In jedem Gespräch gibt es sie: "Äähm". Foto: Pexels

Das „Ähm“ – eine missverstandene Superkraft

Am Anfang stand bei ihr das Essen. Sie besuchte dutzende Restaurants und zeichnete ihre Gespräche mit den Kellner*innen auf. Heißt konkret: Begrüßung, Speisekarte besprechen, Getränke und Essen bestellen, Nachspeise und die Rechnung bitte. Neben hoffentlich dutzenden guten Speisen interessierte Staley sich aber vor allem für die insgesamt 37 Stunden langen Gespräche, die sie im Anschluss transkribieren musste. Ziel war es zu untersuchen, wie oft, an welchen Stellen und vielleicht am wichtigsten, zu welchem Zweck die englische Variante „Um“ benutzt wurde. Die Ergebnisse lassen sich ganz gut mit ein paar Beispielen zeigen, die auch auf andere Lebensbereiche übertragen werden können. 

Beispiel 1: 

Gast: Wir nehmen ein Leitungswasser.

Bedienung: Ein Leitungs- äh normales Wasser.

In diesem Beispiel dient das Füllwort als eine Reparatur. Während es menschlich ist, das Gesagte vom Gast 1:1 zu übernehmen, so ist der Begriff „Leitungswasser“ für eine Bedienung in einem Restaurant nicht die gängige Ausdrucksweise. 

Beispiel 2:

Bedienung: Das Lamm wird mit einer äh Kruste serviert, mit ähm einer Kräuter- und ähm Senfkruste. 

Was auf dem Papier oder Bildschirm grausam aussieht und den Lesefluss erheblich stört, fällt in den alltäglichen Unterhaltungen kaum auf. „Zwischen den verschiedenen Speisen, die man bestellen konnte, war oft ein „Uh“ oder „Uhm“ zu hören“, erzählt Larssyn Staley gegenüber zeit.de. „Es ist wie ein Rahmen.“ Ähnlich wie bereits in der schottischen Studie beobachtet, dienen die Füllwörter hier zum einen dazu, schwere oder wichtige Worte hervorzuheben, aber auch um anzudeuten, dass ein neuer Themenabschnitt erreicht ist.