Muskelsucht

Alarmierende Trends: Wie soziale Medien Jugendliche in die Muskelsucht treiben

In unserer Gesellschaft, wo das Bild des perfekten Körpers durch soziale Medien wie Instagram oder TikTok omnipräsent ist, steigt bei Jugendlichen das Bestreben, diesen Idealen nachzueifern. Dieses Phänomen kann jedoch ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Professor Swen Körner von der Deutschen Sporthochschule Köln erklärt diese im Interview mit der WELT. Körner berichtet, dass die Besessenheit von einem muskulösen Körperbild nicht nur zu einseitigem Training, sondern auch zu Muskelsucht führen könne. Dieser Zustand füllt die Wartezimmer der Ärzte mit Jugendlichen, die über Schmerzen und andere Beschwerden klagen.

Soziale Medien als Verstärker problematischer Körperbilder

Idealisierte Körperbilder sind rund um die Uhr in den sozialen Medien verfügbar. Jugendliche werden so in eine Welt gezogen, in der die Erreichung von Schönheitsidealen als erstrebenswert gilt. Dies kann zu einer obsessiven Beschäftigung mit dem eigenen Körper führen, die sowohl psychische als auch physische Gesundheitsprobleme nach sich ziehen kann.

Körner erklärt, dass die Muskelsucht zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen könne, darunter soziale Isolation und Depressionen. Das übermäßige Krafttraining ist eine Form der Sucht, die weitreichende negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Die ständige Auseinandersetzung mit übermäßig trainierten Körpern, die oft weit von der Realität entfernt sind, kann das Selbstbild von Jugendlichen verzerren.

Warnsignale und Präventionsmaßnahmen

Es gibt mehrere Warnsignale für Muskelsucht, die Eltern beachten sollten. Dazu gehören eine ausschließliche Fokussierung auf Muskelwachstum, übermäßige Trainingszeiten und eine sichtbare Erschöpfung trotz fortgesetztem Training. Körner betont die Wichtigkeit des Dialogs zwischen Eltern, Trainern und den betroffenen Jugendlichen, um solchen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Es geht nicht nur um die individuelle Gesundheit, sondern um ein gesellschaftliches Problem, das strukturelle Lösungen erfordert. Fitnessstudios könnten durch professionelle Betreuung und gezielte Kommunikation mit den Eltern eine Schlüsselrolle spielen, um problematische Trainingsmuster frühzeitig zu erkennen und zu adressieren.

Die Rolle von Body Positivity

Ein wichtiger Ansatz zur Bekämpfung des gefährlichen Körperkults könnte die Bewegung der Body Positivity sein. Diese Gegenbewegung propagiert ein gesundes Körperbild, das natürliche Körperformen akzeptiert und fördert. Laut Körner zeigt die Forschung, dass Menschen, die realistische Körperbilder sehen, oft zufriedener mit ihrem eigenen Aussehen sind als jene, die ständig mit idealisierten Darstellungen konfrontiert werden.

Die ständige Präsentation von unrealistischen Körperidealen in den Medien kann junge Menschen stark beeinflussen und führt oft zu ungesunden Verhaltensweisen. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen ergriffen werden, um diesen Trends entgegenzuwirken und Jugendlichen zu helfen, ein gesundes Körperbild zu entwickeln.

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Bild: Andrea Piacquadio via Pexels; CC0-Lizenz