Gillen auf Wiese

Ein Stück Freiheit in Gefahr

„Grillen gibt’s hier nicht mehr – Geruchsbelästigung“, so oder so ähnlich könnte die Anweisung lauten, wenn es einen der größten Grillplätze in Berlin nicht mehr geben würde.

Das Tempelhofer Feld ist zum zentralen Naherholungsgebiet für Berlinerinnen und Berliner geworden, als der Park 2010 eröffnet wurde. Seitdem frequentieren Inlineskater, Kitesurfer, Jogger, Spaziergänger und andere Sonnenanbeter das Feld regelmäßig. Im Sommer könnte man aus der Ferne denken, es brenne irgendwo – aber nein, es sind Hunderte von Grills, die den Qualm absondern.

 

Das Tempelhofer Feld hat schon viel gesehen

 

Bis zum 18. Jahrhundert wurde es als Ackerfläche benutzt, später dann als militärischer Parade- und Exerzierplatz. Auf dem westlichen Teil entstand zwischenzeitlich auch eine Pferderennbahn, ab 1841 wurde sie entfernt und der Platz für die Eisenbahn genutzt. Züge nach Anhalt, Dresden oder eine militärische Bahnstrecke nach Jüterbog fuhren von hier aus los. Auf dem unbebauten östlichen Teil wurde Fußball gespielt – erst provisorisch auf der freien Fläche, später wurde hier das Preussen-Stadion errichtet, das 40.000 Zuschauern Platz bot.

Auch hinsichtlich der Luftfahrtgeschichte ist der Ort bedeutsam: 1886 stieg von hier aus der Ballon Barbara auf, von dem aus die ältesten Luftaufnahmen Berlins gemacht wurden. Auch das Luftschiff Deutschland und das erste Ganzmetallluftschiff drehten von hier aus ihre Runden, wenn auch nur kurz, da beide abstürzten. Bebauungspläne wurden von den beiden Weltkriegen durchkreuzt, danach wurde der Flughafenbetrieb wieder aufgenommen. Als Westberlin 1948/49 durch die Luftbrücke von den Westalliierten versorgt wurde, landeten die Rosinenbomber – man ahnt es: auf dem Tempelhofer Feld.

 

Freiraum für alle – doch wie lange noch?

 

Seit der Eröffnung als Park im Mai 2010 sind viele Projekte entstanden. Das Kunstprojekt Arche Metropolis hat sich Nachhaltigkeit zum Ziel gesetzt – auf dem Feld gibt es viel Entfaltungsspielraum. Auch der Stadtteilgarten Schillerkiez bietet eine offene Feldstruktur für Urban Gardening. Mittlerweile gibt es unzählige Beete, Bänke und Menschen, die den Sonnenuntergang genießen.

An fast allen Sommertagen ist das Feld voll mit Menschen, und man hat den Eindruck, dass es immer mehr an Popularität gewinnt Immer mehr Jogger, Kite- oder Windsurfer, vor allem aber: immer mehr Inlineskater drehen hier ihre Runden. Nicht wirklich überraschend, denen für das Inlinern braucht man nicht viel. Der Sport ist schnell erlernt, und Skates sind online schnell besorgt. Das Feld bietet beste Voraussetzungen für diesen Sport; neben den beiden Landebahnen gibt es die große Runde, die fast sechs Kilometer lang ist.

Doch Gefahr droht vom Berliner Senat, der vorhat, den freien Platz zu bebauen. Neben neuem Wohnraum sind auch eine Landesbibliothek und eine Grundschule geplant – den Masterplan kann man hier einsehen. Ein Volksbegehren hat den Plänen jedoch den Kampf angesagt. Nachdem genügend Stimmen für einen Volksentscheid gesammelt wurden, findet dieser nun am 25. Mai statt. Die Initiative 100% Tempelhofer Feld ist, wie der Name vermuten lässt, gegen sämtliche Bebauungspläne des Senats. Keinerlei Bebauung – das würde den unveränderten Zustand bedeuten.

Ob das Volksbegehren Erfolg bringt, wird sich zeigen. Die Gebiete des östlichen Feldes sind begehrt – von Bauherren ebenso wie von Grillplatzbenutzern. „Hier kann nicht gebaut werden, hier grillen wir“ – vielleicht ist auch das ein realistisches Szenario.

Bildquelle 1: Marco Hamersma, Flickr unter cc-by-sa 2.0