„Die stillen Trabanten“: Gemeinsam einsam
Thomas Stuber und Clemens Meyer schaffen mit „Die stillen Trabanten“ einen Film zur Weihnachtszeit, der Einsamkeit und Nähe auf eine liebevolle und gleichzeitig brutale Weise miteinander verbindet. Eine absolute Empfehlung für graue Dezemberabende!
Kurz gesagt erzählt „Die stillen Trabanten“ die Geschichte von drei Zufallsbegegnungen.
Christa (Martina Gedeck) ist Reinigungskraft bei der Bahn. Ihr Leben scheint trostlos und ebenso grau wie das schummrige Licht der Nacht, welches sie die meiste Zeit umgibt. Wie jeden Abend sitzt sie in einer Kneipe und versucht, dem Alltag zu entfliehen. Erik (Charly Hübner), Angestellter bei einer Security-Firma, zieht jede Nacht seine Runden um das Flüchtlingswohnheim, welches er bewachen soll. Und Jens (Albrecht Schuch), Besitzer eines Imbisses, steht nachts rauchend auf der Straße, um der Schlaflosigkeit zu entfliehen.
Eins haben die drei gemeinsam: nämlich ihre Einsamkeit und die Tatsache, dass ein Tag dem anderen gleicht, als hätte man sie geklont. Zumindest so lange, bis jeder von ihnen einem Menschen begegnet, der alles zu verändern scheint.
Laut und leise zugleich
Dabei ist die Veränderung, im Gegensatz zu vielen Blockbustern, bei „Die stillen Trabenten“ nicht laut, sondern leise und schleichend.
So hockt sich eines Abends Frisörin Brigitt neben die angetrunkene Christa. Erik begegnet auf einer seiner Runden einer Geflüchteten namens Marika und auch Jens raucht plötzlich nicht mehr alleine, sondern mit der zum Islam konvertierten Aischa.
Der Film erzählt parallel drei Liebesgeschichten, die sich in der Dunkelheit versteckt entfalten und gibt gleichzeitig den Blick frei auf ein Milieu, welches im deutschen Kino noch viel zu selten stattfindet: die Arbeiterschicht des Ostens. Und spätestens nach diesem Film stellt sich die große Frage nach dem Warum.
Sind diese Geschichten weniger erzählenswert? Sind sie zu alltäglich? Zu wenig Flucht aus dem eigenen Alltag?
Dabei sind die drei dargestellten Geschichten heute so aktuell wie nie. Denn bereits nach der ersten Viertelstunde wird klar: Hier geht es nicht nur um soziale Unterschiede. Sondern auch um die Flüchtlingskrise, welche sich nicht nur im Osten Deutschlands bemerkbar macht. Es geht um die kleinen und großen Begegnungen des Lebens, welche uns immer wieder die Möglichkeit geben, aus unserem Alltag auszubrechen und etwas zu ändern. Nicht an unserer Vergangenheit, aber an unserer Zukunft.
„Die stillen Trabanten“ ab 1.12 im Kino
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