Donald Trump als Präsident – der größte Marketing-Coup aller Zeiten?
Ich interessiere mich eigentlich mehr für Psychologie als für Politik. Deshalb fand ich die US-Wahlen dieses Jahr auch endlich mal spannend: Mehr perfides Puppentheater, weniger plumpe Politik. Ich blieb also des öfteren beim TV-Soap-Zappen an der Realsatire kleben: die ZDF-USA-Korrespondentin Ines Trams berichtete dort über den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump. Läuft die heute-Show schon um 19 Uhr? Nein, alles seriös, wenigstens medienseitig.
Was ich dann jedoch auf die Ohren bekam, war unerhört. Dieser Mann, der beim seinem Stakkato-Statement so ganz merkwürdige Verrenkungen mit seinen Gliedmaßen veranstaltete, sonderte solch absurde Abartigkeiten ab, dass ich dachte, ich würde doch wieder bei einer TV-Soap gelandet sein – mit ganz, ganz schlechter Scripted-Reality aus dem Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten: Keine Einreise für Moslems, Bau einer Riesenmauer zu Mexiko, Hillary Clinton in den Knast? Goodbye Political Correctness!
Es wundert sich niemand mehr über die unfassbaren verbalen Ergüsse von Trump
Und jetzt ist er zum Präsidenten der USA gewählt worden. Im Internet geistert das vermeintliche Zitat der Annoying Orange 2.0 herum: „Wenn ich mich als Präsidentschaftskandidat aufstellen lassen würde, dann bei den Republikanern. Das ist die dümmste Gruppe von Wählern im Land. Ich könnte lügen und sie würden es schlucken. Ich wette, meine Anhängerschaft wäre riesig“, welches er gegenüber dem People Magazine 1998 gesagt haben soll. Leider ist das ganze – trotz seinen wahren Inhalts – ein Fake gewesen. Fakt ist aber, dass sich niemand wirklich darüber gewundert hat oder die Worte von Donald Trump in Frage stellte (was man daran sieht, wie oft dieses Zitat in den vergangenen Stunden auf jeglichen Social-Media-Plattformen geteilt wurde.) Und das ist es, was so besorgniserregend ist.
Trump hat also einen Versuch gestartet, das Projekt entwickelte Eigendynamik und nahm erschreckend Fahrt auf. Es habe ihm Spaß gemacht, er habe es sportlich gesehen. Mit zunehmender Quantität bei gleichzeitig weniger werdenden Qualität des öffentlich gemachten Bullshits wuchs die Anhängerschaft. Das gefällt einem selbstgefälligen Extrovertierten.
Unterhaltungswert vom Allerfeinsten
Der Unterhaltungsfaktor war enorm. Denke ich an die drögen politischen Reden hierzulande, kann ich die Politikverdrossenheit nachvollziehen. Trump mobilisierte auch Nichtwähler. Langeweile kam bei seinen Wahlkampfauftritten nie auf, man wartete immer nur auf den nächsten verbalen Schlag. Voll in die Eier. Manchmal auch in die „Pussy“, um es mit seinen Worten auszudrücken. Er köderte sein Publikum mit Überraschungen, die teilweise für ihn selbst überraschend daherkamen..
Jetzt wissen wir, Trump hat die Präsidentschaftswahl gewonnen, und einige fragen sich: wird er wirklich der neue Präsident der USA? Kann man nicht, wie im Film Inception, Trump den Gedanken in sein Unterbewusstsein pflanzen, dass er den Job doch nicht übernimmt?
Leonardo DiCaprio kann weiter schlummern, denn Trump selbst wird dafür sorgen. Er wollte nie Präsident werden, wie einstige Weggefährten bestätigen. Daran hat sich auch nach der Wahl am 8. November nichts geändert. Für ihn war immer der Weg das Ziel. Das ist nun erreicht. Seine oberste Prämisse war stets, die Marke „Trump“ zu pushen. Und das hat er mit dem Vehikel Präsidentschaftswahl unbestritten vortrefflich gemeistert. In den nächsten Tagen und Wochen wird er das Label „zukünftiger US-Präsident Donald John Trump“ ausweiden bis zum Geht-nicht-mehr. Gibt es eine bessere PR für seine privatwirtschaftlichen Interessen als so etwas?
„Make America great again“? – Nope. „Made Trump great again!“
Wie könnte das Szenario des Trumpxit aussehen: am 20. Januar 2017 soll der zukünftige 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika die Eidesformel sprechen: „I do solemnly swear that I will faithfully execute the Office of President of the United States…” Dazu hebt der Kandidat die rechte Hand, doch anstelle dessen könnte Trump sagen: “Made Trump great again!“, sein rotes Basecap schwingen, noch ein letztes Mal die Nase hochziehen und sich schnellen Schrittes vom Weißen Haus entfernen.
In einem kleinen Wettbüro in England übrigens sollen Wetten angenommen werden, dass genau ein solches Szenario eintritt, mit einer Super-Quote. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, reich zu werden.