Frauen brauchen weniger Sport als Männer für gleichen Effekt auf Gesundheit
Frauen brauchen laut einer Studie aus den USA und China weniger Sport als Männer, um ähnliche gesundheitliche Vorteile zu erzielen. Die Forschung, die an über 400.000 Amerikanerinnen und Amerikanern durchgeführt wurde, zeigt, dass Frauen mit weniger Training ein deutlich geringeres Sterberisiko haben als Männer.
Weniger ist mehr
In dieser Studie, die im „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht wurde, heißt es, dass Frauen lediglich 140 Minuten Bewegung benötigen, um das Sterberisiko um etwa 25 Prozent zu senken. Für Männer sind dagegen 300 Minuten erforderlich, um denselben Effekt zu erreichen. Besonders auffällig ist der Unterschied bei intensiveren Trainingszeiten. Hier reichen bei Frauen schon 57 Minuten pro Woche, um das Sterberisiko um 19 Prozent zu senken, während Männer mindestens 110 Minuten benötigen.
Die Forscher, darunter die Kardiologin Martha Gulati vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles, erklären diesen Unterschied gegenüber der NZZ durch verschiedene physiologische Faktoren. Frauen seien im Durchschnitt kleiner und leichter und hätten weniger Muskelmasse. Dies könnte bedeuten, dass sie Trainingsreize effizienter verarbeiten können. Ein weiterer Grund könnte die bessere Durchblutung und die größere Anzahl längerer Muskelfasern im weiblichen Körper sein.
Deutlicher Unterschied bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Der größte Unterschied zeigt sich bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Während regelmäßiges Training das Risiko bei Männern um bis zu 14 Prozent reduziert, sinkt es bei Frauen um beeindruckende 30 Prozent. Diese Ergebnisse zeigen sich sowohl bei Ausdauer- als auch bei Krafttraining.
Trotz der beeindruckenden Ergebnisse weist Gulati darauf hin, dass die Studie aufgrund der selbstberichteten Daten der Teilnehmer einige Ungenauigkeiten enthalten könnte. Männer tendierten dazu, ihre Intensität und -dauer beim Sport zu überschätzen, während Frauen diese eher unterschätzen. Zudem wurden Alltagsaktivitäten wie Hausarbeit oder Kinderbetreuung, die oft von Frauen übernommen werden, in der Studie nicht berücksichtigt.
Anpassung der Bewegungsempfehlungen
Gulati hofft, dass die Ergebnisse ihrer Forschung zu einer Anpassung der globalen Bewegungsempfehlungen führen. Sie argumentiert, dass die aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 150 Minuten pro Woche für alle Erwachsenen möglicherweise nicht differenziert genug sind. Insbesondere könnte eine geschlechtsspezifische Anpassung der Empfehlungen sinnvoll sein.
Die Forscherin betont auch die positiven Effekte von Bewegung, die praktisch ab der ersten Minute eintreten, besonders bei Frauen. Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, mehr Menschen zu regelmäßiger körperlicher Betätigung zu motivieren.
Diese Forschungsergebnisse liefern wertvolle Einsichten in die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Reaktion auf körperliche Aktivität. Sie könnten eine Grundlage für gezielte Gesundheitsstrategien bieten, die sowohl effektiver als auch inklusiver sind.
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Bild: Vecteezy; CC0-Lizenz