Die 5 größten Umweltsünden im Alltag – und wie wir sie in den Griff bekommen

Dass Umweltschutz nicht nur Aufgabe der Politik und großer Unternehmen, sondern auch jedes Einzelnen von uns ist, dürfte mittlerweile bei den meisten angekommen sein. Wollen wir den Klimawandel aufhalten oder zumindest abbremsen, bevor die Folgen für den Planeten zu drastisch werden und wir keine Vorbereitungen treffen können, gilt es, den alltäglichen Lebensstil diszipliniert anzupassen. Diese Tatsache allein wirkt abschreckend auf viele Menschen. Umso wichtiger ist es, sich damit zu beschäftigen. Denn oft sind es schon kleine Dinge, die ohne viel Aufwand und rein mit genügend Willenskraft verändert werden können, um die größten Umweltsünden des Alltags auszumerzen.

1. Zu viel Stromverbrauch, falsches Heizen

Das Umweltbundesamt stellt schon seit Längerem den sogenannten CO2-Rechner bereit, mit welchem sich die persönliche CO2-Bilanz im Blick behalten lässt. Doch nicht nur kann mit diesem Tool ein Schnellcheck durchgeführt werden, die Ergebnisse lassen sich auch mit dem deutschen Durchschnitt vergleichen. Ein Blick auf genau diesen verrät: Nach dem sogenannten „sonstigen Konsum“, zu dem wir an späterer Stelle noch kommen werden, hat die Kategorie „Wohnen & Strom“ den zweitgrößten CO2-Ausstoß zu verzeichnen. 2,74 Tonnen CO2 stößt ein:e Deutsche:r durchschnittlich im Jahr aus.

Wir möchten diesen Punkt als erstes nennen, weil er bei vielen Menschen untergeht. Sowohl den eigenen Stromverbrauch als auch das Heizverhalten unterschätzt man gerne. Oder besser gesagt: Man denkt einfach nicht genug darüber nach.

Weniger Strom verbrauchen

Die meisten von uns nutzen tagtäglich etliche elektronische Geräte: Das Smartphone, das Notebook, ein Tablet, Küchengeräte, den Gaming-PC, den TV, die Waschmaschine und so weiter. All diese Geräte laufen nur mit Strom. Hinzu kommt die Beleuchtung unserer Wohnungen oder Häuser. Ohne die säßen wir im Dunkeln oder wären auf Kerzen angewiesen (die übrigens oft auch schlecht für die Umwelt sind).

Das große Problem ist, dass im ersten Quartal 2021 in Deutschland nur 42,5 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt wurden. Die restlichen 57,5 Prozent stammen immer noch zu großen Teilen aus Kohlekraftwerken. Um diesen Strom zu erzeugen, wird Kohle verbrannt, was zu giftigen Abgasen führt und sehr viel CO2 produziert. Da die Anlagen voraussichtlich bis mindestens 2038 in Betrieb bleiben, gilt es, selbstständig aktiv zu werden. Das bedeutet:

  • Bestenfalls zu einem Ökostrom-Anbieter wechseln
  • Energiesparende Geräte kaufen 
  • Standby-Modi vermeiden und Geräte ganz ausschalten
  • Nicht mehrfach mehrere Geräte laufen lassen
  • Den Stecker von Netzteilen ziehen, wenn an diesen keine Geräte hängen

Vernünftig heizen

Ähnlich problematisch wie ein oft unreflektierter Stromverbrauch ist auch das Heizverhalten vieler Deutscher. Vor allem in den kälteren Jahreszeiten und hier besonders im Winter wird viel zu viel geheizt. Natürlich brauchen die meisten Räume künstliche Wärme aus der Heizung, damit wir nicht frieren und damit die Wände nicht zu kalt werden und sich Schimmel bilden kann. Dennoch heizen die meisten zu stark oder falsch.

Das bedeutet konkret, dass die Heizungen fast immer ein bisschen runtergedreht werden können und vor allem auch, dass sie beim Lüften mit kalter Luft ausgeschaltet werden können. Auch nachts ist es sinnvoll, die Räume etwas kühler zu halten – dadurch schläft es sich auch besser. Außerdem ist es schwachsinnig, im Winter im T-Shirt in der Wohnung rumzulaufen. Dann lieber einen Pullover drüberziehen und die Heizung dafür eine Stufe runterdrehen!

2. Reisen mit dem Flugzeug

Die Emissionen, die wir im Verkehr produzieren gehören ebenfalls zu den größten Umweltsünden überhaupt. Wer täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren muss, da der Weg fürs Rad zu weit ist, dem kann man schlecht einen Vorwurf machen. Manchmal kommt man auch ums eigene Auto nicht herum – bestenfalls dann aber zumindest als Mitfahrgelegenheit mit anderen organisiert.

Schöne Aussicht aus dem Flugzeugfenster – auf eine Welt, die das Fliegen selbst gefährdet. (unsplash.com © Tim Gouw)

Das wirkliche Problem aber stellen freiwillige und nicht unbedingt notwendige Flugreisen dar. Laut Angaben des Umweltbundesamtes werden bei einem Inlandsflug im Durchschnitt 214 Gramm CO2- pro Person und Kilometer ausgestoßen. Wer mit der Bahn zum Reiseziel kommt, verbraucht dagegen beispielsweise nur rund 29 bis 55 Gramm CO2 – also rund sieben mal weniger. 

Teil des Problems dürfte das Märchen sein, dass sich Erholung nur in der Ferne, an weißen Sandstränden und mit türkisblauem Meer vor der Nase findet. Sicherlich ist es spannend, fremde Länder zu erkunden, neue Kulturen kennenzulernen und mal aus Deutschland oder sonst wo wegzukommen. Wenn das aber jedes Jahr mit einem Fernflug vonstatten gehen muss, sollte das eigene Reiseverhalten dringend überdacht werden. Entschleunigt zu reisen und langsam an ein vielleicht nicht immer am anderen Ende der Welt verortetes Ziel zu kommen, kann geradezu augenöffnend sein.

Und wenn der Urlaub zuhause verbracht werden muss oder soll, dann gibt es unzählige Möglichkeiten, diesen spannend zu gestalten. Hier gibt es vielleicht keinen Strand – wobei Ost- und Nordsee im Grunde auch vor der Tür liegen. Dafür können aber etliche Dinge unternommen werden, für die in Thailand, auf den Malediven oder in anderen vermeintlichen Paradiesen keine Möglichkeit besteht.

3. Einwegplastik ohne Ende

Die meisten Einwegprodukte aus Plastik gab es früher schon in anderer Form – aus nachhaltigen Materialien oder zumindest solchen, die für jahrelangen Gebrauch bestimmt waren. Besteck, Tassen, Becher und Teller etwa, mit denen wir trinken und essen können, gibt es aus Porzellan oder Metall. Für die Hygiene hat man früher in der Regel Handtücher oder Waschlappen aus Baumwolle benutzt.

Doch wir sind bequem geworden oder haben aufgehört, uns über wahre Nachhaltigkeit Gedanken zu machen. Statt althergebrachter, guter Produkte, nutzen wir oftmals lieber Einwegbecher, Plastikbesteck, Einmalgrills, Kaffeekapseln, Wattepads zum Abschminken und etliche andere Dinge, die sofort nach der Benutzung im Müll landen. Das größte Problem an dieser „Wegwerf-Kultur“ ist, dass die meisten der einmalig genutzten Gegenstände auch noch aus Plastik bestehen oder Kunststoffe beinhalten.

Pro Jahr werden laut Deutscher Umwelthilfe allein 2,8 Milliarden Einwegbecher in Deutschland weggeworfen. 1,66 Milliarden davon sind Pappbecher mit Kunststoffbeschichtung und 1,14 Milliarden sind Kunststoffbecher aus Polystyrol. Gelangt das Plastik dieser Becher, weil unachtsam oder ignorant entsorgt, auch noch in die Umwelt, zerfällt es dort zu Mikroplastik und gefährdet Nahrungskreisläufen.

Genauso läuft es natürlich auch mit den Kunststoffen der bereits genannten und etlicher anderer Konsumgüter. Zigaretten etwa werden zwar von jungen Leuten immer seltener konsumiert, sie zählen aber immer noch ebenfalls zu Umweltsünden – auch, wenn man hier nicht sofort an Einwegplastik denken mag. Doch die unzähligen von Zigarettenfiltern, von denen schätzungsweise nur ein Drittel jährlich im Müll landen, bestehen aus dem Kunststoff Celluloseacetat. Zusammen mit dem Nikotin, Schwermetallen und andere Chemikalien im Filter, gefährdet dieses die Umwelt genauso, wie etwa jede Plastikverpackung auch.

Das Einzige, was hilft: Weniger Einwegplastik kaufen und wenn, dann zumindest in den dafür vorgesehenen Säcken, bzw. Mülltonnen entsorgen.

4. Schlechte Ernährung

Wer sich schlecht ernährt, schadet meistens nicht nur der eigenen Gesundheit, sondern auch der Umwelt. Und das in erschreckender Art und Weise. Was in diesem Fall „schlecht“ bedeutet, ist recht klar zu benennen. Es geht nicht etwa darum, weniger Zucker oder Fett oder allgemein „weniger“ zu essen. Vielmehr ist gerade der Fleischkonsum sowie der Konsum anderer Lebensmittel tierischen Ursprungs nach wie vor das Hauptproblem.

Denn bei der Produktion von Fleisch, aber auch von Produkten, wie Butter oder Milch kommt es zu deutlich mehr CO2-Emissionen als bei der Produktion vegetarischer und veganer Lebensmittel. Das Öko-Institut stellt genaue Zahlen bereit: Vegetarier:innen sparen fast 24 Prozent und Veganer:innen über 53 Prozent der Treibhausgasemissionen ein, die bei einer „durchschnittlichen Ernährung“ entstehen. Diese durchschnittliche Ernährung beinhaltet pro Person 47 Kilogramm Fleisch pro Jahr und 2000 Kalorien pro Tag.

Es gibt weitere Studien, wie jene der Universität Oxford, die für den Spiegel den CO2-Fußabruck eines deutschen Veganers berechnet hat. Dieser Studie zufolge sollen Veganer:innen durch ihren Lebensstil sogar bis zu zwei Tonnen Treibhausgase einsparen. Der Ökologe Joseph Poore kommentierte: „Eine vegane Ernährung ist der wahrscheinlich größte Hebel, um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern.“

5. Fast Fashion und anderer Konsum

Die fünfte der größten Umweltsünden in unserem Alltag ist mit „Anderem Konsum“ etwas vage umrissen und die Fast Fashion nimmt nur einen Teil (wenn auch einen nicht unerheblichen) davon ein. Im Grunde geht es um all die Dinge, wie nicht schon in einer der anderen genannten Kategorien aufgetaucht sind. Neben Kleidung sind das etwa auch Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Fahrräder, Baumaterialien und vieles mehr. 

Zu billige Kleidung kann nichts Gutes für Mensch und Umwelt verheißen. (unsplash.com © Markus Spiske)

All diese Dinge müssen hergestellt werden. Kaufen wir ein solches Produkt neu, unterstützen wir dessen Produktion und fördern damit die Treibhausgas-Emissionen, die bei der Herstellung entstehen. Viel zu selten wird statt einem Neukauf erst einmal an eine Reparatur gedacht. Früher war es noch viel üblicher, bei kaputten Dingen erst einmal zu versuchen, sie wieder auf Vordermann zu bringen. Heute wird das als „zu aufwendig“ empfunden und es wird kurzerhand etwas neu im Netz bestellt.

Natürlich gibt es Fälle, in denen ein altes Gerät schlichtweg ausgetauscht werden muss. Doch selbst dann gibt es vielleicht die Möglichkeit, ein gebrauchtes Gerät zu bekommen, das die eigenen Wünsche völlig erfüllt. Gerade Kleidung lässt sich vor allem in Onlinebörsen heute oft in kaum gebrauchtem oder gar Neuzustand finden. Die meisten Wunschartikel tauchen hier spätestens nach einiger Recherche oder ein paar Wochen Geduld auf und kosten dann oft weniger als die Hälfte des Ladenpreises.

Neben Gebrauchtkäufen und Reparaturversuchen lohnt es sich ansonsten, stets in hochqualitative und damit langlebige Produkte zu investieren. Das gilt gerade auch bei Kleidung. Kaum andere Produkte schaden der Umwelt in dem Maße, wie Fast Fashion. Von extrem günstiger Kleidung, die nach wenigen Malen Waschen oder Tragen ihre Form, Farbe und Festigkeit verliert, sollte unbedingt Abstand genommen werden. Eine Studie der Agentur ABCD im Auftrag der Marke Labfresh hat gezeigt, dass jede:r Deutsche im Jahr 4,7 Kilogramm Kleidung wegwirft. Dagegen bewusst vorzugehen wäre schon einmal ein erster, richtiger und wichtiger Schritt in Richtung Umweltschutz.

Titelbild: Photo by Caleb George on Unsplash

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