Dating-Apps und riskantes Sexualverhalten: Eine gefährliche Verbindung?
Sexualverhalten und Dating-App-Nutzung unter US-College-Studierenden könnten sich gegenseitig beeinflussen. Forscher der University of Texas fanden heraus, dass Studierende, die Dating-Apps nutzen, häufiger riskante sexuelle Verhaltensweisen zeigen. Dazu zählen eine erhöhte Zahl von Sexualpartnern und ungeschützter Geschlechtsverkehr, was das Risiko für sexuell übertragbare Infektionen (STIs) und HIV erhöht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete kürzlich von täglich über einer Million neuer STI-Fälle weltweit. In den USA, einem Land mit besonders hoher Prävalenz von STIs, stiegen seit 2000 die Fälle von Chlamydien um mehr als das Doppelte, Gonorrhö um 40 Prozent und Syphilis sogar um 400 Prozent. Diese Entwicklung trifft vor allem junge Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren. Parallel dazu hat die Verbreitung von Dating-Apps seit 2010 deutlich zugenommen, wie die Studie der University of Texas zeigt.
Ergebnisse aus Texas: Mehr Partner, mehr Risiko
Im Jahr 2022 befragte das Team um Dr. Jaquetta Reeves anonym 122 College-Studierende aus Nordtexas zu ihrer Sexualhistorie und Dating-App-Nutzung. Die Altersgruppe der Befragten lag zwischen 19 und 35 Jahren. Die Teilnehmer gaben an, ob sie Dating-Apps nutzten, wie viele Sexualpartner sie hatten, ob sie ungeschützten Geschlechtsverkehr praktizierten und ob sie sich jemals auf sexuell übertragbare Krankheiten testen ließen.
Die Analyse zeigte deutliche Unterschiede: Studierende, die mehr als einen Sexualpartner im letzten Jahr hatten, nutzten 2,2-mal häufiger Dating-Apps. Alkohol spielte ebenfalls eine Rolle: Personen, die Sex mit Alkoholkonsum verbanden, griffen 1,4-mal häufiger auf Dating-Apps zurück. Interessanterweise starteten jene, die zwischen 16 und 19 Jahren ihre ersten sexuellen Erfahrungen machten, ebenfalls häufiger mit der Nutzung solcher Apps als ältere Einsteiger.
Unterschiede in der Risikobereitschaft
Ein weiteres Ergebnis betraf HIV- und STI-Tests: Personen, die jemals an einer Campusklinik auf STIs getestet wurden, nutzten 1,8-mal häufiger Dating-Apps. Zudem waren diejenigen, die positiv auf eine STI getestet wurden, 1,3-mal häufiger auf diesen Plattformen aktiv. Unterschiede im Kondomgebrauch zwischen Dating-App-Nutzern und Nicht-Nutzern gab es nicht – außer bei analem Sex. Hier verwendeten regelmäßige Kondomnutzer 1,1-mal häufiger Apps als solche, die selten oder nie Kondome nutzten.
Die Forschenden vermuteten, dass Dating-Apps und riskantes Sexualverhalten sich gegenseitig verstärken könnten. Reeves erklärte: „Dating-Apps erleichtern den Kontakt zu Gelegenheitssex-Partnern, was zu Verhaltensweisen wie inkonsistentem Kondomgebrauch führen kann. Umgekehrt suchen Personen, die bereits risikoreiches Verhalten zeigen, gezielt nach Partnern mit ähnlichen Vorlieben.“
Prävention durch Technologie
Die Studie empfiehlt, Aufklärungsmaßnahmen direkt in Apps zu integrieren, um sichere Sexualpraktiken zu fördern. Zudem könnten Erinnerungen für STI-Tests oder Benachrichtigungen über mögliche Kontakte mit Infizierten über die Apps verschickt werden. Reeves schlug vor, Jugendkampagnen zur Stigmareduktion und besseren Gesundheitsaufklärung zu stärken. So kann die Technologie als Werkzeug für Prävention dienen.
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Bild: Unsplash; CC0-Lizenz