Trennungstrend „Quiet Dumping“: So fies kann man Schluss machen
Beim Wort „Schlussmachen“ landen unsere Gedanken meist schnell bei lauten Streits, hitzigen Diskussionen oder endlosen Rosenkriegen. Der Trennungstrend „Quiet Dumping“ zeigt, dass sich das Ende einer Beziehung aber nicht zwangsläufig so gestaltet. Warum die Masche trotzdem besonders fies ist, erfahrt ihr hier.
Wer in der Beziehung auf die Frage „Was ist denn los mit dir?“ meist nur ein oberflächliches „Nichts, nichts“ als Antwort erhält, ist möglicherweise von Quiet Dumping betroffen. Dabei handelt es sich um eine Form von Gaslighting oder Ghosting, bei der sich das Gegenüber still und leise aus der Beziehung zurückzieht. Statt einem offenen Gespräch oder einer Erklärung wird der*die andere über die Beweggründe hierfür im Unklaren gelassen. Quiet Dumping gilt oft sogar als besonders schmerzhaft, da sich die Beziehung langsam und schleichend aufzulösen scheint.
Nur das Nötigste
Das Phänomen der innerlichen Kündigung kennen wir bereits aus der Arbeitswelt. Beim sogenannten „Quiet Quitting“ steckt man immer weniger Zeit und Mühe in seinen Job, da man mit diesem insgeheim bereits abgeschlossen hat. Eine solche „stille Kündigung“ praktizieren Arbeitnehmer*innen oft so lange, bis sie endgültig etwas Neues gefunden haben. Ähnlich ist es in der Liebe, sodass über einen längeren Zeitraum hinweg immer weniger Energie in die Beziehung investiert wird. Was nicht unbedingt notwendig ist, wird schlicht und einfach weggelassen. Doch im Gegensatz zu einer vernachlässigten Excel-Tabelle merkt der*die Partner*in dabei sehr wohl, dass etwas nicht stimmt.
Besonders problematisch an Quiet Dumping ist, dass der ausführende Part sein Verhalten oft gar nicht als besonders verletzend empfindet. Häufig wird sogar angenommen, dass dieses weniger kränkend sei als direkt Schluss zu machen. Dem Gegenüber soll gezeigt werden, dass irgendetwas nicht stimmt – meist in der Hoffnung, das Ganze würde sich damit von selbst auflösen. Getreu dem Motto „Abwarten und Tee trinken“ also.
Tell me Why
Die Gründe für Quiet Dumping können ganz vielfältig sein. Neben dem allgemeinen Bedürfnis nach Harmonie kann auch die Scheu vor Konfrontationen eine Rolle spielen. Menschen, die Streitigkeiten vermeiden möchten, ziehen sich tendenziell also eher ohne viele Worte aus der Beziehung zurück. Statt die Karten offen auf den Tisch zu legen, weicht man klärenden Gesprächen lieber aus. Zwar wird eine Auseinandersetzung dadurch vorerst umgangen – aber braucht es diese manchmal nicht einfach?
Die Hoffnung, dass der Satz „Wir müssen reden“ dann schlussendlich von der anderen Person kommt, könnte eine weitere Motivation von Quiet Dumping sein. Damit würde man dem einseitigen Schlussmachen entgehen und hätte sich gewissermaßen „gemeinsam“ auf eine Trennung geeinigt. Ob dies in der Praxis allerdings funktioniert, sei dahingestellt. Denn statt gleich die ganze Beziehung infrage zu stellen, würden die meisten daraufhin wohl erst einmal den Fehler bei sich selbst suchen.
Die Gefahr einer langsamen Distanzierung ist außerdem, dass die emotionale Belastung für beide Parteien deutlich länger bestehen bleibt. Statt einen klaren Schlussstrich zu ziehen, wird die ohnehin unvermeidliche Trennung somit nur unnötig hinausgezögert.
Mit „Fair Play“ hat Quiet Dumping also relativ wenig zu tun. Denn obwohl ein ehrlicher Austausch für die meisten von uns als Must-Have in der Beziehung gilt, lassen wir unsere Partner*innen hierbei lieber im Dunkeln tappen. In Beziehungssachen hilft es also wirklich niemandem weiter, sich in vornehmes Schweigen zu hüllen.
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