„#10secondi“: Zehn Sekunden sind zehn Sekunden zu viel

Zehn Sekunden gehen schnell vorüber, oder? Nicht unbedingt. Darauf weist gerade der neue und wichtige Trend „#10secondi“ hin.

Seit letzter Woche erobert „#10secondi“ das Internet wie im Sturm. Es wurden bereits tausende von Videos gepostet, die beim Schauen ein unangenehmes Gefühl auslösen. Das ist genau der Punkt der Bewegung, die auf ein ganz bestimmtes Ereignis anspielt, das für große Empörung gesorgt hat.

Was passiert ist

Der Vorfall trug sich in der Roberto-Rossellini-Schule in Rom zu, dessen Verlauf bis in den April 2022 zurückgeht. Eine 17-jährige Schülerin befand sich damals mit einer Freundin auf dem Weg zu ihrem Klassenzimmer und ging dabei eine Treppe hinauf. Plötzlich bemerkt die Schülerin eine Hand an ihrem Gesäß. Der Hausmeister der Schule war hinter ihr aufgetaucht, griff unter ihren Rock und an die Unterhose. Daraufhin zog er den Slip so ruckartig nach oben, dass dem Mädchen dabei mehrere Verletzungen im Intimbereich zugefügt wurden. Das ganze geschah innerhalb von fünf bis zehn Sekunden. Einen Moment später drehte sich die Schülerin entsetzt um. „Du weißt doch, dass das ein Scherz war.“ Das ist das Einzige, was der Mann auf ihre schockierte Reaktion hin entgegnete.

Die 17-Jährige bewies große Stärke, als sie diesen Fall zur Anzeige brachte. Allerdings blieb dieser Mut unbelohnt. Das Gerichtsverfahren ereignete sich nämlich folgendermaßen:

Der 66-jährige Hausmeister bestätigte nach der Anklage die Angaben der Schülerin und gestand offen, sie ohne ihr Einverständnis an besagten Körperstellen berührt zu haben. Von Einsicht war bei ihm jedoch keine Spur, weil er die Aktion als einen simplen Scherz abtat. Dass es sich hier viel mehr um sexuelle Nötigung als um „Spaß“ dreht, erkannte auch die Staatsanwaltschaft. Diese forderte daher eine dreieinhalbjährige Haftstrafe für den Täter, doch das letztendliche Urteil war erschütternd. Der zuständige Richter erteilte dem Mann keinerlei Strafen. Die Rechtfertigung für diese Entscheidung ist, dass die Belästigung nur höchstens zehn Sekunden angedauert hat. Zehn Sekunden, in denen ein Mädchen leidet, sind also akzeptabel?