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Von Tinder Select und uns hässlichen Vögeln, die nicht mitmachen dürfen

Jetzt ist es offiziell: Wir haben alle vergeblich gehofft, dass wir auf Tinder jemand ziemlich Berühmten und ziemlich Hotten nach rechts swipen dürfen. Oder halt zumindest nur „ziemlich heiß“ – wir dürfen ja schließlich nicht zu viel erwarten, wenn wir schon auf ein Match hoffen. Ich muss euch enttäuschen. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit treiben sich solche Leute gar nicht mehr auf dem normalen Tinder herum, sondern in einer geheimen Special-Version für die Reichen, Berühmten und Schönen – dem sogenannten „Tinder Select“. Rein kommt man nur, wenn man von Tinder persönlich eingeladen wurde. Solche ausgewählten Personen haben dann noch die Möglichkeit, eine einzige weitere Person zu nominieren (die Nominierten können aber dann keinen hinzufügen. Bleibt also alles sauber in sich.)

Davon hast du noch nie was gehört? Tja, merkst du selber was…?

 

Wie begehrt bist du?

 

Tinder hat mich (und wahrscheinlich 99% aller anderen Menschen), nicht dafür ausgewählt. Wie Tinder entscheidet, wer Tinder Select bekommt und wer nicht, ist nicht ganz klar, aber wahrscheinlich hängt es mit dem „Elo-Score“ der Firma zusammen. In diesem Ranking werden die Leute danach eingeteilt, wie begehrt sie sind. Also, wie oft wird man nach rechts (oder eben links) geswipet wird, wie viele Matches hat man, wie „schön“ die Person auf den Bildern ist und ob man einen tollen Job hat.

Schon die Kriterien für diese Rangliste sind eigentlich völliger Quatsch. Du bist blond, aber die Typen stehen eher auf Braunhaarige und liken dich deswegen nicht? Dein Ranking sinkt. Du bist ein total netter Kerl, aber halt leider kein Jurist? Pech, und runter mit dir. Was ich damit sagen will: Jeder hat einen eigenen Geschmack, jeder hat etwas Besonderes, wie kommt man dann auf die Idee, die Leute nach ihrer Begehrenswürdigkeit einzuteilen? Man sollte vielleicht mal überlegen, was das bei Menschen bewirkt, die vielleicht eh schon nicht das größte Selbstbewusstsein haben. Aber ich behaupte, dass auch Leute, die eigentlich zufrieden mit sich sind, ins Grübeln kommen, wenn ihnen vermittelt wird, dass sie nicht gut genug sind. Ständig wird einem gesagt, man soll endlich damit aufhören, sich immer mit anderen zu vergleichen, und stattdessen happy darüber zu sein, wer man ist – und dann kommen Dinge wie der Elo-Score, die solche Ansätze untergraben.

 

Abgrenzung der Reichen und Berühmten

 

Schon das Prinzip des „normalen“ Tinder ist somit fraglich. Aber Tinder Select hebt diese Sache auf ein neues Level. Die, die ganz oben auf der Liste stehen, sind zu gut für den Rest der Menschheit; als ob man reichen oder schönen Menschen es nicht zumuten könnte, „andere“ Personen anzuschauen. Nein, aber ernsthaft: Warum sollte man einen kleinen Personenkreis noch extra vom Rest der Menschen abgrenzen? Allein durch ihr Vermögen sind sie oft eh schon von der Allgemeinheit entfernt, weil sie in superteuren Gegenden wohnen und nicht mal in den Supermarkt gehen. Ja, das sind Vorurteile, aber Einführungen wie Tinder Select unterstützen so ein Verhalten und regen dazu erst überhaupt an.

Überhaupt, die Schönen und Reichen sind doch nicht bessere Menschen? Haben wir nichts von Shakespeare gelernt? Durch Tinder Select entgehen einem vielleicht genau die Typen, die Tinder so lustig machen. Oder die, mit denen man dann auf einmal doch tiefgehende Gespräche führt. Oder eben einfach die Typen, mit denen man sich hin und wieder trifft.

Was auch immer, nicht traurig sein, wenn ihr immer noch im normalen Tinder rumschwirrt. Und wenn es allein deswegen ist, dass Tinder Select so exklusiv ist, dass man dann noch weniger Auswahl hat.