Können Tiere uns zu besseren Menschen machen?

Tiere bereichern unser Leben. Sie leben in Freiheit oder sind zu Hausgenossen geworden. In jedem Fall sorgt der Umgang mit ihnen dafür, dass sich etwas in uns zum Positiven verändert. Weshalb?

Ein Hund hört dir zu, wenn du keinen menschlichen Gesprächspartner hast. Eine Katze lässt sich kraulen und beginnt dabei entspannt zu schnurren, während du dich plötzlich geborgen fühlst. Kommt ein Pferd an den Koppelzaun gelaufen, um zu schauen, ob du etwas Fressbares mitgebracht hast, wird dir das ein Lächeln auf dein Gesicht zaubern. Tiere sind echt und mit diesem Verhalten berühren sie uns Menschen. Sie können sich nicht verstellen, sind nicht nachtragend und bringen uns in vielen Situationen durch ihr Verhalten zum Lachen.

Ein Tier verurteilt dich nicht

Tiere leben ausschließlich im Jetzt. Sie empfinden nur in Ausnahmefällen die Vergangenheit. Das ist der Fall, wenn sie sehr schlechte und gewalttätige Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Ohne diese Konditionierungen reagieren sie frei und spontan. Sie spüren die Energie des Menschen. Je warmherziger diese ist, desto reiner und ehrlicher ist dessen Ausstrahlung. Von solchen Menschen fühlen sich Tiere besonders angezogen.

Tiere bewerten dich nicht. Sie etikettieren dein Verhalten nicht und fragen auch nicht nach deiner Vergangenheit. Sie haben grundlegende Bedürfnisse und wenn diese erfüllt sind, spürst du ihre Dankbarkeit. Hunde, Katzen oder Pferde sind Lebewesen, die deine Zuneigung direkt erwidern können. Sie suchen selbst den Kontakt zu dir und wollen mit dir spielen oder schmusen.

Beobachtest du Tiere in der Wildnis, gibt es natürlich keinen direkten Kontakt. Doch auch in dieser Situation geschieht etwas mit dir. Du musst ein Tier nämlich nicht berühren, um zu spüren, dass sich dein Herz öffnet. Für einen Moment kannst du die Schönheit und Eleganz des Vier- oder Zweibeiners bewundern. Auch er ist ein Teil der Natur, der sich aber ganz anders als der Mensch benimmt. Statt Hektik und Desinteresse am Umfeld auszustrahlen, nimmt ein Reh im Wald den Geruch seiner Umgebung wahr. Es lässt sich Zeit beim Fressen, obwohl es stets wachsam ist. Es sucht sich automatisch die Stellen, an denen das beste Futter wächst. Es ist mit der Natur verbunden und lebt auf gesunde Weise. Das ist, was du in solch einem besonderen Moment von einem freilebenden Tier lernen kannst.

Der wunderbare Kontakt zu einem Pferd

In der Verbindung zu einem Pferd findest du zu eigener Kraft und Stärke. Diese Tiere strahlen etwas Majestätisches aus, besitzen eine natürliche Dominanz und lassen sich auf ihren Halter ein. Obwohl ein Pferd kein Kuscheltier Zuhause auf der Couch wie ein Hund oder eine Katze sein kann, lässt sich zu diesem trotzdem eine sehr enge Bindung aufbauen. Auch dieses große Tier wird sich dir nähern, wenn es dir nicht gut geht. Es wird an dir herumzupfen, um dir das Gefühl zu geben, dass du nicht allein bist. Schaust du ihm in die Augen, wird dir klar, dass Tiere viel mehr empfinden, als uns möglicherweise bewusst ist. Es ist, als würde dich das Pferd verstehen und diese kostbaren Momente entstehen, weil deine Gedanken zur Ruhe kommen und du ausschließlich in dein Fühlen eintrittst.

Tiere machen es möglich, Liebe im eigenen Inneren zu spüren. Beim Beobachten von Wildtieren oder beim Spielen mit einem Haustier – in deinem Inneren wird sich ein sanftes Gefühl regen. Du bekommst keine negative Rückmeldung, es sei denn, eine unbedachte Bewegung verscheucht das Wild oder verärgert dein Haustier.

Eine Katze legt sich in deinen Arm und schon spürst das Gefühl von Fürsorglichkeit. Ein Hund ist immer an deiner Seite, was dir das Empfinden schenkt, eine wichtige Person zu sein. Ein Pferd schiebt dir seine Nüstern ins Gesicht, um dir zu zeigen, dass es dich mag. Jede direkte Kontaktaufnahme macht etwas mit dir, denn sie löst Gefühle aus. Genau das ist es, was einen Menschen glücklich macht. Wichtig zu sein und respektiert und wahrgenommen zu werden, ohne dass der Betreffende sich an seinen vermeintlichen Fehlern stört.

Du kannst zu jedem Tier eine intensive Beziehung herstellen, wenn du still und achtsam bist. Pferde reagieren beispielsweise sofort, wenn sie spüren, dass du dich auf sie einstellst. Nimmst du jede Bewegung des Tieres wahr, achtest du auf die Wärme seiner Haut und spürst du, wie das Gefühl von dir und dem Pferd zu einer Einheit werden, wird dir das Tier willig gehorchen. Achtsamkeit bedeutet, dass du mit den Bedürfnissen des Tieres vertraut bist und diese respektierst. Dadurch verstärkt sich eure Bindung, denn Tiere spüren sofort, wenn du es gut mit ihnen meinst.

Wirst du durch ein Tier ein besserer Mensch?

Das kommt darauf an, wie sehr du dich öffnen möchtest. Tiere weisen keine deiner Emotionen zurück. Du kannst in ihrer Gegenwart weinen, von einem Menschen enttäuscht sein oder von deinem Ärger erzählen – sie werden dich nicht verurteilen und in dieser Situation auch nicht allein lassen. Du kennst sicher Erzählungen, in denen ein Hund wochenlang am gleichen Platz wartete, nachdem seine Bezugsperson verstorben war. Diese Eigenschaft kommt bei Hunden besonders zum Tragen.

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Die Anwesenheit eines Tieres kann dir helfen, über deine Gefühle zu sprechen. Wenn es keinen Menschen gibt, dem du dich anvertrauen willst, sind Tiere wie Hunde oder Katzen die besten Therapeuten. Sie entziehen dir ihre Aufmerksamkeit nicht, weil du etwas falsch gemacht hast. Sie helfen dir mit ihrer Anwesenheit vielmehr, damit du deine Ängste ungehindert aussprechen und dich von lösen kannst. Wo Menschen dich vielleicht verurteilen, bleibt das Tier weiterhin dein Gegenüber und zeigt dir durch bedingungslose Liebe, dass alles wieder gut werden kann.

Tiere müssen Tiere bleiben dürfen

Es gibt allerdings Grenzen, die auch bei den liebsten Haustieren eingehalten werden müssen. Diese sind keine Blitzableiter für unsere schlechten Emotionen. Außerdem müssen sie als Tier leben dürfen. Das bedeutet, dass du für die richtigen Lebensbedingungen sorgen musst, wenn du mit einem Tier zusammenleben willst.

Hunde müssen ihre beispielsweise ihre Nase einsetzen dürfen, um Fährten aufzunehmen oder die Duftmarken anderer Hunde zu erschnuppern. Selbst Rassen, die mit kurzen Beinen und in Minigröße gezüchtet wurden, brauchen ausreichend Bewegung und wollen nicht herumgetragen werden. Hunde sind Rudeltiere und kein Vierbeiner würde einen anderen Hund auf seinem Rücken tragen.

Das Problem besteht darin, dass erwachsene Menschen oftmals versuchen, das Leben eines Tieres dem des Menschen anzupassen. Doch dafür wurden unsere tierischen Freunde nicht geboren. Holt sich der Mensch ein Tier in sein Zuhause, ist er verpflichtet, dieses Lebewesen artgerecht zu halten und zu versorgen. Natürlich brauchen gezüchtete Hunderassen, die kaum Fell auf dem Körper haben, im Winter einen wärmenden Schutz. Dieser wird aber auch Vierbeinern angezogen, die diesen überhaupt nicht nötig haben.

Von den Tieren lernen

Es sind nicht nur die Haustiere, die unser Leben verändern, wenn wir uns auf ihre Bedürfnisse einstellen. Jedes Tier in der Wildnis kann uns daran erinnern, wie es ist, auf natürliche Weise zu leben. Ohne Stress, voller Vertrauen und mitten in der Gegenwart. Immer mehr Webcams dokumentieren im Internet das Leben von Wildtieren und geben einen Einblick in die Natur, teilweise sogar im Livestream.

Die Natur nimmt sich Zeit und orientiert sich an den Bedürfnissen der Lebewesen. Davon kannst du lernen. Das ist etwas, was der Mensch im Trubel des Alltags weitestgehend verloren hat. Doch es ist möglich, zu einem natürlichen Leben zurückzufinden. Tiere sind dabei die besten und geduldigsten Lehrer.

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