Erstarren, Unterwerfen, Kämpfen: Welcher Stress-Typ bist du?

Stress kann den Körper blitzschnell in Alarmbereitschaft versetzen. Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, Muskeln spannen sich an und das Gehirn entscheidet in Sekunden, wie es reagiert. Doch nicht jeder Mensch hat die gleiche Stressreaktion. Forscher*innen unterscheiden vier grundlegende Reaktionsmuster: Kampf, Flucht, Erstarren und Unterwerfung. Diese Mechanismen laufen oft automatisch ab und prägen den Umgang mit herausfordernden Situationen.

Das Gehirn aktiviert ein Notfallprogramm

Die Amygdala, eine zentrale Schaltstelle im Gehirn, spielt eine entscheidende Rolle. Sie verarbeitet Emotionen und erkennt potenzielle Gefahren. Sobald sie eine Bedrohung wahrnimmt, sendet sie ein Signal an den Hypothalamus. Dieser setzt eine Reihe von körperlichen Reaktionen in Gang. Stresshormone wie Adrenalin fluten den Körper, die Sinne schärfen sich und das Nervensystem bereitet sich auf eine der vier möglichen Reaktionen vor.

Kampf: Wenn Stress zur Konfrontation führt

Laut der Stressmentorin und Pädagogin Bianca Kaminsky gehen manche Menschen bei Stress in den Angriffsmodus. Ihr Körper mobilisiert Energie, das Herz schlägt schneller, und die Aufmerksamkeit fokussiert sich auf das Problem. Diese Menschen sprechen oft lauter, reagieren impulsiv und suchen aktiv die Konfrontation. Ihr Verhalten kann dominant und durchsetzungsstark wirken, aber auch Konflikte verursachen, wenn die Reaktion unkontrolliert bleibt.

Flucht: Distanz als Bewältigungsstrategie

Andere Menschen vermeiden Stress, indem sie sich zurückziehen. Sie verlassen unangenehme Situationen, brechen Diskussionen ab oder lenken sich mit anderen Aktivitäten ab. Manche flüchten auch gedanklich, indem sie sich in Sorgen verlieren oder innerlich abschalten. Diese Strategie kann kurzfristig Schutz bieten, verhindert aber oft, dass Probleme aktiv gelöst werden.

Erstarren: Wenn der Körpebr blockiert

Bei dieser Reaktion bleibt der Körper innerlich angespannt, aber äußerlich regungslos. Betroffene wirken teilnahmslos oder wie gelähmt. Zwei gegensätzliche Mechanismen stehen dabei im Konflikt: Während Stresshormone den Körper in Alarmbereitschaft versetzen, bremst das Nervensystem die Bewegung. Diese Reaktion kann in bedrohlichen Situationen sinnvoll sein, führt aber oft dazu, dass sich Betroffene überfordert und handlungsunfähig fühlen.

Unterwerfung: Anpassung als Schutzmechanismus

Manche Menschen versuchen, Stress zu entschärfen, indem sie sich anpassen. Sie stimmen anderen zu, vermeiden Konflikte und stellen eigene Bedürfnisse zurück. Diese Strategie kann das soziale Miteinander erleichtern, aber auch dazu führen, dass Betroffene ihre eigenen Grenzen nicht mehr wahrnehmen. Oft entwickelt sich dieses Verhalten bereits in der Kindheit als unbewusste Überlebensstrategie.

Kein Muster ist grundsätzlich schlecht

Jede dieser Reaktionen kann in bestimmten Situationen hilfreich sein. Wer sich durchsetzt, kann seine Interessen wahren, Rückzug kann vor unnötigen Konflikten schützen, Erstarren kann Zeit zum Nachdenken geben und Anpassung kann Beziehungen stärken. Problematisch wird es, wenn eine dieser Strategien automatisch abläuft und den Alltag bestimmt.

Wie du dein eigenes Muster erkennst

Viele Menschen folgen unbewusst einem bevorzugten Reaktionsmuster. Die Stressmentorin Bianca Kaminsky rät, bewusst darauf zu achten, wie man selbst in belastenden Momenten reagiert. Wer die eigenen Verhaltensweisen versteht, kann gezielt gegensteuern und lernen, flexibler mit Stress umzugehen. Langfristig hilft das, gelassener zu bleiben und angemessen auf Herausforderungen zu reagieren.

Das Original dieses Artikels „Kampf, Flucht, Erstarren, Unterwerfen – Diese vier Überlebensstrategien bestimmen unser Verhalten bei Stress“ erschien zuerst bei unserem Partner Smart Up News.

Gleich weiterlesen:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTikTok und Instagram

Bild: Pexels; CC0-Lizenz