Fahnenverbot: Fußballpatriotismus gleich Nationalismus?
#GrüneJugend kapiert’s nicht: Fahnen der Fans sind das Gegenteil der Fahnen von einst: Symbol für weltoffenes, sympathisches Deutschland!
— Peter Altmaier (@peteraltmaier) 12. Juni 2016
wie peinlich ist denn das. jetzt häng ich mir wieder ne deutschland flagge über den strandkorb. jawohl. https://t.co/tszQ3AAF1R
— Johannes Kahrs (@kahrs) 12. Juni 2016
Der feine Grat zwischen Patriotismus und Nationalismus
„Nationalismus ist eine Form von Patriotismus. Wer sich als patriotisch definiert, grenzt Andere aus. Die Wirkung von Patriotismus hat immerzu Konsequenzen und wird besonders dort deutlich, wo er sich als aggressive Form darstellt und das Andere als Feind stigmatisiert“, schreibt die Grüne Jugend. Eins ist klar: Über die modische Geschmacklosigkeit von Deutschlandfahnen im Gesicht, als Kopfbedeckung, Sonnenbrille oder Irokesen-Perücke lässt sich nicht streiten. Über die moralischen Absichten dahinter anscheinend schon. Die Grüne Jugend selbst bemängelt vor allem den „Party-Patriotismus“, der während Großveranstaltungen wie Welt- oder eben Europameisterschaften herrscht. Steckt hinter der Bierseligkeit nach einem Schweinsteiger-Tor eine größere Gefahr als wir dachten? Auch dieses Jahr gibt es wieder genügend Vollidioten, Randale und Schlägereien. Vor dem Auftaktspiel der deutschen Mannschaft attackierten über 50 Hooligans ukrainische Fans in der Innenstadt von Lille, auch unter Engländern und Russen kam es zu massiven Gewaltausbrüchen. Sollten diese Idioten aber stellvertretend für alle Fußballfans oder opportunistischen Alle-Zwei-Jahre-Zuschauer stehen, die die EM friedlich feiern? Ist es moralisch verwerflich, stolz auf die Nationalmannschaft zu sein?
Was die Grüne Jugend irgendwo zwischen der Suche nach Klicks und dem wohl beabsichtigten Aufruf zu Offenheit und Toleranz vergessen hat: Patriotismus ist nicht gleich Nationalismus. Patriotismus bezeichnet laut Bundeszentrale für politische Bildung „eine besondere Wertschätzung der Traditionen, der kulturellen und historischen Werte und Leistungen des eigenen Volkes“, wohingegen Nationalismus die eigene Nation glorifiziere und andere Nationen herabsetze. Ob man die Leistungen der Deutschen Nationalmannschaft als seine eigenen sehen sollte, sei dahingestellt. Doch klar ist: Wer stolz ist auf die Errungenschaften des eigenen Landes, setzt damit noch lange nicht die Werte eines anderen herab. Ein Patriot ist also kein Nationalist, auch wenn der Grat oft sehr schmal sein mag.