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Nico & Vinz: „Wenn man Träume hat, gehen damit Selbstzweifel einher“

Mit Am I Wrong (700 Millionen Streams auf Spotify) landete das Künstlerduo Nico & Vinz  2013 einen internationalen Hit. In ihrer Musik schaffen die Beiden regelmäßig den Spagat zwischen Good Vibes, verleihen ihren Texten aber auch Botschaften zum Nachdenken. Gerade Lieder wie Trouble oder Peace treffen den Nerv einer schnelllebigen und historischen Zeit. Aktuell arbeiten Nico & Vinz an einem Album. Wir haben die Beiden virtuell zum Talk getroffen und mit ihnen über mentale Gesundheit, Soziale Medien und Selbstzweifel gesprochen. 

Am 25. März habt ihr eure neue Single Peace veröffentlicht – ein Song, der gerade in Zeiten wie diesen nochmal besonderes Gewicht bekommt. Geschrieben habt ihr ihn aber schon vor einer ganzen Weile. Gab es einen speziellen Grund, warum ihr euch mit diesem Thema beschäftigen wolltet?

Vinz: Als wird den Song geschrieben haben, ist in der Welt viel passiert. Es gab damals viel Proteste, weil die Pandemie gerade begonnen hatte. Es war viel, mit dem man erst einmal klarkommen musste.

In unserer Karriere hatten wir auch ein paar Diskussionen mit unserem alten Label – sie wollten zu der Zeit, dass wir jemand werden, mit dem wir uns nicht identifizieren konnten. Das zusammen hat in uns den Wunsch gestärkt, dass wir einfach inneren Frieden wollten, eine mentale Pause. 

Als der Krieg ausbrach, haben wir uns den Song nochmal angehört und er hatte plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Deswegen glauben wir, dass es wichtig ist, den Song jetzt zu veröffentlichen. In Zeiten der Krise zieht es Leute immer zur Kunst. 

Wie oft checkt ihr die Nachrichten? In Zeiten der Krise ist es doch recht einfach, dem Drang nach Informationen nachzugeben und sich in dutzenden Live-Tickern zu verlieren. Wie wahrt ihr eine gesunde Balance?

Nico: Das ist eine gute Frage – schließlich leben wir im Informationszeitalter. Ich checke jeden Tag die Nachrichten. Es ist auch so einfach. Man muss nur kurz das Handy entsperren. Ich passe aber auf, dass ich eine gewisse Distanz wahre. Ich verschaffe mir einen Überblick über die Gesamtsituation, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. 

In der Pandemie habe ich gelernt, dass ich mich zu einem gewissen Grad von dem Ganzen lösen muss. Es gab nur schlechte Nachrichten jeden Tag und das hat mich auf jeden Fall beeinflusst. 

In euren Songs habt ihr immer eine Message – beispielsweise auch in eurem Song Trouble. Vor allem die Lines Whenever I’m alone, There’s always something wrong, My head is spinning like woah-woah-woah-woah sind mir im Gedächtnis geblieben. An welche Situationen müsst ihr dabei denken? 

Vinz: Es ist interessant, dass du das jetzt so sagst. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, geht es sowohl in Peace als auch in Trouble um die gleiche Art von Problem. Um auf Trouble zurückzukommen: Unsere Karriere hatte einige Höhepunkte und einige Tiefpunkte. Und ganz allgemein, das Leben ist nicht immer einfach. Auch, wenn sich der Song noch gut anfühlen sollte, greifen wir damit das schwierige Thema der mentalen Gesundheit auf. Wir alle haben sie und müssen uns mit ihr beschäftigen. Uns geht es gut, aber jede Person hat diese Momente, in denen man denkt: Whoa, das ist gerade wirklich viel. Man kann auch Zweifel nie komplett abschalten. Ist man wirklich gut genug?  Das klappt nicht. Was muss ich machen? 

Wir haben auch schon die Sozialen Medien angesprochen – es kann unfassbar frustrierend sein, sich das Leben von anderen Menschen anzuschauen. 

All diese Aspekte ergeben schon fast eine Art von Selbstquälerei. Deswegen Trouble. Wir hoffen, dass Menschen sich gut fühlen, wenn sie den Song hören und sich gleichzeitig damit identifizieren.