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Kids vs. USA: Kinder klagen gegen die Regierung

Über eine Woche ist der Wahlsieg Trumps her, unser Schock wird deshalb aber nicht kleiner. Ein sexistischer, rassistischer Reality-TV-Star wird Präsident der Vereinigten Staaten, ohne davor jemals ein politisches Amt übernommen zu haben. Puh. Doch je mehr Zeit vergeht, desto detailreicher werden seine Wahlkampfversprechen analysiert – und sollte er alles umsetzen, was er angekündigt hat, könnte das das Ende der Welt sein, wie wir sie kennen.

Das gröbste, was Trump wohl bisher von sich hören ließ, waren neben größenwahnsinnigen Sprüchen wie „Ich könnte auf der 5th Avenue auf jemanden erschießen und würde trotzdem keine Wähler verlieren“ wohl auch die Aussage, die Erwärmung der Erde sei eine „Erfindung der Chinesen, um die amerikanische Wirtschaft zu dämpfen“. Aus dem Pariser Klimaabkommen möchte er aussteigen, so die Frankfurter Rundschau. Auf der alljährlichen UN-Klimakonferenz werden gemeinsame Ziele ausgehandelt, um die globale Erwärmung zu begrenzen.Trump möchte sich jedoch mehr für andere Umweltprobleme der Amerikaner einsetzen: „Ich denke, saubere Luft ist ein drängendes Problem. Jeder will saubere Luft und sauberes Wasser“. Er habe schon viele Umweltauszeichnungen gewonnen und – klar! – er kennt sich aus. Extremes Wetter sei natürlich und keinesfalls eine Folge des Klimawandels: „Wetter ändert sich nun mal. Es gibt Stürme und Regen und es gibt schöne Tage“, sei sein Statement zu Dürreperioden und plötzlich auftretenden Taifunen.

 

Rücksicht auf nachkommende Generationen? Nö.

 

So geht der Anstieg des Meeresspiegels, Großflächenbrände, Hitzewellen, schwindendes Trinkwasser und Gletschereis weiter, welche Mensch und Tier bedrohen. Um dem zu entkommen, werden in den nächsten Jahren nicht nur Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge ihr Heimatland verlassen, sondern auch Klimaflüchtlinge. Trump sieht diesbezüglich keinen Bedarf, leugnet munter weiter – und die US-Amerikaner sind sauer.

Deswegen haben sich 21 junge US-AmerikanerInnen zwischen neun und 20 Jahren zusammengetan und ‚Our Children’s Trust‚ gegründet. Die Organisation klagt jetzt gegen die US-Regierung. Diese hat nämlich versäumt, aktiv gegen den Klimawandel vorzugehen, so ihre Argumentation. Das sei ein Verstoß gegen die staatliche Verfassung, wobei Ressourcen für die öffentliche Nutzung bewahrt und geschützt werden müssen. Außerdem sind junge Menschen diejenigen, die mit den Folgen der Erderwärmung leben müssen. Donald Trump mit seinen 70 Jahren wird davon wohl nicht mehr allzu viel mitbekommen.

Genau diese junge Generation will die Untätigkeit der Regierung nicht hinnehmen. Obwohl – Überraschung – vor allem die Erdölindustrie Anträge auf eine Abweisung gestellt hat, erhielten sie von einer Anwältin im Bundesstaat Oregon Recht: Die Klage wird anerkannt. Unterstützung bekommen die Jugendlichen von der gemeinnützigen Anwaltsfirma Western Environment Law Center und dem US-Klimaforscher James Hansen. In einigen Bundesländern wurden ihre Anträge ablehnt, da nicht klar sei, wie ein Staat den Klimawandel eindämmen solle. Im Massachusetts, North Carolina und Pennsylvania waren sie jedoch erfolgreich. Die Umweltbehörde von Massachusetts wurde verpflichtet, „jährliche Emissionsgrenzen einzuführen“ und „Regulierungen zu verkünden, durch die Treibhausgase begrenzt werden“, so taz.de.

 

„Ihr denkt doch nur an eure Zukunft, nicht an die der Erde.“

 

Selbstverständlich melden sich auch Kritiker zu Wort. Warum es neunjährigen Kindern erlaubt sei, zu klagen, lautet hier die gängigste Argumentation. Dass die neun bis 20-jährigen Mitglieder von ‚Our Children’s Trust‘ geklagt haben, liegt hier unserer Meinung nach aber keinesfalls am Alter. Klar ist es untypisch, dass die jüngsten der Organisation derart viel Interesse an politischen Themen zeigen, statt sich mit ihrem neuesten Spielzeug zu beschäftigen. Doch sollten wir ihre Teilnahme deshalb automatisch nicht ernst nehmen? Schießlich ist es in den USA praktisch unter jedem Vorwand möglich, zu klagen, siehe hierfür die 2.7 Millionen Dollar Klage für einen eigenmächtig umgekippten Kaffee – der Deckel war schließlich fahrlässig aufgesetzt. Aber für unsere Zukunft, unseren Planeten vor Gericht zu gehen, ist dann übertrieben?