Ein Abend in der Dunkelkammer: Bildentwicklung, wie geht das eigentlich?
Und Raphi hat die Welt kurz auf Pause gedrückt
Es ist jetzt komplett dunkel im Badezimmer, es lassen sich nicht einmal die Schemen der Dusche oder des Waschbeckens erahnen. Mittlerweile läuft Klaviermusik aus der fabelhaften Welt der Amélie. Darunter mischt sich das leise Klackern des Films, der gerade aufgerollt wird. Raphi schreibt mit Licht und gibt den Bildern in der Dunkelheit ein Leben. Ich fühle mich ein bisschen wie in einem Traum, als ob die Zeit in dem kleinen Badezimmer stehengeblieben wäre. Und vielleicht ist sie das für Raphi auch. Es scheint nur noch ihn und seine immer gleiche Handbewegung zu geben. Einzig das Ende des Liedes verrät uns, dass Zeit wohl doch noch eine Rolle spielt. „Die Entschleunigung mag ich sehr daran“, sagt er. „Oft bin ich aber auch ein bisschen angespannt.“ Denn macht man etwas falsch, kann am Ende das ganze Foto weg sein. Und ein Bild ist für einen Fotografen meist mehr als nur eine Erinnerung. Es ist Arbeit, Zeit und vielleicht sogar ein kleines Stück von ihm selbst.
Raphi schaltet das Licht wieder an, der Film liegt gut verschlossen in dem kleinen Tank. Als nächstes stellt er zwei der drei Chemikalien-Flaschen in eine rote Wanne. „Das Ganze muss jetzt auf 39 Grad erhitzt werden“, meint er, während er heißes Wasser in die Tonne fließen lässt. Dann schüttet er den Inhalt der ersten Flasche, das Fixiermittel, in den Tank. Er hat einen Timer auf dreieinhalb Minuten gestellt. Ich drücke auf Start. Er dreht den Tank zehn Sekunden lang um die eigene Achse, stellt ihn hin und wiederholt die Rotation dann alle 30 Sekunden vier Mal.
Er nutzt die Inversionstechnik
Als der Timer auf seinem Handy klingelt, schüttet er das Mittel aus und gibt das Bleichmittel in den Tank. Der Timer steht jetzt auf acht Minuten, wieder dreht er den Tank alle 30 Sekunden vier Mal. Danach spült er den Film drei Minuten mit Wasser. Als letztes gibt er das Stabilisierungsmittel in den Tank, dreht ihn 15 Sekunden und stellt ihn dann ab. „Das Verfahren nennt man Inversionsentwicklung“, erklärt er.