Was heißt es eigentlich, nicht-binär zu sein?

In einer Welt, die oft nur zwischen Männern und Frauen unterscheidet, gibt es Menschen, deren Geschlechtsidentität sich nicht in diese Kategorien einordnen lässt: Sie sind nicht-binär – eine Sammelbezeichnung für Geschlechtsidentitäten, die weder ausschließlich männlich noch weiblich sind.

Nicht-binär zu sein kann für unterschiedliche Menschen verschiedenes bedeuten. Einige identifizieren sich als genderfluid, agender oder genderqueer. Was diese Begriffe genau umfassen, bleibt individuell. Es sind Facetten eines Spektrums, das traditionelle Geschlechtergrenzen überschreitet.

Das Problem mit dem binären Geschlechterkonzept

Das traditionelle, binäre Geschlechterkonzept ist noch immer fest in den Köpfen vieler Menschen verankert: Demnach gäbe es nur zwei Geschlechter und alle Menschen seien entweder Männer oder Frauen. Allerdings kehrt dieses Konzept unter den Teppich, wie komplex die Biologie des Geschlechts wirklich ist. Denn obwohl die meisten Säuglinge als männlich oder weiblich eingestuft werden können, kann es durchaus mehr als nur eine Geschlechtszugehörigkeit geben! Aus diesem Grund lässt sich das binäre Geschlechterkonzept zurecht als veraltet bezeichnen.

Der Unterschied zwischen Geschlechtsidentität und Geschlechterausdruck

Um nicht-binäre Personen besser zu verstehen, ist es ebenfalls wichtig, zwischen Geschlechtsidentität und Geschlechterausdruck zu unterscheiden: Erstere ist das innere Empfinden einer Person, während letztere zeigt, wie jemand seine Identität nach außen trägt. Dies kann variieren und entspricht nicht immer den gängigen Geschlechternormen. Heißt im Klartext: Nicht-binäre Menschen müssen sich nicht immer androgyn kleiden oder verhalten – ihr Geschlechterausdruck kann „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ sein, genauso wie er eine Kombination oder keines von beidem sein kann.

Nicht-binäre Personen sind nicht automatisch transgender

Nicht-binär und transgender sind nicht dasselbe, obwohl beide Begriffe oft im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität diskutiert werden. Transgender ist ein umfassenderer Begriff, der Personen beschreibt, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Dies kann Männer und Frauen einschließen, die transsexuell sind, also eine Geschlechtsanpassung vorgenommen haben oder wünschen. Nicht-binäre Personen fallen oft auch unter den Transgender-Begriff, weil ihre Geschlechtsidentität ebenfalls nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.

Der wesentliche Unterschied besteht jedoch darin, dass nicht-binäre Menschen eine Identität außerhalb der traditionellen Kategorien von männlich und weiblich annehmen. Sie definieren sich weder als Mann noch als Frau oder sehen ihre Geschlechtsidentität als eine Mischung oder als wechselnd an. Es ist wichtig, diese Unterscheidungen zu verstehen, um die individuellen Erfahrungen und Identitäten jeder Person angemessen zu respektieren und anzuerkennen.