Ein Mädchen steckt Geld in eine Spardose

Warum eine Bankerin für Superreiche Kinderbücher schreibt

Finanzbücher für Kinder? Was erst einmal nach einer skurrilen Idee klingt, ist eines der aktuellen Projekte von Top-Bankerin Mara Harvey. Die US-Amerikanerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, bereits Fünfjährige über den Umgang mit Geld zu informieren. Mitte November 2020 erschien ihr Buch „Martys erstes Geld“ nun auch in deutscher Sprache – Zeit, das Ganze etwas genauer zu beleuchten.

Gender Pay Gap schon im Kindesalter

Normalerweise hat Mara Harvey mit Kindern denkbar wenig zu tun: Die UBS-Bankerin arbeitet als Beraterin für Superreiche in Deutschland, Österreich und Italien. Nebenbei geht sie jedoch einer weiteren Beschäftigung nach: Harvey hat bereits mehrere Kinderbücher veröffentlicht. Aber wie kam sie dazu, diesen Weg einzuschlagen?

In einem Interview mit der Schweizer Handelszeitung erzählt die Autorin, dass sie durch eine ihrer Analysen auf das Thema aufmerksam wurde. Schon bei der Auszahlung von Taschengeld kommt es zu geschlechtsspezifischen Unterschieden: Mädchen erhalten von ihren Eltern etwa 10 bis 30 Prozent weniger Geld als Jungs, wodurch sich die Vermögensungleichheit zwischen den Geschlechtern bereits in jungen Jahren verfestigt. Gerade deshalb ist es Mara Harvey wichtig, Kinder – vor allem Mädchen – über die Bedeutung von Geld und den richtigen Umgang mit dem Zahlungsmittel aufzuklären.

Money Messages und Financial Literacy

In ihrem Buch „Martys erstes Geld“ erklärt die erfahrene Bankerin in kindgerechter Reimform, wie man sich mit kleinen Aufgaben im Haushalt ganz einfach etwas dazuverdienen kann. Die klassische Idee eines monatlich ausgezahlten Taschengeldes lehnt Harvey ab – vielmehr sollten Kinder lernen, dass Einkommen immer mit Arbeit verknüpft ist und größere Anschaffungen auch mal voraussetzen, dass man längere Zeit dafür spart. Diese und weitere „Money Messages“, wie Mara Harvey die lehrreichen Lektionen nennt, bekommen Kinder durch ihre Bücher vermittelt. Dabei hebt sie besonders hervor, dass Mädchen für ihre Arbeit genauso viel bekommen sollten wie ihre Brüder oder ihre männlichen Freunde.

Hinter Mara Harveys Projekt steht das Konzept der sogenannten Financial Literacy, ein Begriff, der sich in etwa mit „finanzieller Bildung“ übersetzen lässt. Die US-Amerikanerin ist der Ansicht, dass die Beschäftigung mit Geld sowohl in Familienverbänden als auch in Schulen viel zu kurz kommt und junge Menschen dadurch keine oder falsche Vorstellungen vom Arbeiten, Sparen und Investieren haben. Mithilfe ihrer Bücher möchte Harvey Mädchen, aber auch Jungen an die Hand nehmen, um sie früh genug auf das Arbeitsleben vorzubereiten und das Thema Finanzen ein Stück weit zu enttabuisieren.

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Bildquelle: Unsplash; CCO-Lizenz