An alle verbitterten Fleischesser: Warum Wurst auch vegan sein darf

Es ist ein Gespräch, das ich nicht nur einmal führen musste: Wenn Leute sich vegetarisch oder gar vegan ernähren wollen, warum kaufen sie dann noch Wurst und andere Ersatzprodukte?

Disclaimer: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Meinungsbeitrag, der subjektive Standpunkte des Autors enthält.

Ich lebe nicht einmal vegan. Anders als viele Nicht-Veganer*innen, die ich kenne, habe ich aber scheinbar kein Problem damit, dass Veganer*innen Fleischersatzprodukte kaufen. Liegt wohl auch daran, dass ich mich bereits durch das vegane Sortiment an der „Fleischtheke“ probiert habe. Ob Schnitzel, Gyros oder Hack – zu allem gibt es heutzutage fleischlose Alternativen, die auch gar nicht immer schlecht schmecken. Aber kaum wird erwähnt, dass man sich letztens um vier Uhr morgens – gerade von einer Party nach Hause gekommen und noch im Vollrausch – wegen Heißhunger ein veganes Cordon bleu in den Ofen gepackt hat, kommen schon die ersten Kommentare von Leuten, denen das nicht passt: „Wenn man schon kein Fleisch essen will, sollte man auch kein Schnitzel haben dürfen – Basta!“

Ich will hier niemanden mit dieser Meinung vorverurteilen, ich habe sie früher auch selbst geteilt. Das hat sich in meinem Fall mit der Zeit geändert, sonst würde ich heute ja auch nicht diesen Artikel schreiben. Sollten dir Fleischersatzprodukte suspekt sein, will ich dir hier nur einen kleinen Denkanstoß bieten. Vielleicht ist das alles, was es braucht, um ein besseres Verständnis für vegane Ernährung zu bekommen.

Warum muss es unbedingt Fleisch sein?

Was stört Leute wirklich an Wurst in vegan und Schnitzel in vegetarisch? Wir haben nur eine Zutat gegen eine andere, vollkommen harmlose, ausgetauscht. Das ist nichts Neues und das machen wir auch bei Fleischprodukten immer wieder. Was, wenn es im Supermarkt bei dir um die Ecke nur Wurst aus Leguan-Nackenfleisch gäbe, du aber den Geschmack von Leguan nicht magst? Wäre es dann zu viel verlangt, nach Alternativen zu fragen? Wer hätte dann noch zu bestimmen, dass eine Alternative nicht auch vegan sein darf? Die Fleischindustrie etwa, die sich eine goldene Nase mit ihrem Geschäft verdient? Du oder ich? Auch eine Wurst, die nicht vegan ist, ist genauso künstlich hergestellt wie jedes Tofu-Steak. Und auch das Schweineschnitzel hat mit dem Tier, welches letzten Endes drinsteckt, optisch nichts mehr zu tun. Welchen triftigen Grund gäbe es also, auf Fleisch als essenzielle Hauptzutat zu pochen?

Menschen, die auf Fleisch verzichten, tun das meistens schließlich nicht, weil sie den Geschmack nicht mögen. Häufig spielen ethische Bedenken eine viel größere Rolle. Dass Tiere unter Massentierhaltung leiden und dass letztere den Klimawandel immer weiter vorantreibt, sollte inzwischen allgemein bekannt sein. Dir darf es ja vollkommen egal sein, darum geht es hier aber nicht.