Entspannt euch!

„Normal“, das ist ein Wort, das in Liebesgesprächen viel benutzt wird und wenig nutzt. Was ist schon normal? Jeder Mensch ist anders, so ist jede Beziehung anders. Eine Beziehung ist ein Zusammenspiel von zwei eigensinnigen Charakteren und kann die unterschiedlichsten Säulen haben. Manchmal ist es nur die Chemie, die einfach stimmt. Manchmal sind es die gemeinsamen Interessen, Meinungen und Ziele. Und manchmal ist es alles zusammen.

Wir lassen uns gerne von Familie oder Freunden in dem verunsichern, was „normal“ ist. Dabei geht es nur darum, wie wir uns in unserer Beziehung wohl fühlen. Ob wir nun getrennt oder zusammen leben, in einer Fernbeziehung oder einer gemeinsamen Wohnung, mit Kind, ohne Kind, in einer offenen Beziehung, verheiratet, als Swinger, in einer Dreiecksbeziehung oder sogar im Viereck leben, ein ausgefallenes Sexleben haben oder gar keins, in einem Bett schlafen oder in getrennten, als Mann und Mann oder Frau und Frau. Beziehung ist immer etwas besonderes und etwas einzigartiges.

 

Ich bin also ein Mingle

 

Ich habe ein paar Monate mit einer Frau verbracht, die eigentlich auf Frauen steht. Auch wenn sich Freunde und Familie darüber sorgen gemacht haben, für uns war es eine schöne Erfahrung und ich bin froh, dass ich mich nicht an das gehalten habe, was andere als „normal“ empfinden. Gerade bin ich in keiner Beziehung, aber ich bin mit einer Frau zusammen. Ich bin also ein „Mingle“. Das ist eine Wortschöpfung aus „mixed“ und „Single“. Als „etwas Halbes, nichts Ganzes“ wird es beschrieben, im Gegensatz zu einer normalen Beziehung. Da war es wieder, dieses Wort – „normal“. Als Argument dient es dazu, den Gegenüber durch ein Heer von angeblichen Normen zu umzingeln. Meist, um vor Schaden zu bewahren oder seine eigenen Überzeugungen nicht einstürzen zu sehen.

Ich fühle mich wohl mit diesem Mädchen und sie fühlt sich wohl mit mir. Sie will mich nicht jedes Mal an der Backe haben, wenn etwas in der Familie oder im Freundeskreis ansteht und das ist vollkommen okay, denn ich will das auch nicht. Diese fehlende Verpflichtung fühlt sich gut an. Es fühlt sich für uns „normal“ an. Wir haben gemeinsame Interessen und Ziele. Diese enthalten zur Zeit kein Zusammenwohnen, keine Liebesbekundungen und keine Familienplanung. Nur zusammen Zeit verbringen, kochen, lachen, über die Arbeit reden und Sex haben. Wir haben guten Sex. Das reicht uns. Da sind wir uns einig.

Also: Nicht verunsichern lassen, wer in einer „nicht normalen“ Beziehung lebt. Solange es sich gut anfühlt – und das für Beide! – macht man es richtig. Entspannt euch!

 

Matthias Starte ist Autor und Filmemacher. Im Norden geboren, in München Zuhause. Am liebsten isst er Bacon-Cheeseburger, trinkt dazu Spezi und redet mit anderen Vinyl-Snobs über Interviews mit Questlove. Aktuell arbeitet er an seinem Langfilmdebüt und schreibt diese Kolumne über Liebe und Beziehung.

 

Weitere Liebes-Kolumnen:
Schluss machen ist nicht wie Pflaster abziehen
Sehnsucht ist nur der Muskelkater der Liebe
Multilationship 2.0

Folge ZEITjUNG.de auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Julian Mason unter CC BY 2.0