„Body Neutrality“: Darum ist das Konzept besser als „Body Positivity“

Während „Body Positivity“ will, dass wir unseren Körper lieben, setzt „Body Neutrality“ beim Akzeptieren an. Wir erklären, was sich hinter dem Konzept verbirgt – und warum es besser für unser mentales Wohlbefinden ist.

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte der Autorin.

Seit Beginn der „Body Positivity“-Bewegung hat sich im Hinblick auf Körperbilder einiges verändert. Endlich sehen wir online, aber auch in Film und Fernsehen, in Werbeclips und auf großen Plakaten die verschiedensten Körperbilder. Die Kleidergrößen bei beliebten Modeketten wurden erweitert und Kommentare zu fülligen Körpern wurden weniger.

Jedoch hat auch diese Bewegung einen negativen Beigeschmack. Was, wenn man sich, egal wie viel Mühe man sich gibt, nicht schön findet? Oder sich schlichtweg nicht über seinen Körper definieren will?

Darum ist „Body Positivity“ problematisch

Eigentlich hat die „Body Positivity“-Bewegung einen positiven Hintergedanken: Alle Menschen sollen sich in ihren Körpern wohlfühlen, egal ob dünn, dick, breit, schmal, groß, klein. Und den Körper dabei schön finden, zelebrieren und lieben, mit allen vermeintlichen Makeln, Verletzungen und mitsamt seiner natürlichen Behaarung.

Ein entscheidendes Problem, das „Body Positivity“ aber nicht lösen kann, ist: Im Fokus steht immer noch unser Körper. Aber was, wenn man sich, egal wie viel Mühe man sich gibt, nicht schön findet? Oder sich schlichtweg nicht über seinen Körper definieren will? Was passiert, wenn wir altern, krank werden, uns einer Operation unterziehen müssen, oder schwanger werden? 

Ihren Ursprung hat die „Body-Positivity“-Bewegung in der zweiten Feminismus-Welle in den 1960er- und 1970er-Jahren – und da ging es um was anderes. Schwarze und hochgewichtige Frauen hatten kaum eine Chance, sich in der Gesellschaft sichtbare Präsenz zu verschaffen. Aus ihrem Wunsch heraus, gegen strukturelle Diskriminierung – vor allem „Fat discrimination“ – vorzugehen, entstand die „Body Positivity“-Bewegung. Zu Beginn ging es also nicht darum, sich selbst mit aller Macht schön finden zu müssen. Doch durch Social Media hat sich das ursprüngliche Konzept weit von der ursprünglichen Absicht der Bewegung entfernt.

Heute geben viele „Body Positivity“-Aktivist*innen oft klare Regeln vor, wie man sich Menschen gegenüber verhalten soll, die nicht der Norm entsprechen. Diese Einseitigkeit hat innerhalb und außerhalb der Bewegung bereits Kritik ausgelöst. Entgegen der Behauptungen vieler BOPO-Aktivist*innen müssen auch sehr schlanke bis dünne Frauen damit rechnen, unangenehme bis übergriffige Kommentare abzubekommen – egal ob sie nun kritisch oder scheinbar positiv sind. Menschen, die der Schlankheitsnorm entsprechen, wird dies oft als Privileg ausgelegt – Stichwort „Pretty Privilege“.