shapira

Was ist dein liebster Judenwitz, Shahak Shapira?

Um beim Thema zu bleiben: Was hast du persönlich von dem Projekt Yolocaust mitgenommen? Glaubst du jetzt, dass Menschen wirklich lernfähig sind und weniger Selfies an diesem Denkmal machen?

Ja, Menschen sind lernfähig. Das wusste ich auch schon vorher. Deswegen hab ich das Projekt gemacht. Ich war vor zwei Jahren mit der Deutschen Welle am Mahnmal. Damals habe ich Leuten erzählt, dass es ein Selfie-Verbot gibt und wenn sie erwischt werden, müssen sie 120 Euro Bußgeld zahlen und dürfen für zwei Wochen nicht auf Facebook. Und die Menschen haben gemerkt, dass das was sie da machen, vielleicht nicht so angemessen ist. Schon da dachte ich: Okay, man kann es den Leuten plausibel erklären und dann verstehen sie es. Man muss sie nur irgendwie darauf aufmerksam machen. Die Leute taggen mich immer noch auf irgendwelchen Fotos auf Instagram und Facebook, wo sie ihren Freunden sagen, dass sie das lassen sollen. Also von dem her denke ich schon, dass es was gebracht hat. Ja, definitiv.


Hoffst du, dass du durch solche Aktionen die gesamte Gesellschaft in eine andere Richtung lenken kannst?

Nee, so naiv bin ich nicht (lacht). Menschen sind schon bis zu einem gewissen Grad lernfähig, aber nicht so sehr. Sonst müsste man solche Aktionen gar nicht machen. Und dann würden Leute dieses Mahnmal nicht als Mahnmal der Schande bezeichnen. Ich habe mich damit aber abgefunden. Das ist keine große Erkenntnis. Es wird immer eine Partei wie die AfD geben. Und ich werde immer etwas dagegen tun, aber ich glaube mein nachhaltigstes Ziel ist es, Menschen zum Lachen zu bringen und zu unterhalten. Musik machen, Witze machen, Kunst machen.


Schönes Ziel. Was glaubst du, bis zu welchem Grad es sich lohnt, sich als Ottonormalbürger gegen Missstände in der Gesellschaft aufzulehnen?

Na, es lohnt sich immer. Du machst das nicht immer unbedingt, weil du die Welt verändern willst. Du machst das für dich, weil du dich dadurch besser fühlst. Das klingt jetzt so egozentrisch und verurteilend, aber ich meine das gar nicht so. Aber bei allem, was du tust, um Menschen zu helfen, spielt immer ein bisschen Eigeninteresse mit, würde ich mal behaupten. Weil wir auch wollen, dass man uns hilft, wenn es uns nicht so gut geht. Ich sag mal so: Was kann passieren, wenn du dich einfach mal nicht wie ein Arschloch benimmst? Nicht viel. Das ist immer ‘ne gute Idee. Es spricht nichts dagegen.


Wenn du für irgendetwas kämpfst, das dir wichtig ist, glaubst du, dass es irgendwann einen Punkt gibt, an dem du siehst, dass es nichts mehr bringt? Sollte man irgendwann einfach aufgeben?

Ich wünschte mir, dass zum Beispiel Hitler aufgegeben hätte. Oder Donald Trump. Ich glaube, da wären wir besser dran. Aber das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, es kommt darauf an, wie wichtig das ist. Zum Beispiel bestelle ich mir einmal in der Woche indisches Essen. Ich weiß zu 100 Prozent, also wirklich zu 100 Prozent, es gibt keine ultimativere Wahrheit auf der Welt, als dass ich am nächsten Tag Durchfall habe. Ich weiß es. Und das ist so eine Stelle, wo man lieber aufgeben sollte, weißt du? Wie war nochmal der Spruch? ‚Crazy people keep repeating the same thing over and over again while knowing the results‘.

 

Dann sind wir wohl alle ein bisschen crazy. Danke für das tolle Interview!

 

Shahak Shapira ist mit seinem Buch in ganz Deutschland auf Tour. Ende März kommt er auch in unser schönes München im Herzen Bayerns. Alle Infos zur Lesung, so wie weitere Termine findet ihr hier.