Zwei junge Frauen lesen zusammen im Bett ein Buch. Bild: Pexels

Diese Kinderbücher lest ihr jetzt mit anderen Augen

Als Kinder tauchten wir in Geschichten ein, spielten Identitäten nach und malten uns bunte Welten aus. Wir fieberten mit, wir lachten und weinten. Die Bücherwelt war das Tor zu unserer Fantasie und wir konnten uns nur allzu gut darin verlieren.

Damals ging es jedoch noch mehr um die Handlung selbst. Wo die Fantasie tagte, setzt im Erwachsenenalter der Verstand ein. Und liest man heute Bücher, die unsere Kindheit prägten, staunt man nicht schlecht über die Metaebene mancher Geschichten. Kant und Nietzsche wirken daneben blass und fade. Ein Hoch auf Kinderbuchweisheiten. Hier sind fünf Bücher, die du dir unbedingt noch einmal genauer ansehen solltest:

Die unendliche Geschichte von Michael Ende

Die unendliche Geschichte von Michael Ende

Ob Jim Knopf, Momo oder die unendliche Geschichte. Michael Ende ist ein Meister darin, wenn es darum geht, mehrdeutige Welten zu entwerfen. Und so ist es kaum verwunderlich, wenn man heute in die Bücher reinschaut und sich denkt: Alter Falter, ist das deep. Und so tangiert er in seinen Geschichten Themen wie etwa Rassismus, Zeitverständnis und Sinnsuche. Mit der unendlichen Geschichte appelliert er an die Fantasie, die im Erwachsenwerden oftmals verloren geht. Der Protagonist Bastian Balthasar ist ein Außenseiter und wird oft von seinen Mitschülern geärgert. Eines Tages landet er bei seiner Flucht in dem Antiquariat eines Buchhändlers. Dort entdeckt er das gleichnamige Buch „Die unendliche Geschichte“. Nichtsahnend, welche Folgen es nach sich ziehen würde, nimmt er das Buch mit und wird beim Lesen gleichsam Teil des Buches. Die Geschichte vermischt sich mit seiner eigenen Realität und schon bald ist das Schicksal der gesamten Welt Phantasiens von ihm abhängig. So ist die kindliche Kaiserin schwer erkrankt, weshalb auch die Welt der Fantasie in Gefahr ist. Das Nichts breitet sich nämlich gefährlich aus und droht alles zu verschlingen. Als es Bastian gelingt, die kindliche Kaiserin zu retten, gelangt er selbst in die Welt Phantasiens. Ihm wird das Amulett AURYN verliehen, mit dem er Phantasien nach seinen Vorstellungen gestalten soll, also eine Art Aladin-Lampe mit unendlich vielen Wünschen. Die Crux an der Sache ist, dass Bastian nur so viele Wünsche hat, wie er Erinnerungen besitzt. Je geäußertem Wunsch entfremdet er sich jedoch immer mehr von seinem alten Ich und scheint nach und nach zu vergessen, wer er ist und woher er kommt. Für seine Rückreise in die Menschenwelt muss er aber einen klaren Willen formulieren.

Und wo ist da jetzt die Metaebene? Michael Ende distanziert sich davon, vorzugeben, wie man seine Bücher zu verstehen hat. Doch wird ziemlich deutlich, dass sich die Geschichte gegen eine materialistische und technische Welt richtet. Stattdessen wird die Hinwendung zur eigenen Fantasie großgeschrieben, mit der es gelingt, im Alltäglichen wieder Wunder zu sehen und nachhaltig die Realität zu beeinflussen.