Raphi in seinem Badezimmer bei der Bildentwicklung

Ein Abend in der Dunkelkammer: Bildentwicklung, wie geht das eigentlich?

An einem Abend in der Dunkelkammer habe ich gelernt, was das Besondere an Bildentwicklung ist. Wenn man gerne Fotos macht, dann stelle ich mir vor, dass sich das wie Schreiben mit Licht anfühlt. Denn man versucht, eine Geschichte zu erzählen. Lässt man das Bild dann entwickeln, macht man die Geschichte greifbar. Entwickelt man es selbst, dann lässt man sie die Betrachtenden fühlen.

„Berichten Sie über das, was neu ist“, hat unsere Dozentin uns in einer der ersten Stunden eines Reportage-Seminars gesagt. „Zeigen Sie den Menschen Dinge, die sie sonst nicht sehen würden.“ Die beiden Sätze meiner Dozentin haben mich sehr geprägt. Erst neulich sind sie mir wieder eingefallen, als mein Freund von der Fotoentwicklung gesprochen hatte. „Es ist einfach etwas ganz anderes, wenn man bewusst ein Foto geschossen hat und es dann auch noch selbst entwickelt. Ein komplettes Eigenwerk.“ Raphi ist Fotograf, seine Bilder entwickelt er oft selbst. Aber wie funktioniert das eigentlich, habe ich mich gefragt. Muss es dafür wirklich dunkel sein? Und wenn ja, warum? Und so kam es, dass ich mich wenig später in einem Laborkittel und einer Schutzbrille in Raphis Badezimmer wiederfand.

„Ich stelle die Köstlichkeiten her, die ihr alle so liebt“

„Zuerst muss man die richtigen Chemikalien anrühren“, erklärt er mir. Die „richtigen“ Chemikalien sind in diesem Fall ein Fixier-, ein Bleich-, und ein Stabilisierungsbad. „Das Filmmaterial wird dann, wie der Name schon sagt, darin gebadet.“ Die Mittel stehen auf einem schwarzen Tisch in der Mitte des Raumes, daneben zwei Filmrollen. Es riecht nach den Gummihandschuhen, die sich Raphi gerade über die Hände zieht. „Ich bin schon sehr vorsichtig, weil ich großen Respekt vor den Chemikalien habe“, meint er. Um sich vor Spritzern zu schützen, trägt er meistens einen Kittel. Lachend zeigt er mir eine riesige Atemschutzmaske. „Die wäre natürlich nicht nötig, aber die ist einfach cool.“ Die Sicherheitshinweise empfehlen allerdings tatsächlich eine FFP2-Maske.

Die drei Behälter für die Chemikalien
Schlüsselloch und Türschlitz müssen abgedeckt werden

„Mach mal Willy Wonka an“, sagt er. Das Lied hört er beim Entwickeln immer. „Ich stell die Köstlichkeiten her, die ihr alle so liebt. Wie bei Willy Wonka“, rappt Dame. „Er singt von der Musik, die er erschafft, während ich Fotos erschaffe“, erklärt Raphi. „Passt doch irgendwie.“ Er zeigt mir eine graue Plastikrolle. „Da wird der Film gleich drauf aufgerollt und in einen kleinen Tank gelegt.“ Dazu muss es jedoch komplett dunkel sein. Denn, wenn Licht auf den Film kommt, wird er komplett weiß. Raphi lässt das Rollo herunter, klebt das Schlüsselloch zu und stopft ein Handtuch in den Schlitz unter der Tür.