die gehört wird. Er singt davon, dass Menschen wie ihm schlimme Dinge passieren können. Er erhebt seine eindringliche Stimme, um zu protestieren. Mit jedem Ton, den er trifft, mit jeder Oktave. Ein Protest, der ins Mark  geht. Weil es ein Protest des Gefühls, der Empathie ist und nicht der Zerstörung, der blinden Wut und des Hasses. Das Video des 12-Jährigen geht gerade durch alle Nachrichten, LeBron James, Janet Jackson und selbst Barack Obama resharen es. Keedron Bryant hat sich und seiner Botschaft Gehör verschafft.

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Bildquellen: Unsplash, CCO-Lizenz, TikTok