Zwei Frauen mit angemalten Gesichtern

Wie der Bildhauer den Filter erfand: Schönheitsideale auf Social Media

Schönheit liegt im Auge des Betrachters: Dieses Sprichwort scheint in Zeiten standardisierter Attraktivität an Zuspruch zu verlieren. Unter anderem Filter auf Social Media vermitteln ein unrealistisches Bild, was Schönheitsideale betrifft.

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte der Autorin.

Wirft man einen Blick auf die historische Entwicklung von Schönheit, so wird schnell klar, dass schon im 4. Jahrhundert v. Chr. die Menschen von der Schönheit fasziniert waren. So zeigte die Büste der Nofretete den Goldenen Schnitt, welcher noch heute, Jahrhunderte später, als mathematischer Schlüssel zur Attraktivität gewertet wird. Betrachtet man sogleich die Büste ihres Mannes Echnaton, zeichnet sich ein Bild des damaligen Schönheitsideals ab. Die beiden Kunstwerke ähneln sich laut Google Arts & Culture sehr und deuten auf eine Optimierung des Paares hin. War diese Optimierung des Äußeren schon immer Teil unserer Geschichte? Klar ist zumindest, dass Kunstwerke wie die „Mona Lisa“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ eine optimierte Realität darstellen. Dieses Bedürfnis nach Schönheit wird heute durch Instagram-Filter und Apps zur Fotobearbeitung befriedigt.

Von Hammer und Meißel zu einem Klick zur Selbstoptimierung

In einer Studie von Rosalind Gill aus dem Jahr 2021 gaben 90 Prozent der befragten Frauen an, Filter für die Optimierung ihrer Bilder zu verwenden. Dieser Druck, einem vermeintlichen Schönheitsideal zu entsprechen, zeigt sich auch in den Schönheitskliniken. So verrät der plastische Chirurg Dr. Jason B. Diamond der WELT schon im Jahr 2017: „Auf allen Kontinenten wollen Frauen Kim Kardashians Gesicht, Nase und Wangen von Megan Fox, einiges von Jennifer Aniston.“ Dieser Trend bestätigte sich im Jahr 2021: In einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) benannte jede zehnte Patientin unter 30 Jahren Social Media als Beweggrund für einen Eingriff.  Um diesem Effekt entgegenzuwirken, bezog Facebook Ende 2019 Stellung und sperrte Filter, welche mit Schönheitsoperationen in Verbindung stehen (Quelle: WELT.de). Dass dieses Verbot bis heute nicht durchgesetzt wird, zeigt ein Blick in die App. So findet man noch heute Filter, welche in direktem Zusammenhang mit Schönheitsoperationen stehen.

Anders als in Norwegen und Frankreich gibt es in Deutschland noch immer keine gesetzliche Pflicht zur Kennzeichnung retuschierter Bilder. Stattdessen greifen in Deutschland auch die absoluten Top-Influencerinnen auf Social Media auf Filter zurück und festigen so die ohnehin bereits etablierten Schönheitsideale. So wird man morgens von einer scheinbar makellosen Paola Maria aus dem Bett begrüßt und begleitet Caro Daur zu ihrer Trainingsroutine. Mit Blick auf die laut ARD/ZDF-Onlinestudie (2022) wachsende Nutzungsdauer in der jungen Zielgruppe ist ein baldiger Umbruch unumgänglich.

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Bildquelle: Mikhail Nilov via Pexels; CC0-Lizenz