Warum uns die eigene Stimme oft unangenehm ist
Durch meine Arbeit werde ich auf regelmäßiger Basis mit diesem Problem konfrontiert: Eigentlich sollte ich ja ein Transkript für ein Interview verfassen, doch der Klang meiner eigenen Stimme bringt mich immer wieder aus dem Konzept. Klinge ich für andere etwa wirklich so?!
Nachdem ich mit Freund*innen darüber gesprochen habe, wurde mir nach und nach klar, dass ich kein Einzelfall bin. Sie alle erzählten mir davon, wie unangenehm sie es finden, sich selbst etwa in Sprachnachrichten reden zu hören. Diese Erkenntnis hat aber nur eine neue Frage aufgeworfen:
„Warum ist das so?“
Ob es uns gefällt oder nicht: Das da auf der Aufnahme ist unsere echte Stimme. Wir können uns selbst also als einzige Person nicht wahrheitsgetreu hören, es sei denn wir greifen auf Tricks wie Stimmaufnahmen zurück – welch Ironie! Das liegt daran, dass wir Stimmen anderer und unsere eigene unterschiedlich wahrnehmen: Die Stimmen unserer Mitmenschen hören wir ausschließlich mit dem äußeren Gehörgang, unsere eigene zusätzlich über Innen- und Mittelohr. Dafür verantwortlich ist der sogenannte „Knochenschall“.
Innendrin Verführungskünstler*in…
Geben wir einen Ton von uns, entstehen Schallwellen, die aus unserem Mund heraus in die Luft abgegeben werden, aber auch durch unseren Körper dringen. Auf dem Weg vom Kehlkopf durch den Schädelknochen hin zum Trommelfell ändert sich dabei die Tonfrequenz, wodurch unsere eigene Stimme für uns meist tiefer klingt, als sie in Wirklichkeit ist.
… nach außen hin Fünftklässler*in
Das böse Erwachen erwartet uns erst, wenn wir unsere aufgezeichnete Stimme hören. Da fehlt nämlich der Knochenschall und so klingt unsere Stimme um einiges fiepsiger, als wir es gewohnt sind – was unser Gehirn mächtig verwirrt.
Dagegen, dass unsere echte Stimme anders klingt, kann man leider nichts tun. Du kannst aber sehr wohl versuchen, dich mit ihr anzufreunden. Dazu musst du dich nur an deine Stimme gewöhnen, so blöd das auch klingen mag. Das geht nur durch Konfrontation – du musst dir also so lange deine aufgezeichnete Stimme anhören, bis es dir nichts mehr ausmacht.
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Bildquelle: Andrea Piacquadio via Pexels; CC0-Lizenz