Quiet Vacation

„Quiet Vacation“: Die heimliche Urlaubskultur der Millennials

Urlaub machen, ohne offiziell Urlaub zu nehmen – dieses Phänomen, bekannt als „Quiet Vacation“, wird unter Millennials immer beliebter. Eine Studie von Harris Poll enthüllte, dass junge Arbeitnehmer in den USA zunehmend kreative Strategien entwickeln, um dem hohen Arbeitsdruck zu entkommen und heimlich Auszeiten zu nehmen, ohne formale Urlaubstage einreichen zu müssen.

Die moderne Arbeitskultur bietet wenig Spielraum für offizielle Pausen, was die Sehnsucht nach einer Auszeit intensiviert. Besonders in den USA, wo die Arbeitsbelastung oft hoch ist, greifen viele Millennials auf diese stillen Urlaube zurück, um dringend benötigte Pausen zu genießen.

Urlaubskultur in den USA: Wunsch vs. Realität

Laut der Studie von Harris Poll, die 1.170 amerikanische Arbeitnehmer befragte, besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen der verfügbaren und genutzten Urlaubszeit. Obwohl viele Befragte mit der Urlaubspolitik ihrer Unternehmen zufrieden seien, nutzen sie nicht das volle Potenzial ihrer Urlaubstage. Besonders Millennials würden innovative Wege finden, um sich heimlich Freiräume zu schaffen, ohne offiziell Urlaub zu nehmen.

Die Studie zeigte, dass 83 Prozent der amerikanischen Arbeitnehmer mit der Urlaubspolitik ihrer Unternehmen zufrieden seien. 60 Prozent der Befragten hätten mehr als 10 bezahlte Urlaubstage pro Jahr, und 7 Prozent profitierten sogar von einer „unbegrenzten Urlaubspolitik“. Trotzdem nutzen 78 Prozent der Arbeitnehmer nicht das Maximum der ihnen zustehenden freien Tage; der Durchschnitt liegt bei 15 genutzten Urlaubstagen pro Jahr, obwohl fast die Hälfte mehr Urlaubstage zur Verfügung hätte.

Druck und Arbeitslast als Barrieren

Hauptgründe, warum Angestellte zögern, mehr Urlaub zu nehmen, seien der Druck, immer erreichbar und reaktionsbereit zu sein (31 Prozent), sowie eine hohe Arbeitsbelastung (30 Prozent). Diese Faktoren tragen zu einer Kultur bei, in der Pausen und Auszeiten zwar formal unterstützt würden, in der Praxis jedoch oft als negativ wahrgenommen werden könnten. Besonders junge Arbeitnehmer wie die Gen Z und Millennials fürchten negative Reaktionen und mögliche Karriereeinbußen, wenn sie um Urlaub bitten.

Kreative Auswege aus dem Urlaubsdilemma

Viele Millennials hätten Strategien entwickelt, um sich heimlich Auszeiten zu nehmen, also „Quiet Vacation“ zu machen. Etwa 38 Prozent der Millennials würden laut der Umfrage aktiv Methoden anwenden, um während ihrer heimlichen Auszeiten online zu erscheinen. Sie bewegten ihre Maus, um auf Unternehmens-Messaging-Systemen wie Microsoft Teams oder Slack als „aktiv“ zu gelten. Bei der Generation Z wenden 31 Prozent diese Taktik an, während nur 20 Prozent der Babyboomer ähnliche Strategien nutzen.

Darüber hinaus hätten 37 Prozent der Millennials bereits Auszeiten genommen, ohne dies ihrem Manager oder Arbeitgeber mitzuteilen – sie waren also abwesend, ohne offiziell abgemeldet zu sein. Im Vergleich dazu seien es 24 Prozent bei der Generation Z und 18 Prozent bei den Boomern, die ähnlich vorgehen.

Sehnsucht nach echter Pause

Trotz der Herausforderungen, die mit der Inanspruchnahme von Urlaub verbunden sind, zeigt die Umfrage, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer ihre freien Tage am liebsten für Entspannung und Erholung nutzen würde. 79 Prozent der Befragten bevorzugen es, ihre Urlaubstage dazu zu verwenden, um sich zu entspannen und neue Energie zu tanken. Der ideale Urlaubstag würde für viele am Strand (37 Prozent), in einer Stadt innerhalb der USA (19 Prozent) oder einfach zu Hause (17 Prozent) verbracht.

Vorbild Europa

Viele Amerikaner aus der Harris Poll-Umfrage sind der Ansicht, dass die USA Gesetze einführen sollten, die klare Grenzen zwischen Arbeitszeit und persönlicher Zeit festlegen – ähnlich wie es in Europa üblich sei. Dazu könnten ausgedehnte Urlaubspolitiken (zum Beispiel ein Monat Urlaub im August), längere Mittagspausen, kürzere Arbeitswochen und Regelungen gehören, die langsamere Reaktionszeiten außerhalb der Arbeitszeiten schützen.

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Bild: Julia Volk via Pexels; CC0-Lizenz