„#10secondi“: Zehn Sekunden sind zehn Sekunden zu viel

Online-Proteste und Straßen-Demonstrationen

Das sehen zahlreiche Menschen glücklicherweise anders und zeigen derzeit in den Sozialen Medien ihre Solidarität mit dem Opfer. Nach Veröffentlichung des Gerichtsurteils teilte der italienische Schauspieler Paolo Camilli nämlich am 10.07.2023 ein Video auf Instagram. In diesem berührt er sich an einer intimen Stelle seines Körpers und schaut in die Kamera während ein zehnsekündiger Timer abläuft. Er kennzeichnete seinen Beitrag mit „#10secondi“. Daraufhin posteten viele Menschen ebenfalls Videos unter besagtem Hashtag mit dem gleichen Konzept auf Instagram und TikTok. Dies soll demonstrieren, wie lange ganze zehn Sekunden eines „palpata breve“ (eines „kurzen Begrabschens“) sind, das eigentlich überhaupt nicht passieren darf.

Unterstützer*innen der Bewegung gehen auch in Italien auf die Straßen und protestieren lautstark gegen die Geschehnisse. Dazu äußerte sich Politikerin Laura Boldrini, eine Abgeordnete der „Partito Democratico“ auf einer vergangenen Demonstration. „Wenn eine Frau Angst hat, dass ihr nicht geglaubt wird, dann hat sie jetzt die Bestätigung erhalten.“.

Gegenseitige Unterstützung als Ziel

Worte wie diese sind niederschmetternd und doch spiegeln sie eine Realität wider, in der Frauen schon zu lange so leben müssen. Situationen wie diese, in der die Schilderungen von Frauen relativiert oder gar nicht erst geglaubt werden, sind kein Einzelfall. Oft wird sexuelle Nötigung oder eine andere Art der Belästigung als Überdramatisierung des Opfers angesehen. Die gesamte Thematik verliert somit schnell an Gewichtigkeit. Besonders gefährlich wird es für Betroffene dann, wenn nicht einmal die Behörden ihr Leidwesen ernst nehmen. Wie in diesem Fall. Dies löst große Entmutigung und Frustration unter den Opfern aus, die dann noch seltener Anklagen einreichen werden.

Auch wenn der Feminismus schon einiges erreichen konnte, ist noch viel zu tun. Vor allem Frauen werden in vielen Teilen der Welt noch immer ihre Gefühle und Worte, sowie ihre eigenen Körper und Rechte abgesprochen. Es ist deshalb äußerst wichtig, immer um- und weiterzudenken und für sich und seine Umwelt einzustehen. Einen guten Ansatz hat zum Beispiel „#10secondi“ schon geliefert. Denn nur so kann die Sicherheit von Frauen und auch allen Mitgliedern der Gesellschaft immer ein kleines Stück weit mehr bewahrt werden..

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Bildquelle: Joice Kelly via Unsplash; CC0-Lizenz