Die erste Liebe: Kommt man jemals über sie hinweg?

Der erste Kuss, der erste Urlaub ohne Eltern, die erste Autofahrt mit Führerschein – vergessen kann man alle seinen „ersten Male“ meistens nicht. Aber bei der ersten Liebe ist das ein bisschen anders. Nicht nur fällt es uns schwer, sie zu vergessen: Es ist oft auch wirklich schwierig, über sie hinwegzukommen. Viele glauben fest daran, dass man niemals komplett damit abschließen kann. Ist da was dran?

Die erste richtige Liebe – also nicht der Junge im Kindergarten, der dir immer an den Haaren gezogen hat, oder das nette Mädchen aus der Ferienfreizeit – ist etwas, was viele ihr Leben lang begleitet. Diese zu vergessen, scheint unmöglich zu sein, und vollkommen über sie hinwegzukommen, anscheinend auch. Warum aber sollte diese Liebe einen so viel stärkeren Effekt haben als die, die darauf folgen? Auch wenn es zwar Leute gibt, die ihre erste Freundin oder ihren ersten Freund tatsächlich heiraten, endet die erste Liebe für die meisten im ersten Liebeskummer. Und auch wenn man sich im Laufe der Zeit neu verliebt, bleibt dieser Person oft ein Platz im Herzen erhalten.

Es ist eben die erste

Es gibt den sogenannten Primäreffekt: Generell kann man sich an seine „Ersten“ oft besser erinnern kann als an die danach. Das gilt für alles, vom ersten Konzert bis hin zur ersten Liebe. Weil man aber mit letzterer oft viele erste Dinge erlebt (zum Beispiel das erste Mal, die erste Beziehung), verbindet man mit der Person eine Unmenge an Erinnerungen, die einen zu dem Menschen gemacht haben, der man heute ist. Dass es nicht leicht ist, all das einfach so zu vergessen, liegt auf der Hand: Laut Adina Mahalli kann der Teil unseres Gehirns, der für neue Erinnerungen und Emotionen zuständig ist, die Seltenheit oder Neuheit dieser erkennen und für immer speichern.

Dazu kommt, dass die man sich meistens in der Jugendzeit das erste Mal verliebt. Das Herz ist im Normalfall also noch nie zuvor gebrochen worden und man kennt Liebe fast ausschließlich aus romantischen Filmen oder Büchern. Wir haben die Idealvorstellung, dass man direkt mit der ersten Liebe jemanden findet, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte. Dadurch konzentriert man sich mehr auf die aufregende neue Zeit, die vor einem liegt und es fällt leichter, ohne Grenzen zu lieben. Als Jugendliche sind wir außerdem gerade auf dem Weg uns selbst kennenzulernen. Dr. Carla Marie Manly behauptet zusätzlich, dass sich in diesem Zeitraum das Gehirn an emotionale Momente lebhafter erinnern kann.

Was bedeutet das für die nächste Liebe?

Es ist möglich, dass die erste Liebe eine Art Bauplan für alle danach darstellt. Das bedeutet: Man vergleicht die neuen Partner*innen und was für ein Gefühl sie einem geben damit wie man sich gefühlt hat, als man das erste Mal verliebt war. Außerdem kommt gelegentlich die Frage auf, wie es der ersten Liebe wohl geht und was sie inzwischen so macht. Das Problem dabei ist oft, dass man die Erinnerung zu sehr romantisiert. Man erinnert sich manchmal lediglich daran, wie aufgeregt man war und denkt an die schönen Erlebnisse zurück – und nicht unbedingt an die schlechten Momente. Das nennt man das „Pollyanna-Prinzip“.