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Von wegen harmlos: Warum Vapen gefährlicher ist als gedacht
Vapen mit einem Verdampfer gilt als gesündere Alternative zum Rauchen, doch aktuelle Studien werfen Zweifel auf. Der Lungenarzt Wolfram Windisch warnt in einem Interview mit der FAZvor den Risiken des Vapens, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Die Hoffnung, mit E-Zigaretten Schadstoffe deutlich zu reduzieren, sei trügerisch, so Windisch. Er fordert schärfere Regulierungen, um die Nutzung von Verdampfern einzuschränken.
Gesundheitsrisiken durch E-Zigaretten
E-Zigaretten erzeugen keine Verbrennungsprodukte, was sie auf den ersten Blick harmloser erscheinen lässt. Laut Windisch ist jedoch das Gegenteil der Fall. Der Dampf enthält Nikotin, das abhängig macht und bei Jugendlichen die Gehirnentwicklung beeinträchtigen kann. Zudem entstehen beim Erhitzen chemische Substanzen, die Krebs und Entzündungen begünstigen können. Windisch erklärt, dass viele der verwendeten Aromastoffe in Lebensmitteln zwar zugelassen sind, deren Wirkung in der Lunge aber kaum erforscht ist. Er bezeichnete die Verwendung solcher Stoffe in Vapes als „brandgefährlichen Feldversuch“.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit bis zu 16.000 verschiedene Aromastoffe in E-Zigaretten eingesetzt werden. Die meisten sind laut Windisch hinsichtlich ihrer Toxizität nicht ausreichend untersucht.
Kinder und Jugendliche im Fokus der Hersteller
Ein besonders alarmierender Punkt für Windisch: die gezielte Vermarktung an junge Menschen. Farbenfrohe Designs und Geschmacksrichtungen wie Schoko-Kaugummi oder Mango würden speziell Kinder und Jugendliche ansprechen. Aromastoffe erleichtern den Einstieg ins Dampfen, indem sie den bitteren Geschmack und den Hustenreiz einer herkömmlichen Zigarette unterdrücken. Dies schaffe laut dem Mediziner die Illusion, dass Vapen ungefährlich sei. Laut einer Studie der Universität Kiel hat 2023 bereits jeder zwanzigste Schüler in Deutschland mindestens einmal im Monat eine E-Zigarette konsumiert.
Die Kombination aus Rauchen und Dampfen stellt laut Windisch eine besonders gefährliche Entwicklung dar. Wer mit Vapen beginnt, wechselt oft später zu herkömmlichen Zigaretten oder kombiniert beide Methoden. Diese potenzierte Schadstoffbelastung ist deutlich riskanter als der reine Zigarettenkonsum.
Forderung nach strengeren Gesetzen
Windisch plädiert für ein Verbot von Aromastoffen und Einweg-E-Zigaretten, da diese Wegwerfprodukte nicht nur ökologisch problematisch sind, sondern auch Kinder gezielt anlocken. Auch die Einhaltung bestehender Jugendschutzgesetze müsse konsequenter kontrolliert werden. Er kritisierte, dass Kinder E-Zigaretten trotz Verkaufsverboten oft problemlos kaufen könnten. Zudem seien viele Produkte fehlerhaft deklariert, und zulässige Grenzwerte für Nikotin würden häufig überschritten.
Hilfe für Raucher: Alternativen zur E-Zigarette
Statt auf E-Zigaretten zu setzen, empfiehlt Windisch eine umfassende Beratung und Unterstützung bei der Rauchentwöhnung. Bewährte Methoden sind Nikotinersatztherapien, Verhaltenstherapien und spezielle Medikamente. Auch digitale Anwendungen wie Apps, die mittlerweile auf Rezept erhältlich sind, können helfen. Windisch fordert, dass die Kosten für solche Programme von den Krankenkassen übernommen werden.
Rauchen im Freien und gesellschaftliche Normalität
Ein weiteres Problem sieht Windisch im Rauchen im Freien. Dort sind Feinstaubwerte an Raucherzonen teilweise deutlich über den zulässigen Grenzwerten. Zudem wird durch das Rauchen im öffentlichen Raum die Normalität des Nikotinkonsums suggeriert, was insbesondere auf Jugendliche einen fatalen Einfluss hat. Auf EU-Ebene wird derzeit daher über ein generelles Rauchverbot im Freien diskutiert.
Die Diskussion zeigt, dass E-Zigaretten keineswegs die harmlosen Alternativen sind, als die sie oft dargestellt werden. Ihre Gefahren wurden bislang stark unterschätzt oder bagatellisiert.
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