Hilfsprojekt-Tourismus Afrika

Diese Parodie bringt das Problem mit dem Hilfsprojekt-Tourismus auf den Punkt

Wo willst du als Nächstes hin? In Tansania hilfst du beim Brunnen bauen, in Kambodscha kümmerst du dich um Waisenkinder, in Costa Rica rettest du Schildkröten und in Sri Lanka arbeitest du ein paar Wochen auf einer Öko-Farm. Helfend durch die Welt reisen. Was wirklich verlockend klingt, wird unter dem Begriff Voluntourismus zusammengefasst und steht stark in der Kritik. „Tausende von Jugendlichen gehen jedes Jahr als freiwillige Helfer in Entwicklungsländer. Aber wem nützen sie eigentlich? Am meisten sich selbst“, titelt das SZ-Magazin. Viele Organisationen verlangen Tausende von Euro als Vermittlungsgebühr – dafür, dass sich teilweise unqualifizierte Freiwillige für eine kurze Zeitspanne in Hilfsprojekten engagieren. Die Gefahr, dabei mehr kaputt zu machen als aufzubauen, ist groß.

 

 

Waisenhaustourismus

 

Vor allem bei Hilfsprojekten, die die Arbeit mit Kindern involvieren, sollte man vorsichtig sein. „Children are not tourist attracions“ lautet eine Kampagne von Friends International. Die Organisation weist darauf hin, dass man beim Reisen durch Entwicklungsländer schon mal von der Armut überwältig werden kann und das Bedürfnis zu helfen demnach steigt: „It is important that the international community does take action, however contributions can unfortunately often add to existing problems or create an environment where children are kept in vulnerable and dangerous situations“. Die Zustände in Waisenhäusern sind teilweise katastrophal. Laut Unicef waren 2010 nur 23 Prozent der in Waisenhäusern lebenden Kinder in Kambodscha tatsächlich auch Vollwaisen. Sie werden in der Hoffnung auf eine bessere Bildung und Versorgung eingewiesen, verlieren dadurch aber den Kontakt zu ihren Familien. Wenn dann unausgebildete Touristen in kritischen Situationen wie diesen nur eine kurze Zeit bleiben und sich danach wieder in ihr sorgenloses Leben im Westen zurück ziehen, ist damit niemandem geholfen.

 

Kinder sind keine Touristenattraktionen

 

Das Video „Who wants to be a Volunteer“ parodiert den Voluntourismus, also die Leute, die nur für ihr eigenes Interesse helfen wollen. In verschiedenen Challenges muss die freiwillige Helferin Afrika ernähren oder promoten. Alles wird selbstverständlich mit dem Smartphone dokumentiert, schön auf Facebook hochgeladen. Was hier natürlich übertrieben dargestellt wird, hat einen wahren Kern. Wenn man die vielen Fotos von Leuten mit Waisenkindern auf der Facebook-Chronik betrachtet, fragt man sich, wofür sie das eigentlich alles machen. Um tatsächlich sinnvolle Hilfe zu leisten, den Lebenslauf aufzupeppen, oder dem Afrikaurlaub einen wohltätigen Beigeschmack zu verleihen?

 

Hilfe zur Selbsthilfe

 

Entwicklungshilfe muss nicht zwangsläufig negative Auswirkungen haben, wenn man an das richtige Projekt gerät. Allerdings ist es sehr schwierig, sich auf diesem Feld verlässlich zu informieren. Auf thinkchildsafe.org erhält man nützliche Informationen, worauf man bei der Auswahl solcher Hilfsprojekte achten sollte. Große Organisationen, wie die von der deutschen Regierung geförderte Weltwärts, oder das Organic Farming WWOOF bieten zahlreiche Projekte an, die man aber unbedingt im Einzelnen betrachten muss. Nur Organisationen, die genau offenlegen, wohin die Gelder fließen und worin exakt die Hilfsarbeit besteht, gelten als vertrauenswürdig. Dabei ist es vor allem wichtig, dass Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird. Also Projekte vor Ort gegründet werden, die später auch ohne Hilfe von außen funktionieren können.

 

Wer rettet hier eigentlich wen?

 

Sich nur für das eigene Gewissen oder vermeintliche Heldentaten, die einen nach der Heimkehr rühmen, zu engagieren, sind mit Sicherheit die falschen Gründe, sich für ein Hilfsprojekt zu entscheiden. Es setzen sich dabei natürlich weiterhin viele Leute mit Herzblut über einen langen Zeitraum ein, weil ihnen viel an der Sache liegt. Rollis für Afrika ist ein vergleichsweise kleiner Verein, der in Deutschland noch funktionsfähige oder kaputte Rollstühle sammelt, sie auf Vordermann bringt und selbst mit einem Lastwagen nach Afrika transportiert. Ihre Philosophie ist es, „die Kultur der jeweiligen Region und die Bedürfnisse der auf Hilfe angewiesenen Menschen zu verstehen. Dies ist für uns eine wichtige Voraussetzung, um vertrauensvoll miteinander zusammenzuarbeiten. Wir wollen Menschen in ihrem Leben unterstützen, aber ihnen nicht unsere westlich geprägten Vorstellungen aufzwingen.“ Es gibt sie also, die sinnvollen Projekte. Man muss nur bereit sein, etwas länger nach ihnen zu suchen. Etwas länger an ihnen zu arbeiten.

Seht euch hier das Video „Who wants to be a Volunteer“ an: