Erdbeben: Kaum Hilfe dringt nach Syrien durch

Das schwere Erdbeben in der Türkei und Syrien forderte bisher schon über 40.000 Tote (Stand: 15.02.2023). Humanitäre Hilfe wird jedoch überwiegend der Türkei zuteil. Dass nach dem Erdbeben kaum Hilfe nach Syrien durchdringt, hat einen Grund.

In der Türkei laufen die Bergungsarbeiten nach dem Erdbeben dank unterstützender Suchteams bereits. Im Nordwesten Syriens hingegen fehlt es an Hilfe und für Verschüttete besteht wenig Hoffnung, lebend gerettet zu werden. Laut ZDF berichten Augenzeug*innen vor Ort, dass schon einige Transporter die Grenze passiert haben: Gefüllt gewesen seien diese jedoch mit Baumaterialien und nicht mit den am dringendsten benötigten Gütern wie Nahrung, warmer Kleidung oder Medikamenten. Die Bevölkerung ist den Strapazen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ausgesetzt.

Woran die Hilfe scheitert

Insbesondere das Regime unter Baschar al-Assad erschwert die Unterstützung dieser Region, wie unter anderem die Stuttgarter Nachrichten berichteten. Bis vor wenigen Tagen gab es nur eine Grenze, über die Hilfsgüter in die Rebellengebiete geliefert werden konnten. Der Machthaber ignorierte internationale Forderungen nach mehr Grenzöffnungen. Vielmehr nutzte Assad die Katastrophe zu seinem eigenen Vorteil und forderte im Gegenzug die Abschaffung bestehender Sanktionen. Nach Angaben der UN hat Assad mittlerweile angekündigt, zwei weitere Grenzübergänge zu öffnen.

Trotzdem die Hilfe zugesagt wurde, könnte eine Zusammenarbeit mit dem Präsidenten mit Problemen verbunden sein. Der Tagesschau zufolge soll sich die Regierung immer wieder selbst an Hilfsgütern bereichern, die in die Hauptstadt des Landes gelangen. Auch viele an das Regime gezahlte Hilfsgelder sollen für eigene Zwecke genutzt werden. UN-Hilfsgüter landen Berichten zufolge auf dem Schwarzmarkt anstatt kostenfrei bei der Bevölkerung.

Die Lage vor dem Erdbeben

Die Vereinten Nationen gaben an, dass 90 Prozent der nordwestsyrischen Einwohner*innen auch schon vor dem Erdbeben auf humanitäre Hilfe angewiesen waren. Der seit 2011 in Syrien herrschende Krieg hat zur Folge, dass fast zwei Drittel des geteilten Landes im Assad-Regime leben.

Schon vor dem Beben verzeichneten Hilfsvereine eine Abnahme der Spendenbereitschaft für Syrien. Der Krieg in der Ukraine brachte bekanntlich ebenfalls Menschen in Not mit sich. Doch russische Bomben zerstören auch syrische Städte: Seit 2015 helfen russische Streitkräfte durch militärisches Eingreifen bei der Stabilisierung des Assad-Regimes.  

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Bildquelle: Sanej Prasad Suwal via Pexels; CCO-Lizenz