Josephine Witt dbate Interview

Ex-FEMEN-Aktivistin Josephine über die politische Macht des nackten Körpers

„Wieso machen uns nackte Brüste nervös?“ ist eine Frage, die man diversen Teenies, Facebook oder perversen Taxtifahrern stellen möchte. Das wollte auch Marta Werner vom Web-Sender dbate.de wissen und befragte dazu die FEMEN-Aktivistin Josephine Witt, die mit bürgerlichem Namen eigentlich Josephine Markmann heißt. Die 22-Jährige war lange Zeit Aktivistin der Organisation, deren Anhängerinnen sich mit nackten und häufig 90-60-90-Körpern für den Feminismus einsetzen. Junge, hübsche und mit Blumenkränzen geschmückte Feministinnen ziehen oben Ohne in den Kampf gegen Putin, Sextourismus, Zuhälterei und plädieren beispielsweise aktuell für ein Recht auf Abtreibung. Die Message: Boobs not bombs, Sexbomben statt Handgranaten.

Für Josephine sind die Zeiten der nackten Provokation für internationale Beachtung und Aufmerksamkeit vorbei. Im Skype-Talk mit dbate erzählt die Studentin der Philosophie in seriösem Ton vom Nacktsein als Waffe, ein gänzlich „einfaches Mittel“ um ernste politische Positionen durchzusetzen.“ In ihrem Fall bedeutete das: Konfetti-Angriff auf EZB-Chef Mario Draghi, Demos gegen Wladimir Putin und gegen die Inhaftierung der tunesischen Femen-Aktivistin Amina Tyler. Die Konsequenzen waren Geldstrafen und sogar ein Gefängnisaufenthalt in Tunesien. Einmal wurde sie verhaftet, nachdem sie fast nackt auf den Altar im Kölner Dom herum sprang. Ihre Brüste ließen dabei verkündigen: „I am God.“

 

Nacktproteste für die Erforschung des eigenen Körpergefühls?

 

Den Körper als Ausdrucksmittel einzusetzen, weiß man nicht erst seit Erfindung des Theaters, Körpersprache sagt schließlich oft mehr als tausend Worte. Doch im radikalen Kampf für Frauenrechte kommen sowohl laute Worte und Parolen, als auch unbedeckte weibliche Körperteile zum Einsatz. „Warum gehört der nackte Protest zu FEMEN?“ fragt daher Marta Werner. Die Frage beantwortet Josephine mit deren Markenzeichen. Blanke Brüste als Corporate Identity Eine eher unbefriedigende Antwort.

Wie viele Aktivistinnen zog auch Josephine blank, um damit ein Statement zu setzen. Diese Erfahrung war für Josephine offenbar eine, die ihr nach dem ersten Nacktprotest die Augen sich selbst und ihrem eigenen Körper gegenüber öffnete. Sie habe sich ausgezogen und „danach erst realisiert, was da eigentlich mit ihr passiert“. Sie bezeichnet diese Erkenntnis als „ermächtigendes Moment“ und eine „ganz neue Art, ihren Körper und ihre Brüste zu erleben“, die sie vorher noch nie hatte – Nacktproteste als Mittel zur Erforschung des eigenen Körpergefühls?

Auch Werner hakt an dieser Stelle nach und fragt, ob ihre freizügige Zeit bei FEMEN eine Jugendsünde war: „Bist du der Nacktheit entwachsen?“ Josephine lacht und sagt plötzlich etwas schüchtern kichernd: „Natürlich nicht, ich bin 22“. Sicherlich habe es etwas mit Jugendlichkeit zu tun, sich nackt in die Öffentlichkeit zu begeben. Jeder trage „nur sich selbst gegenüber Verantwortung“Eine Sache gibt Josephine jedoch auch uns mit auf den Weg: „Ich kann alles schaffen, mein Körper ist keine Bürde, die ich tragen muss.“

 

Hier seht ihr das Interview in voller Länge:

Beitragsbild: Screenshot YouTube

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