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Bilder: Ein intimer Einblick in die kunterbunte Kultur Indiens

Mit ihrem Herzensprojekt „A Portrait of India“ präsentiert uns Emily Garthwaite einen sehr besonderen Einblick in das Land Indien – nämlich ihren ganz persönlichen. Vor allem die Menschen sind es, die diese Bilderserie ausmachen. Die 24-jährige Fotojournalistin und Straßenfotografin selbst sagt, dass sie nicht anders kann, als Menschen zu fotografieren.

Wenn wir uns ihre Fotos anschauen, verstehen wir, warum. Die Menschen haben alle ihre eigene Geschichte und schaut man in ihre Augen, so will man unweigerlich mehr von ihnen erfahren. Diese Portraits gehen ganz tief. Wie facettenreich, traditionsbewusst und auch irgendwie modern Indien ist, zeigen uns Emilys Fotos ganz deutlich. Wir haben sie zu den Hintergründen ihres Indien-Projekts befragt.

 

ZEITjUNG: Was hat dich zu deiner Bilderserie inspiriert?

Emily: Die Serie wurde dieses Jahr verwirklicht. Bis dahin war es sehr ein leidenschaftliches Projekt und bestand aus kleinen Geschichten. Diese Indien-Serie war die Geburtsstunde meiner photografischen Karriere und ein wahres Herzensprojekt. Die Fotos zeigen Indien, wie ich es sehe und ich wünsche mir, sie während meiner Karriere als Fotografin weiter zu vervollständigen.

 

Du fotografierst Menschen in sehr persönlichen und intimen Situationen. Wie näherst du dich ihnen und was hat dich zu der Entscheidung geführt, den Fokus auf Personen zu setzen?

Persönlich kann ich einfach nicht anders, als Menschen zu fotografieren. Es ist eine Art instinktives Gefühl. Ich habe begonnen, Fotografie-Workshops zu leiten. Dabei habe ich Schüler dazu veranlasst, mit mir zusammen unbekannte Leute anzusprechen, um von ihnen ein Portrait aufnehmen zu dürfen. Es ist fantastisch, die Reaktionen meiner Schüler zu sehen, wenn die Passanten und Passantinnen zustimmen, was wirklich in 90% der Fälle passiert. Es ist alles eine Sache des Gefühls, du musst selbstsicher sein, darfst es aber auch nicht übertreiben. Es sollte immer eine tolle Erfahrung sein, fotografiert zu werden – die Menschen wollen sich besonders fühlen. Es ist wichtig ihnen genau dieses Gefühl zu geben.

 

Warum Indien?

Meine Großmutter ist in Assam, im Nordosten Indiens, aufgewachsen. Es ist einer wunderschöner Ort. Sie hatte Demenz und starb kurz bevor ich die Orte besuchte, über diese sie immer so aufgeregt gesprochen hatte. Es wurde eine Pilgerfahrt. Ich machte mich auf, um ihre Asche zu verstreuen und um Indien für mich selbst zu erkunden.

 

Was macht das „moderne Indien“ für dich aus?

Indien hat viele Facetten und ist ständig im Wandel. Tradition und Moderne bewegen sich stets nebeneinander und es gibt für beides eine Menge Raum. Während viele Länder ihre kulturellen Wurzeln vergessen können, bleibt Indien immer ein wunderschöner Mix. Ich freue mich außerordentlich, zu sehen, wie Kalkutta sein Recycling-und Abfall-Management verbessert hat, um eine sauberere Stadt zu schaffen. Es gibt einen stärkeren Kampf für die Rechte der Frauen, hauptsächlich und vor allem in ländlichen Regionen und einen Anstieg im Bereich Social Media und Fotografie, was bedeutet, dass ich außerordentlich tolle indische Fotografen und Fotografinnen entdecken durfte.

 

Deine Fotos bestehen aus leuchtenden, bunten Farben. Was ist die Idee dahinter und was macht für dich ein gutes Foto aus?

Ich habe herausgefunden, dass starke Farben nicht unbedingt das auffälligste sind, aber miteinander spielen. Farbe hat für sich für mich immer spielerisch angefühlt und war ein Weg, um den Betrachter durch das Foto zu leiten. Ein „gutes Foto“ wird für gewöhnlich universell geschätzt und ist meist dasjenige mit der simpelsten Message.

 

Was war der schönste, der prägendste Moment bei der Entstehung dieser Serie?

Fast all meine Arbeit in Kalkutta fotografierte ich an einem Tag – es war ein Tag voller kreativer, gedanklicher Klarheit und einer, mit dem alle Artisten vertraut sind! Ich entdecke immer noch Fotos von diesem Tag auf meiner Festplatte.