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MCI: Mehr als nur Vergessen – Millionen in den USA unerkannt betroffen

Wo hab ich bloß meinen Schlüssel gelassen? Und wann war nochmal unser Treffen geplant? Es ist ganz normal, ab und zu etwas zu vergessen. Aber wenn das Vergessen zur Regel wird, könnte das auf eine leichte kognitive Beeinträchtigung hinweisen.

Jonel Dershem aus Voorhees, New Jersey, ist eine erfahrene Geburtshelferin. Vor einigen Jahren begann sie, gelegentlich Probleme mit ihrem Gedächtnis zu bemerken. Sie schob diese zunächst auf die Nebenwirkungen ihrer Brustkrebstherapie. Doch im Dezember 2022, fast sieben Jahre nach den ersten Anzeichen, erhielt sie eine überraschende Diagnose: leichte kognitive Beeinträchtigung (MCI).

Die kognitive Beeinträchtigung (MCI)

Diese Verzögerung zwischen den ersten Symptomen und der Diagnose ist alarmierend. MCI, so erklärt Ronald Petersen, Direktor des Mayo Clinic Alzheimer’s Disease Research Center, geht über gelegentliches Vergessen hinaus. Es sind Beeinträchtigungen, die den Alltag stören, ohne ihn unmöglich zu machen. Petersen, der 1999 die erste Studie zu diesem Thema leitete, betont die subtile Natur dieser Erkrankung. Schätzungen zufolge könnten bis 2025 rund 14,4 Millionen Menschen in den USA und bis 2050 etwa 19,3 Millionen Menschen von MCI betroffen sein.

Etwa 92 Prozent der MCI-Betroffenen sind nicht diagnostiziert, wie eine Studie im Journal „Alzheimer’s Research & Therapy“ enthüllt. Soeren Mattke, Direktor des Brain Health Observatory an der University of Southern California, warnt davor, dass eine verspätete Diagnose oft zu spät kommt, um wirksame Maßnahmen zu ergreifen.

Neue Hoffnung durch Behandlung

Seit Februar 2023 erhält Dershem eine Behandlung mit Lecanemab, einem Medikament, das 2022 zur Behandlung von MCI und früher Alzheimer-Krankheit zugelassen wurde. Es zielt darauf ab, die Ansammlung des Amyloid-Beta-Proteins im Gehirn zu reduzieren, das ein charakteristisches Merkmal der Alzheimer-Krankheit ist. Obwohl die Behandlung den Fortschritt der Demenz nur moderat verlangsamen kann, ist sie ein Hoffnungsschimmer für diejenigen, die frühzeitig diagnostiziert werden, wie die Washington Post berichtet.

Dr. David Weisman, Dershems Arzt und Direktor der klinischen Forschung bei Abington Neurological Associates, betont die Dringlichkeit einer frühzeitigen Erkennung im Kampf gegen Gedächtnisverlust:

„Zeit ist Gehirn“

Dr. David Weisman

Die persönliche Geschichte von Dershem zeigt, dass eine frühzeitige Erkennung den Verlauf der Krankheit möglicherweise verlangsamen kann.

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