TASCHENRECHNER RAUS: DAS KOSTET MOBILITÄT MIT DEM EIGENEN AUTO WIRKLICH

Einst war das Auto nicht nur sprichwörtlich des Deutschen liebstes Kind. Mit einem breitgesellschaftlichen Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit hat sich diese Denkweise jedoch gründlich gewandelt:

Für viele ist die Beziehung zum fahrbaren Untersatz heute eher irgendwo zwischen Hassliebe und pragmatischer Akzeptanz des Unumgänglichen angesiedelt – ein liebevoll gehätscheltes Familienmitglied ist der Wagen nur noch bei wenigen.

Eines steht jedoch fest: Es gibt viele Lebensentwürfe, die selbst mit Augenmaß nur funktionieren, wenn man über ein ständig bereites, eigenes Automobil verfügt. Dazu müssen wir nicht einmal das vielstrapazierte Klischee von der alleinerziehenden Krankenhausärztin im Schichtdienst bemühen. Dazu reicht es vielerorts schon, einfach auf dem Land zu leben.

Heißt, bei vielen Menschen (selbst wenn es weniger als die knapp 50 Millionen zugelassenen PKW sind) ist ein eigener Wagen einfach notwendig. Nun ist der jedoch immer ein ziemlicher Kostenfaktor. Auf den folgenden Zeilen haben wir einmal nachgeschaut, was das Autofahren dich wirklich kostet.

(Hinweis: Natürlich sind die Kosten sehr heterogen, je nachdem, wie viel du fährst, wo du wohnst, welches Automodell aus welcher Klasse es ist – und viele weitere Faktoren. Wir haben deshalb überall versucht, seriöse Mittelwerte zu finden. Die können jedoch in der Praxis mitunter deutlich in beide Richtungen abweichen. Außerdem haben wir uns auf Kosten konzentriert, die du tatsächlich regelmäßig zahlen musst. Nicht etwa sowas wie den Wertverlust, der erst bei einem Verkauf relevant wird.)

KOSTENFAKTOR 1: KFZ-STEUERN

Die Verkehrsinfrastruktur wird von der Allgemeinheit bezahlt. Daher holt sich der Staat die Kosten bei einem Teil derjenigen, die sie nutzen und abnutzen, wieder zurück. Das betrifft prinzipiell alle Besitzer zulassungspflichtiger Verbrennerfahrzeuge. Radfahrer und alle anderen sind bislang von Zahlungen befreit – ebenso wie es die E-Auto-Besitzer bis Ende 2030 sind.

Wie hoch dein Kfz-Steuersatz ausfällt, hängt von mehreren Faktoren ab:

  1. Fahrzeugart (PKW, Motorrad, LKW usw.)
  2. Antriebs- bzw. Kraftstoffart
  3. Hubraum – u.a. bei PKW pro angefangene 100 cm³
  4. Schadstoffklasse
  5. Zulassungsart (ganzjährig, saisonal, historisches Fahrzeug etc.)

Daraus ergibt sich ein äußerst vielfältiger Wert. Er kann von 50, 60 Euro bei einem modernen Kleinwagen mit Benziner bis zu deutlich mehr als 1.500 Euro bei einem großvolumigen Alt-Diesel mit schlechter Abgasklasse reichen – jährlich. 

Vorsichtig gesprochen: Für dich dürfte es bei einem halbwegs modernen PKW auf einen Betrag im Bereich zwischen 50 und 150 pro Jahr hinauslaufen.

Du fragst dich, was die echte „Durchschnitts-Kfz-Steuer“ wäre? Dazu vergleichen wir zwei nachweisbare Zahlen:

  • 2022 betrug das Gesamtaufkommen der Kfz-Steuer (so wie in fast jedem Jahr) 9,5 Milliarden Euro – 9.500.000.000 Euro.
  • Zum Jahresbeginn 2023 gab es 68,4 Millionen zugelassene Kraftfahrzeuge und (ebenfalls steuerpflichtige) Anhänger – 68.400.000 Stück.

Dazu sei angemerkt, nicht alle zulassungspflichtigen Fahrzeuge und Hänger müssen Kfz-Steuer bezahlen; es ist also eine grobe Angabe. Teilen wir den ersten durch den zweiten Wert, ergibt sich eine Durchschnittssumme von 138,88 Euro. Geteilt durch zwölf Monate macht das:

Monatliche Durchschnittskosten: 11,57 €

KOSTENFAKTOR 2: KFZ-VERSICHERUNG

Ohne Versicherungsnachweis kannst du kein Kraftfahrzeug zulassen. Selbst einige nicht-zulassungspflichtige Fahrzeuge benötigen ein Versicherungskennzeichen, etwa Motorroller. Die Kfz-Versicherung ist also etwas, das du ebenfalls zwangsläufig und fest einkalkulieren muss.

Sie ist ebenfalls sehr variabel:

  1. Versicherungsart (Haftpflicht, Teilkasko, Vollkasko)
  2. Wohnort („Regionalklasse“)
  3. Fahrzeugart („Typklasse“)
  4. Zulassungsart und jährlicher Zulassungszeitraum
  5. Zahl und Alter der Fahrer
  6. Häufigkeit der Inanspruchnahme („Schadenfreiheitsklasse“)

Das macht es extrem schwierig, hier einen seriösen Mittelwert zu finden. Realistisch kann man sogar sagen, dass nur wenige der vielen Millionen Fahrzeughalter einen exakt gleichen Betrag zahlen müssen.

Zumal die Art der Versicherung sich noch auf andere Kosten auswirken kann. Beispiel Glasschaden: Hast du nur eine Haftpflicht, musst du ihn (ohne Fremdverursachung) immer selbst bezahlen. Bei Teil- oder Vollkasko dagegen fällt allerhöchstens nur die Selbstbeteiligung an – ist das Glas reparabel, benötigt also keinen Austausch, zahlst du meist sogar nichts.

Vorab können wir jedoch schon einen anderen interessanten Wert präsentieren: 2022 war die Kfz-Versicherung für die deutschen Versicherer ein Minusgeschäft. Die sogenannte Schaden-Kosten-Quote betrug mehr als 100 Prozent. Bedeutet, die Assekuranzen mussten mehr für Versicherungsschäden zahlen als sie von den Versicherten einnahmen.

Um für dich einen brauchbaren Mittelwert der jährlichen Versicherungskosten herauszufinden, haben wir in der ZEITJUNG-Redaktion und deren Umfeld umfassend recherchiert und nachgefragt. Dabei kamen folgende Jahreswerte heraus:

  • Kfz-Haftpflicht:          261 €
  • Mit Teilkasko:            348 €
  • Mit Vollkasko:           573 €

Daraus ergeben sich diese Zahlen:

Monatliche Durchschnittskosten: 21,75 / 29,00 / 47,75 €

KOSTENFAKTOR 3: WARTUNG

Egal ob Stromer oder Verbrenner: Mindestens einmal im Jahr (bei manchen PKW nur alle zwei Jahre) sollte jedes dauerhaft genutzte Auto eine Werkstatt von innen sehen. Nein, weder für den TÜV noch Reparaturen, sondern um ganz normale Wartungsarbeiten im Rahmen der vom Hersteller vorgegebenen Intervalle durchführen zu lassen.

Das mag auf dich und manche andere paradox wirken: Warum Geld für eine Inspektion ausgeben, wenn nichts kaputt ist? Die Antwort ist reine Mathematik: Ja, Wartung kostet Geld. Aber sie verhindert diverse alters- und laufleistungsbedingte Schäden, deren Behebung meist deutlich teurer wird.

Einfaches Beispiel: Ein jährlicher Ölwechsel schlägt mit Material- und Arbeitskosten mit etwa 100 Euro zu Buche. Unterlässt du den Austausch, wird der Motorverschleiß definitiv ansteigen – mit Pech bis zu einem kapitalen Motorschaden, der mindestens einige tausend Euro kosten wird – definitiv mehr als du für mehrere Dutzend Ölwechsel berappen müsstest.

Ferner wirkt sich die Regelmäßigkeit der Wartungen auf den Wert deines Fahrzeugs aus. Klar, ein „scheckheftgepflegter“ Gebrauchter erzielt bessere Preise als einer mit dubiosem Wartungszustand.

Allerdings sind die durchschnittlichen Inspektionskosten schwierig zu ermitteln – sie hängen nicht nur vom Fahrzeug ab (bis hinab in die exakte Ausstattung), sondern ob es sich um eine Vertrags- oder freie Werkstatt handelt. Weiter gibt es große und kleine Inspektionen, die sich hinsichtlich des nötigen Umfangs unterscheiden (oft wechseln sie sich ab, teils werden mehrere kleine Inspektionen gemacht, bevor eine große nötig ist).

Die Kollegen vom Handelsblatt haben kürzlich nachgeschaut und kamen dabei auf Kosten im Bereich von 350/400 Euro für eine kleine und 650/800 für eine große Inspektion. Wir haben dir die Mittelwerte errechnet – 375 und 725 Euro. Annehmend, dass eine Inspektion jährlich erforderlich ist, bedeutet das:

Monatliche Durchschnittskosten: 31,25 / 60,41 €

KOSTENFAKTOR 4: HAUPTUNTERSUCHUNG

Alle (zwei) Jahre wieder – muss ein anerkannter Prüfingenieur deinem Auto anhaltende Verkehrstüchtigkeit attestieren. Das ist die Hauptuntersuchung. Sie teilt sich auf ein eine technische Kontrolle und die Messung der Abgaswerte. Bis vor einigen Jahren waren das noch zwei getrennte Vorgänge (daher gab es auf beiden Kennzeichen unterschiedliche Plaketten). Mittlerweile gibt es nur noch eine Prüfung. Bedeutet, wenn dein Auto die Abgasuntersuchung nicht besteht, bekommst du automatisch gar keine neue Plakette.

Eine typische Hauptuntersuchung mit allen Arbeiten kostet dich heute ungefähr 150 Euro – davon ausgehend, dass alles okay ist. Musst du Dinge reparieren lassen, dann kommen noch diese Kosten hinzu. Ebenso muss eine Nach- oder Neuprüfung zusätzlich bezahlt werden.

Da die 150 Euro nur zweijährlich anfallen, ergibt das für dich einen vergleichsweise kleinen monatlichen Betrag:

Monatliche Durchschnittskosten: 6,25 €

KOSTENFAKTOR 5: KRAFTSTOFFPREISE

Dieser Punkt ist derjenige, der dich bei einer durchschnittlichen Fahrleistung am häufigsten Geld kosten wird – und zudem am meisten. Allerdings musst du die folgenden Zahlen mit sehr viel Vorsicht genießen. Das liegt primär daran, weil die Kraftstoffpreise seit einigen Jahren sehr volatil geworden sind – das kannst du in einer langjährigen Übersicht des ADAC gut erkennen.

Bedeutet, was du hier liest, kann schon in wenigen Monaten obsolet sein, falls die Preise überraschend noch weiter steigen. Wir haben deshalb mit den verfügbaren Daten der Jahre 2022 und 2023 gearbeitet – a) um vollständige Jahre zu betrachten und b), weil vielfach neuere Daten noch nicht veröffentlicht wurden.

Dazu folgende Durchschnittswerte:

Wir haben für die Kraftstoffkosten mit Absicht nicht 2022 betrachtet, weil das Jahr so extrem teuer war. Die etwas gesunkenen Preise für 2023 entsprechen realistischer einem „neuen Normal“ – zudem dürften die Fahrleistungen und Verbräuche sich zwischen beiden Jahren nur marginal verändert haben.  Der Rest ist wieder nur Mathematik:

  • Jahresverbrauch Benziner:  0,077 l/km × 12.670 km = 975,59 l
  • Jahresverbrauch Diesel:       0,070 l/km × 12.670 km = 886,90 l

Daraus ergibt sich:

  • Jahreskosten Benziner:        975,59 l × 1,791 € = 1.747,28 €
  • Jahreskosten Diesel:             886,90 l × 1,722 € = 1.527,24 €

Wie gesagt: Alles nur ganz grobe Mittelwerte, die sich durch deine persönliche Fahrleistung und deinen Verbrauch rasend schnell ändern können. Aus den errechneten Werten ergeben sich dementsprechend folgende Monatssummen:

Monatliche Durchschnittskosten: 145,60 / 127,27 €

DIE ABRECHNUNG, BITTE!

Du hast es auf den zurückliegenden Zeilen gesehen: Durch die Unterschiede bei der Versicherung, den Inspektionen und den Kraftstoffkosten sind selbst die durchschnittlichen Werte ziemlich variabel – zumal es eben nur durchschnittliche Werte sind, die im Einzelfall völlig anders aussehen können.

Durch Aufrechnen der Zahlen aller Kapitel ergibt sich deshalb eine Preisspanne von 198,09 bis 271,58 Euro, die ein Auto dich jeden Monat planbar kosten wird.

Das ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange: Ebenso solltest du Geld für ungeplante Reparaturen weglegen. Zudem kommen für dich persönlich vielleicht noch Parkplatzkosten hinzu oder Abtragungen für einen Fahrzeugkredit bzw. Leasingraten.

Du merkst es vielleicht: Die „Schmerzgrenze“, ab der ein Auto für dich untragbar wird, hängt von vielen Dutzend Faktoren ab. Ob und welches Fahrzeug du dir unter welchen Bedingungen leisten kannst, musst du deshalb unbedingt selbst durch umfassendes Recherchieren und Nachrechnen herausfinden.

Bildnachweis:

Bild 1: stock.adobe.com © Vitalii

Bild 2: stock.adobe.com © Detlef  

Bild 3: stock.adobe.com © zenturio1st

Bild 4: stock.adobe.com © Byrd Setta

Bild 5: stock.adobe.com © studio v-zwoelf  

Bild 6: stock.adobe.com © Sandor Jackal