„Jetzt bin ich der Tod geworden“ – Christopher Nolans „OPPENHEIMER“

Schon seit Wochen wird der neue Christopher-Nolan-(Tenet, Inception)-Film „OPPENHEIMER“ heiß ersehnt. Heute, am 20. Juni, ist es endlich so weit und man kann ihn auf deutschen Leinwänden sehen. Bevor man den theoretischen Physiker J. Robert Oppenheimer auf seinem Weg zu der Erfindung der Atombombe begleitet, fragt man sich aber vielleicht, ob man dafür zu wenig physikalisches Verständnis haben könnte. Aber dem „Vater der Atombombe“ stehen noch ganz andere Hindernisse im Weg, als nur die Wissenschaft. Christoper Nolan schafft es, diesen Film zu viel mehr als theoretischer Physik und deren Umsetzung in die Praxis zu machen. Es ist ein mitreißender Film, der besonders viel Einblick in die Psyche des Hauptcharakters gibt.

Disclaimer: Der Beitrag basiert auf der Wahrnehmung unserer Autorin und enthält dementsprechend subjektive Standpunkte.

Handlung und Besetzung

Nicht nur auf Cristopher Nolans übliche Art, Geschichten auf einer unvergleichbaren Weise darzustellen, freuen die Zuschauer*innen sich, sondern auch auf die weltbekannten Schauspieler*innen. Darunter Cillian Murphy (Peaky Blinders) als J. Robert Oppenheimer, Emily Blunt (A Quiet Place) als seine Frau Kitty und Robert Downey Jr. (Iron Man) als der Antagonist Lewis Strauss.

Die Geschichte beginnt damit, bei einer Art Gerichtsverhandlung in der Zukunft, also nach dem Erfinden der Atombombe, wo entschieden werden muss, ob Oppenheimer aufgrund seiner Vergangenheit die Sicherheitsberechtigung entzogen werden sollte. Ab diesem Punkt wird zwischen verschiedenen wichtigen Ereignissen gesprungen. Die Zuschauer*innen begleiten den Physiker auf seinem Weg, sowohl beruflich als auch persönlich. Wir lernen über seine Verbindungen zu Mitgliedern der kommunistischen Partei, genau diese, die ihm in der Gegenwart Probleme bereiten. Dabei spielt Jean Tatlock (Florence Pugh) eine große Rolle als starke Frau, die eine schwierige Liebesbeziehung mit Oppenheimer führt. Auch sein Bruder Frank Oppenheimer (Dylan Arnold) und dessen Beitritt in die kommunistische Partei erweist sich über den gesamten Film als eine Hürde.

Es wird nicht nur zwischen vergangenen und aktuellen Momenten, sondern in der Gegenwart auch zwischen Oppenheimers Gerichtsverhandlung und der von Lewis Strauss gewechselt. Dieser wird über seine Beziehung zu Oppenheimer befragt. Strauss hat sich seine ganze Karriere als Gründungsbeauftragter der Atomenergiekommission unterlegen gefühlt. Anders als Oppenheimer hatte er keine große formale Bildung und nahm es sehr persönlich, wenn der Physiker ihm überlegen war. Das Verhältnis der beiden ist stets spannungsgeladen. Das macht es für die Zuschauer*innen umso interessanter, die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven zu verfolgen. Bei beiden Gerichtsverhandlungen sehen wir bekannte Gesichter aus den Rückblicken wieder, darunter auch Matt Damons als Leslie Groves. Die Charaktere in der Vergangenheit kennenzulernen und dann zu sehen, auf wessen Seite sie sich stellen, fesselt das Publikum nur noch mehr.

Produktion

Dass Filme von Christopher Nolan die Zuschauer*innen zum Nachdenken anregen, ist auch bei „OPPENHEIMER“ nicht anders. Nicht umsonst haben seine Filme mehr als fünf Milliarden Dollar eingespielt und sind mit insgesamt elf Oscars® ausgezeichnet worden. Die Visual und Sound Effects spiegeln das Innenleben des Physikers perfekt wider. Während um ihn herum die Erfindung der Atombombe als ein Sieg gefeiert wird, ist es für Oppenheimer selber still. Immer wieder bebt sein Hintergrund. Die Szenen, die aus Oppenheimers Sicht gespielt werden, wurden im Drehbuch in der Ich-Perspektive geschrieben. Eher unkonventionell und genau deswegen wahrscheinlich ein so guter Weg, den Zwiespalt des Hauptcharakters darzustellen. Dem Publikum wird ein Einblick in den Kopf des Physikers gewährt, den eine Frage ganz besonders quält: Haben wir die Welt wirklich gerettet oder doch zerstört? Durch diese Darstellung wird uns die Möglichkeit gegeben quasi über Oppenheimers Schulter zu blicken.

Während im größten Teil des Filmes bunte Szenen zu sehen sind, läuft die Gerichtsverhandlung von Lewis Strauss in Schwarz-Weiß. Zum ersten Mal in der Filmgeschichte wurden diese Sequenzen auf IMAX® Schwarz-Weiß-Analogfilm gedreht. Nicht nur hilft das den Zuschauer*innen dabei, die Zeitsprünge besser zu verstehen, sondern das Ganze wirkt dadurch auch noch realitätsnäher.